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Kolumne: Zubi par(l)iert

«Zwei Pässe, ein Tor»

Der «vertikale Spielaufbau» der Schweizer Nationalmannschaft ist ihre grosse Stärke, sagt EM-Kolumnist Pascal Zuberbühler (53). Vielleicht auch gegen Deutschland der Weg zu drei Punkten?

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Foto: Joseph Khakshouri 27.05.2024 Pascal Zuberbühler in seinem Garten Portätiert Zubi wird für die SI über die EM eine Kolumne schreiben Wallisellen (ZH)

Der ehemalige Schweizer Nati-Goalie Pascal Zuberbühler analysiert für die SI die Fussball-EM.

Joseph Khakshouri

Ich möchte heute gerne über das «vertikale Spiel» der Schweizer Nationalmannschaft sprechen. Ich denke, dieses ist eine der grossen Stärken unseres Teams, seine wirkungsvollste Waffe. Mir ist dieser Spiel- oder besser Schachzug schon vor längerer Zeit aufgefallen, bereits in der Vorbereitung auf die EM. Viele Tore und Chancen, die sich die Nati erspielt, werden gleich eingeleitet. Der erste Pass kommt beispielsweise von Verteidiger Manuel Akanji. Wenn man die Position der Spieler in diesem Augenblick beobachtet, erkennt man, dass die Gegner oft die Seitenlinien abdecken. Der Raum in der Mitte dagegen ist ziemlich frei. Und genau dies nutzt Akanji mit seinen klugen Pässen aus.

Normalerweise bildet Granit Xhaka die Mittelachse mit Akanji. Im Spiel gegen Ungarn steht aber Überraschungsmann Michel Aebischer auf dieser Position, was die Gegner verunsichert. Aebischer leitet den Ball an die Sturmspitze weiter, in unserem Beispiel an Kwadwo Duah, der versenkt. Gerade mal zwei Pässe bis zum erfolgreichen Abschluss!

Foto: Toto Marti, 15.6.2024, Köln: Fussball EM Deutschland 2024, 1. Gruppenspiel: Ungarn - Schweiz 1:3. Manuel Akanji (SUI).

Spielmacher Manuel Akanji beim «vertikalen Spielaufbau» über die Mitte.

Toto Marti

Aus meiner Sicht ist Manuel Akanji der heimliche Spielmacher. Er bietet sich an und weiss schon genau, an wen er weiterpassen kann. Die Schweizer im Mittelfeld oder im Sturm verlassen sich darauf, dass Akanji die Pässe so spielt – und reagieren entsprechend. Während die Gegner die Stars an der Seite abdecken, weiss Aebischer, dass er den Ball erhalten wird und ihn sofort nach vorne weitergeben kann. Das ist eine unglaubliche Stärke der Schweizer, und ich bin sehr gespannt, wie die Gegner in naher Zukunft darauf reagieren werden.

Natürlich kann die Nati auch in einen Konter laufen. So passiert beim Fast-Treffer von Barnabás Varga im ersten EM-Spiel gegen Ungarn. Doch ich gehe davon aus, dass die Schweizer auch in künftigen Matches öfters über die Mitte in die gegnerische Zone gelangen. Der Ball muss zwangsläufig dort durch, und die Schweizer verfügen über mehrere Spieler, die diese Position im Mittelfeld einnehmen können.

Ich würde gerne auch noch ein paar Worte verlieren über den neuen Assistenztrainer von Murat Yakin, Giorgio Contini. Er hat mir einen sehr guten Eindruck gemacht, bringt neuen Spirit, neue Power. Contini kennt Yakin sehr gut, die Spieler hören auf ihn. Er steht auf dem Platz, führt die Übungen durch, während Muri an der Taktik feilt. Ich sehe Contini als Gewinn für den Staff. An einem EM-Turnier braucht man solche Teamplayer, starke Stimmen.

Ich denke, wir müssen nun alle fokussiert bleiben und den Gedanken weitertragen, dass wir eine gute Nationalmannschaft haben. Nur schon die ganzen Berichte über Xherdan Shaqiri waren mir zu viel. Er ist ein sehr verdienstvoller Schweizer Nationalspieler. Und er gehört zu diesem Kader, wird seine Leistung zeigen, wenn er die Chance bekommt. Wir dürfen uns auch nicht auf vergangenen Lorbeeren ausruhen. Als Nächstes wartet Deutschland und damit der vielleicht stärkste Gegner überhaupt.

am 23. Juni 2024 - 12:00 Uhr