Am 10. Dezember 2008 wurde Ueli Maurer (71) als Nachfolger von Samuel Schmid (75) in den Bundesrat gewählt. Der Hinwiler amtete zunächst für sechs Jahre als Verteidigungsminister. 2016 wechselte er ins Finanzdepartement. 2013 und 2019 stand er der Landesregierung zudem als Schweizer Bundespräsidenten vor. Am Freitag verkündete der SVPler nun seinen Rücktritt; er will das Amt als Bundesrat per Ende Jahr niederlegen.
Während die Schweizer Polit-Szenen über Maurers Nachfolge diskutiert und Prognosen für die Zukunft stellt, werden unter anderem in den sozialen Medien besondere Momente des Magistraten ausgegraben. So trendet derzeit etwa auf Twitter der Hashtag #käluscht.
«Kä Luscht» — also keine Lust — hatte Maurer nämlich bei der Bundesratswahl im 2015: Nach seiner erfolgreichen Wiederwahl lehnte er vor laufender Kamera ein SRF-Interview ab. Dies mit der etwas schnippischen, kurzen Begründung: «Kä Luscht.» Zurück blieb damals ein perplexes Fernsehteam. Seine Antwort ist seither ein Schweizer Running Gag.
Allgemein ist Maurers Verhältnis den Medien gegenüber etwas abgespannt. So war auch seine aktuelle Rücktrittserklärung gleichzeitig eine Medienschelte; er sei inzwischen «mehr oder weniger Medienabstinenzler», meinte Maurer während der Rede.
Bereits im Jahr 1999 kam es zu Spannungen zwischen dem Politiker und Journalisten: In der «Tele24»-Sendung Sonntalk mit Roger Schawinski (77) verliess er mitten in der Diskussion das Studio. Zu sehr ärgerte er sich über die Aussage Schawinskis, er sei «SVP-Präsident von Blochers Gnaden». Noch immer geistert der Ausschnitt aus der Sendung mit dem Titel «SVP Präsident Ueli Maurer rastet aus!» im Internet umher.
Aber nicht nur in den Schweizer Medien hatte Maurer seine Mühen. Bei einer Live-Schaltung des US-amerikanischen Senders CNN im Mai 2019 rang der Schweizer Finanzminister regelrecht mit seinem Englisch. Das stetig hörbare Getuschel seines Kommunikationsverantwortlichen liess Maurer zusätzlich amateurhaft wirken. Schliesslich wurde noch ein weiteres unangenehmes Detail publik: Sein Gästebucheintrag im Weissen Haus, wo er damals Donald Trump (76) besuchte, war fehlerhaft.
Doch anderswo gab er sich auch wieder ganz weltmännisch: Als Bundespräsident sprach er am 24. September 2019 vor der Uno-Vollversammlung. Für diesen Auftritt erhielt er schliesslich Lob: «Er machte klar, er sei nicht als SVP-Mann gekommen, nicht als UNO-Gegner. Sondern als einer, der über den Bauchnabel hinausschaut, sich für die Sorgen der Welt interessiert», meinte SRF-Korrespondent Fredy Gsteiger nachträglich.
Als er während der Corona-Pandemie im «Freiheitstrychler»-T-Shirt auftrat, sorgte er dann wiederum für viel Ärger; politische Gegner tobten. Er selbst äusserte sich nie zur Sache.
Am lockersten und friedfertigsten trifft man Ueli Maurer stets bei volksnahen Anlässen. Schwingfeste stehen bei ihm so etwa hoch im Kurs. An der Olma 2016 gab er mit dem Olma-Säuli im Arm Interviews. Der Bauernsohn entlarvte sich dabei als Profi; es bereitete ihm keine Mühe, das flinke Tierchen in Schach zu halten.
Auch mit seiner Liebe zu Kühen konnte Maurer in der Vergangenheit punkten: In einem «Teleclub»-Interview plauderte er über seine Kindheit und erzählte auch von seiner Faszination für Kühe, seinem Lieblingstier. «Mein Lebenstraum ist es, einmal eine eigene Kuh zu haben», sagte Maurer. Ob sich Ueli Maurer diesen Wunsch nach seinem baldigen Rücktritt erfüllen wird?