Sie strahlt, als sie zum Interviewtermin erscheint, umarmt die Fotocrew, freut sich auf das bevorstehende Styling. Es tut gut, sie so zu sehen. Hinter Wendy Holdener (31) liegt ein schwieriges Jahr. Im vergangenen Dezember muss sie nach einer Fraktur im Fuss die Saison beenden. Im Februar stirbt ihr älterer Bruder Kevin mit 34 Jahren an Krebs. «Es geht mir gut», sagt sie. «Ich bin motiviert für die Saison, und ich freue mich, mit euch zu shooten.»
Rückblick
Die 31-jährige Schwyzerin spricht nur kurz über ihren verstorbenen Bruder, ringt mit den Tränen. «Vor etwas mehr als einem Jahr hat sich die Situation bei Kevin sehr verschlechtert, die Chemo hat nicht mehr angeschlagen. Im Februar ist er an einer Lungenentzündung gestorben.» Jeder durchlebe den Prozess der Trauer anders, sagt sie. «Ich denke, Kevin ist sehr stolz auf uns, wenn er sieht, wie wir das als Familie gemeistert haben. Es gibt heute Tage, an denen ich nicht weine. Aber ja, er fehlt.» Die Erinnerungen seien nicht nur traurig. Wendy Holdener erzählt, sie spreche manchmal mit Leuten über Kevin, die ihn auch gekannt haben. «Wir reden dann davon, was wir mit ihm erlebt haben. Das kann mir auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, das sind coole Geschichten.»
Aufbruch
Zudem hat sie in ihrer Heimat Unteriberg SZ zusammen mit zwei Partnern zwei Mehrfamilienhäuser gebaut. «Jeder sollte seine Traumwohnung bauen dürfen. Die anderen Wohnungen haben wir verkauft.» Nach der Saison, im Frühling, kann Wendy Holdener einziehen. Vor allem hat sie sich genügend Platz gewünscht. «Es ist alles offen, es hat eine riesige Terrasse.» Im Untergeschoss gibt es einen Kraftraum mit Sauna. «Ich wollte alles so einrichten, dass ich ein Leben lang aktiv sein und mich bewegen kann. Ich möchte gern in meinen eigenen vier Wänden ankommen.» Auch eine Familie kann sich die Schwyzerin vorstellen – irgendwann.
«Ich möchte schon gern wieder dort anknüpfen, wo ich aufgehört habe. Zuvorderst im Slalom»
Wendy Holdener
Leidenschaft
Vorerst richtet sich ihr Fokus auf den bevorstehenden Skiwinter. Wendy Holdener freut sich. «Und ich bin etwas nervös», gibt sie zu. Vor allem wünscht sie sich, dass sie gesund bleibt und Spass hat am Skifahren. «Der Anspruch ist sicher, dort weiterzumachen, wo ich vor der Verletzung aufgehört habe.» An der Weltspitze also, zuvorderst im Slalom.
Heilung
Im Frühling und Sommer legt sie den Fokus auf das Training. «Ich musste schon etwas mehr am Fuss arbeiten, aber das ging nebenbei, etwa beim Aufwärmen.» Mit der Familie reist sie nach Italien, tankt Sonne und Energie. «Ich habe versucht, alles unter einen Hut zu bringen, das Training, mein Leben. Und ich wollte vor allem den Sommer geniessen.»