Levi Fitze, wie sind Sie zur Wildtier-Fotografie gekommen?
Einen Teil meiner Kindheit verbrachte ich im Val Lumnezia auf einer Geissenalp. Damals, ich war zehn Jahre alt, habe ich mir als Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk eine Kompaktkamera gewünscht. Auf der Alp gab es für mich nicht viel zu tun. Also ging ich raus und beobachtete die Natur. Mit der Kamera konnte ich mich dann ausleben, und die Naturfotografie hat mich gepackt.
Wie findet man die Wildtiere in der weiten Natur?
Es ist wichtig, wirklich über die Tiere Bescheid zu wissen. Anhand des Lebensraums und des Verhaltens kann man gut herausfinden, wann und wo sich etwa Hirsche, Birkhennen oder Gämsen aufhalten. Je besser man Bescheid weiss, desto einfacher wird die Suche.
Welche Tiere kann man jetzt gut beobachten?
In den Sommermonaten bin ich oft in den Bergen bei den Steinböcken. Die sind jetzt fast überall oberhalb der Baumgrenze unterwegs. Das heisst, man hat gute Chancen, sie in den Bergbahnräumen zu fotografieren. Sonst ist es im Sommer relativ schwierig, weil viele Tiere mobil sind. Im Frühling ist es etwa einfach, Vögel zu sehen, weil die brüten und somit immer am gleichen Ort sind. Während der Balz- und Brunftzeit sind die Tiere auch oft in der gleichen Region.
Sind Sie auch schon in gefährliche Situationen geraten?
In der Schweiz weniger. Hier muss man vor allem in den Bergen aufpassen und immer die Gewalt der Natur im Hinterkopf behalten. Aber in den letzten zwei, drei Jahren konnte ich auch mehrmals im Ausland fotografieren. In Botswana haben wir vier Löwenbrüder begleitet. Wir haben mit Fotofallen gearbeitet, damit wir die Kameras aus der Ferne auslösen konnten. Trotzdem gabs eine Situation, in der wir recht nah an diese Tiere gekommen sind.
Welches ist Ihre schönste Begegnung in den letzten Jahren?
Das war in einem Bündner Bergtal, und zwar mit einer Luchsfamilie. Ich konnte eine Mutter mit drei Jungen fast eine ganze Stunde lang begleiten. Aber ich habe zuvor zwei Tage auf sie gewartet, weil ich wusste, dass ein Kadaver einer Gämse in der Nähe liegt.
Sie warten manchmal tagelang. Ist das nicht langweilig?
Das ist Teil des Prozesses. Ich habe schon sehr oft und sehr lange gewartet. Es kommen jedoch immer wieder Momente, in denen ich belohnt werde. Deshalb kann ich das Warten mittlerweile auch geniessen. Und es gibt immer etwas zu beobachten, wenn man in der Natur ist und sich darauf einlässt.
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