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Corona-Betroffene Natalie Dové

«Wenn das so weitergeht, machen Reisebüros dicht»

Das Coronavirus hat auch die Wirtschaft infiziert. Besonders schwer haben es die Selbstständigen und die KMU. Fünf Betroffene erzählen von ihrem Kampf um Lebenswerk und Existenz. In Teil 3: Reisebüroleiterin Natalie Dové, 45, aus Burgdorf BE.

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Natalie Dové

Auf dem Pult von Nathalie Dové stapeln sich die Dossiers. Ihr Reisebüro wickelt momentan nur noch Rückerstattungen ab.

Geri Born

«Geschlossene Grenzen, gegroundete Flieger, geplatzte Ferienträume: Herr und Frau Schweizer bleiben im Heimatland. Das macht uns grosse Sorgen. Der monatliche Umsatz ist von einem guten fünfstelligen Betrag auf null gestürzt. Seit über einem Monat kommt nichts mehr rein. Wir würden unseren Kunden noch so gerne unkompliziert und rasch Gelder rückerstatten. Leider kooperieren aber nicht alle Partner gleich gut, damit meine ich insbesondere Airlines, aber auch Hotels und Veranstalter.

Ein zinsloser Kredit sowie Kurzarbeit helfen mir und meinen neun Angestellten, dieses Jahr hoffentlich zu überstehen, auch weil Nussbaumer Reisen viele Jahre Rückstellungen gemacht hat. Dieses Glück hat aber längst nicht jedes Reisebüro. Wenn das so weitergeht, machen einige in den nächsten Monaten dicht. Wir brauchen unbedingt ein zweites Hilfspaket. In unserer Branche ist noch lange kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Das Reisebüro ist für mich nicht nur ein Arbeitsort. Ich bin hier gross geworden. Ich absolvierte die Lehre im Betrieb und übernahm diesen dann vor zehn Jahren. 2021 feiere ich mein 30-Jähriges. Es tut weh zu sehen, wie wir noch vor zwei Monaten in der Buchungshochsaison waren und es jetzt Richtung null geht. Manchmal weinen wir, weil wir uns so ohnmächtig fühlen.

Aufsteller sind Kunden, die das zurückgeholte Geld bei uns belassen und in Aussicht stellen, wieder zu buchen, sobald Normalität einkehrt. Wir spüren auch viel Unterstützung aus der Region. Gerade diese Woche kaufte jemand einen Gutschein für 2000 Franken. Das macht Hoffnung!»

Von Marlies Seifert und Onur Ogul am 26. April 2020 - 14:37 Uhr