Anfang Woche in der Ankunftshalle des Euroairports Basel-Mulhouse. Rund ein Dutzend Personen sind gekommen, um Simon Ehammer, dem frischgebackenen Siebenkampf-Goldmedaillengewinner an der Hallen-WM in Glasgow, ihre Reverenz zu erweisen. Markus Lehmann, Geschäftsführer von Swiss Athletics, bimmelt mit einer Kuhglocke und sorgt für etwas Stimmung. Zwei Journalisten warten aufs Interview. Es ist alles eine Nummer kleiner im Vergleich zu anderen Empfängen, die die Schweiz in der Vergangenheit ihren erfolgreichen Sportlern schon bereitete. Vielleicht ist es aber nur die Vorspeise zu einem grösseren Menü, das im weiteren Verlauf des Jahres folgt.
Simon Ehammer freut sich, als er durch die Ankunftspforte tritt. Tags zuvor hat der 24-Jährige aus Gais AR zum Ende des entscheidenden 1000-Meter-Laufs den Turbo gezündet und so seinen knappen Vorsprung verteidigt. «Pinsel abe», habe er sich auf den letzten 200 Metern gesagt und das Letzte aus sich herausgepresst. Pinsel abe – das klingt nach einer Appenzeller Kopie von Anita Weyermanns berühm-tem «Gring ache u seckle», mit dem die Bernerin sich selbst bei ihrem Bronzelauf an der WM in Athen vor 27 Jahren angestachelt hatte. Nein, sagt Ehammer, er wolle der Bernerin damit keine Konkurrenz machen. «Ihren Spruch kennen alle in der Schweiz, der ist einmalig und längst Kult.» Aber er freue sich natürlich, wenn er nun mit solchen Leichtathletik-Grössen in einem Atemzug genannt werde.
Ehammer hat tatsächlich Historisches geschafft. Er ist erst der vierte Schweizer Leichtathlet, der an einer Hallen-WM Gold gewonnen hat; nur Kugelstösser Werner Günthör, Hürdenläuferin Julie Baumann und Sprinterin Mujinga Kambundji ist das bisher geglückt. «Es fühlt sich surreal an», stellt er fest, «du trainierst so viel für diesen Moment, und dann ist es plötzlich so weit.» Seine österreichische Freun-din Tatjana Meklau, 24, war zuletzt als Skicrosserin selber noch unterwegs. «Wenn wir uns wiedersehen, werden wir sicher ein wenig zusammen feiern.» Ansonsten werde er sich jedoch nicht mit etwas Besonderem für den Erfolg belohnen. «Die Medaille ist für mich Belohnung genug.» Erst recht nach dem schwierigen letzten Jahr mit den Schulterproblemen, die nur mit einer Operation kuriert werden konnten.
EM in Rom, Olympia in Paris
Nun folgt die Vorbereitung auf die Freiluftsaison – mit gleich zwei Höhepunkten: Die beiden Hauptgänge im diesjährigen Leichtathletik-Mehrgangmenü gibts im Juni und August, erst die EM in Rom, dann geht es in Paris um Olympiamedaillen. «Der Plan ist, an Olympia sowohl den Mehrkampf als auch den Weitsprung zu bestreiten», kündigt Ehammer an, «wenn denn körperlich alles weiterhin so gut verläuft wie bisher.»
Mit Medaillen an diesen Grossanlässen dürfte seine Popularität einen zusätzlichen Schub erhalten. Auf Social Media erhält er bereits jetzt zahlreiche begeisterte Kommentare. Ebenso treffen auf dem klassischen Postweg überraschend viele Briefe von Fans ein. Die freuen ihn sehr: «Es ist doch schön, wenn eine Person sich extra hinsetzt, sich Gedanken macht und dann einen schönen Brief schreibt.»