Sein Lebenslauf ist bemerkenswert. Christoph Blocher mauserte sich vom armen Pfarrerssohn, zum Bauernlehrling, zum Unternehmer und einflussreichen Politiker. Am 11. Oktober feiert er seinen 80. Geburtstag. Die Konstante in seinem Leben ist nicht nur seine Mission, die Schweiz unabhängig von der EU zu halten, sondern auch Ehefrau Silvia.
Ihre Geschichte beginnt 1962 in der Badi in Wald ZH. Blocher ist da 22 Jahre alt und holt gerade die Matura nach. Der in Laufen ZH geborene Pfarrerssohn hat gerade eine Lehre zum Bauern und die Ausbildung an der Landwirtschaftsschule in Winterthur-Wülflingen hinter sich. «Eine wunderschöne Frau lag auf einem Badetuch», erinnert er sich an das erste Treffen mit Silvia. «Ich wusste, dass sie in dieselbe Schule ging wie mein Bruder Andreas. Das war mein Vorwand, um sie anzusprechen.»
Silvia, geborene Kaiser, kam gerade zurück von einem Austauschjahr in Amerika. Dass sie ab und zu in englischen Phrasen spricht, irritiert ihn erst. Die heute 75-Jährige besteht aber darauf, dass das nicht Absicht war. Er nimmt es mit Humor und ist fasziniert von ihr. «Ich merkte schnell, dass sie hochintelligent und interessant war», so Blocher.
Silvias Eltern waren anfangs skeptisch. Blocher war arm, ein studierender Bauer ohne Hof, er taugte genau genommen höchstens zum Knecht. Keine einfachen Voraussetzungen. «Ich bekam sie nicht kampflos. Meine Konkurrenten hatten Sportkarren, ich als Werkstudent ein mickriges Militärvelo», sagt er.
Nach dem ersten Aufeinandertreffen in der Badi folgt ein zufälliges Wiedersehen. Blocher besuchte das Theater in Zürich, Silvia ein Konzert. Auf der Rückfahrt nach Wald begegnen sie sich im Zug und setzen sich ins selbe Abteil. Die beiden philosophierten über Kultur – Amor hatte seinen Pfeil abgeschossen. Die beiden kommen sich danach auf Ausflügen näher.
Blochers Eltern, der Vater ein Pfarrer, die Mutter kümmerte sich um elf (!) Kinder, sind konservativ. Deshalb verheimlicht das junge Paar vorerst die Verlobung, die längst stattfand. Zu einem geeigneten Zeitpunkt holen sie den Akt ganz offiziell in Anwesenheit der Familien nach. Am 4. Oktober 1967 heiraten sie in der evangelischen Kirchen in Weinfelden TG.
Zum Anlass seines 80. Geburtstags besuchen Silvia und Christoph Blocher nun wieder den Ort ihrer Trauung. Vor dem Kirchentor erzählt die 75-Jährige, es sei für sie damals ein Risiko gewesen, ihn zu wählen. Silvia war Primarlehrerin und brachte das Geld nach Hause. Doch die Liebe war stärker. «Es hat einfach gepasst zwischen uns. Wir hatten dieselbe Weltanschauung. Man konnte gut mit ihm diskutieren, aber auch lachen», sagt sie.
Ein gutes Jahr nach der Hochzeit ist Silvia schwanger. Das Paar zieht nach Feldmeilen am Zürichsee, wo Magdalena zur Welt kommt. Blocher schliesst da gerade sein Jura-Studium ab. Von nun an ist Silvia Hausfrau und Mutter. «Ich war gerne Lehrerin», sagt sie. «Aber es war als Frau halt üblich, zu Hause zu bleiben, wenn man Kinder hat. Das war auch für mich klar. Und ich machte es gern.» In Meilen wird Blocher vierfacher Familienvater.
Beim Kaffee in seiner Villa in Herrliberg ZH schwelgt Blocher mit seiner Gattin in Erinnerungen. Der nun 80-Jährige wirkt rüstig, ist gut zu Fuss unterwegs und der Kopf nicht müde. Geht es um Politik, kehrt er stets zum selben Thema zurück: «Die Europafrage treibt mich bis heute um.» Das Scheitern der Begrenzungsinitiative und die Diskussion um den Rahmenvertrag mit der Union beweisen, dass er weiterkämpfen müsse. «Solange das Modell einer freiheitlichen, direktdemokratischen und neutralen Schweiz gefährdet ist und ich noch Kraft habe, mache ich weiter.»
Blochers polarisierende Art provoziert scharfe Reaktionen. Gegner bezeichnen ihn als Ausländer- oder konservativen Frauenfeind. «Ich weiss ja, dass das nicht stimmt», sagt er und winkt ab. «Ich höre einfach nicht zu und schaue geradeaus.» Ehefrau Silvia glaubt nicht, dass ihr Mann je zur Ruhe kommt. Sie appelliert an die Vernunft: «Ich möchte, dass er nicht mehr macht, als seine Gesundheit erlaubt.» Sie stelle jedoch eine «Altersmilde» an ihm fest. Blocher nickt: «Heute nehme ich mich zurück und mische mich nicht mehr überall ein.» Den runden Geburtstag feiert die Familie gemeinsam. «Alle Kinder und Enkel werden dabei sein», sagt Blocher und freut sich auf kommende, ruhigere Jahre.
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