Notfallpflege-Expertin Rahel Bieri, 33, ist täglich mit Covid-Patienten konfrontiert. Es belastet sie, ihnen keine Perspektive geben zu können.
«Kürzlich hatten wir gleichzeitig elf Covid-Patienten im Notfallzentrum, welche alle isoliert werden mussten. Und nebenbei betreuen wir ja auch andere Notfälle, denen wir einen sicheren Aufenthalt bieten müssen. Mich beschäftigt die Unvorhersehbarkeit – da ist der 40-jährige Marathonläufer mit schwerstem Verlauf, aber auch die über 80-Jährige, die nach kurzer Zeit wieder nach Hause kann. Die aktuelle Situation stellt grosse Anforderungen an alle Beteiligten. Ich habe kein Verständnis für Skeptiker, welche diese nicht ernst nehmen.»
Pflegefachfrau Rahel Frey, 30, leitet die Covid-Verdachtsstation. Momentan fehlen ihr krankheitsbedingt acht Mitarbeitende. «Ich muss Leute aus der Quarantäne holen.»
«Mein ganzes Team wurde von der Chirurgie versetzt. Ein anderes muss nun jene Station mitbetreuen. Hier warten Patienten mit schweren Symptomen auf Testergebnisse. Jeder könnte positiv sein – oder auch nicht. Das bedeutet Situationen wie kürzlich: Eine Patientin kollabierte im Nebenzimmer, ich musste mich zuerst umziehen und desinfizieren, bevor ich ihr helfen konnte. Bei einem Pensum von 80 Prozent arbeite ich momentan 100 plus Überstunden. Ich war mal Spitzensportlerin, aber noch nie so gefordert.»
Als Sachbearbeiterin am Empfang der Notaufnahme bemerkt Silvia Roth, 56, vor allem eines: die grosse Verunsicherung der Leute.
«Zum einen kommen Leute mit leichtem Schnupfen in die Notaufnahme, die wir sofort zum Testen -schicken. Andere kommen nicht oder fast zu spät – zum Beispiel mit einem geplatzten Blinddarm –,weil sie nicht wegen einer ‹Bagatelle› den Notfall besetzen wollen oder aus Angst vor einer Corona-Ansteckung. Das zeigt die riesige Verunsicherung der Leute. Auch uns betrifft die Personalknappheit. Für die Notaufnahme braucht es speziell aus-gebildete Pflegende. Wenn jemand ausfällt, kann er oder sie nicht einfach durch jemanden von einer anderen Station ersetzt werden.»
Auf der medizinischen Intensivstation dominiert ein Krankheitsbild: Covid-19. Dies hat Konsequenzen für Céline Rickenbacher, 26, und ihre Kolleginnen.
«Die Intensivstationen sind voll, momentan richten wir im Aufwachraum zusätzliche Beatmungsplätze ein. Wegen der vielen Covid-Fälle arbeite ich mit Schutzkleidung in einer Isolationszone. Das bedeutet, dass Dinge, die ich sonst selbst tun würde - zum Beispiel Medikamente holen -, jemand anders machen muss. Hier springen zum Beispiel Mitarbeitende vom Kinderspital ein. Aber was soll man machen? Es gibt halt einfach nicht mehr Pflegepersonal. Die physischen und psychischen Belastungen sind enorm.»
Seit 28 Jahren arbeitet Mileva Smitran, 63, bei der Reinigung des KSA. Für ihr Team ist die Arbeit auf der Covid-Station eine besondere Herausforderung.
«Im Moment ist so gut wie gar nichts normal. Es gibt viele Verschiebungen, und wir müssen flexibel sein. Die Arbeit auf der Covid-Station verlangt höchste Konzentration, man muss schnell sein und zu jedem Zeitpunkt gut geschützt. Wenn ich in die Zimmer komme, schaue ich die Patienten nicht an. Das möchte ich nicht. Auch bei uns ist das Personal knapp. Ich springe gern ein, wenn jemand krank ist. Privat sind die Leute zurückhaltender als sonst, weil ich im Spital arbeite. Das verstehe ich. Selbst habe ich keine Angst, mich anzustecken.»
Der Produktionsleiter der Restaurants im KSA, Benjamin Kerber, 36, erlebt auch die positive Seite der Pandemie: «Die Leute sind dankbarer.»
«Wir in der Küche bekommen die allgemeine Hektik nicht so mit. Im Gegenteil: Bei uns können die Mitarbeitenden eine Auszeit einlegen und kurz abschalten. Das schätzen die meisten noch mehr als vorher. Wir bekommen mehr Feedback und mehr Komplimente, es gibt keine Diskussionen über Kleinigkeiten. Trotzdem sehne ich das Ende dieser ‹Geschichte› herbei. Ich kenne mittlerweile drei Leute, die mit Covid-19 auf der Intensivstation lagen, und kann nur sagen: Ich selbst möchte das nicht erleben!»
Die Machtlosigkeit dem Virus gegenüber macht Assistenzärztin Céline Bretscher, 26, am meisten zu schaffen. Sie arbeitet auf der Covid-Station.
«Sich als Ärztin so hilflos zu fühlen, ist grauenhaft. Man wählt den Beruf ja, weil man helfen möchte! Am Ende seiner Möglichkeiten zu sein, nur noch beim Sterben zuschauen zu können – bei Corona passiert das verhältnismässig häufig und unter Umständen innerhalb von Tagen. Natürlich ist der Altersdurchschnitt der Patienten eher hoch. Aber gerade kürzlich starb ein 58-jähriger zuvor völlig gesunder Patient. Frustrierend, wenn gewisse Leute da noch von einer harmlosen Grippe sprechen!»
Mit seinem Team ist Marius Puiu, 53, für den Patiententransport verantwortlich. Er hat sowohl mit Infizierten als auch mit Nicht-Infizierten zu tun.
«Unsere Aufgabe ist es, Patienten von der Station zu Untersuchungen oder in den OP zu bringen. Für den Transport eines Covid-Infizierten brauche ich in der Regel etwa doppelt so lange wie für jemanden ohne Corona, da ich alles gründlichst desinfizieren und mich selbst jedes Mal komplett umziehen muss. Der Zeitdruck ist riesig. Aber ich bin Sportler, ich schaffe das schon. Zudem sind wir gut organisiert. Man sollte das Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen – ich habe viele Schwerbetroffene gesehen, auch Jüngere. Das ist schlimm.»