Am 17. Mai sind alle Augen auf sie gerichtet: Michelle Hunziker (48), Sandra Studer (56) und Hazel Brugger (31) werden vor über 100 Millionen TV-Zuschauern durch das grosse Finale des Eurovision Song Contest in Basel führen. Zwei, respektive vier Tage davor, präsentieren Studer und Brugger die ESC-Halbfinals. «Im Moment ist Nervosität noch kein Thema», sagt Michelle Hunziker im Interview mit Blick. «Aber natürlich, wenn der Countdown beginnt und es nur noch zehn Sekunden zur Sendung sind, wird mein Herz rasen.»
Michelle, Hazel und Sandra, wie laufen die Vorbereitungen auf Ihren ESC-Job?
Michelle Hunziker: Wir haben eine fantastische Ausgangssituation. Wir werden super betreut, haben ein tolles Team und sogar unsere Moderationstexte bereits bekommen und im Team gemeinsam gelesen. Und wenn ich dann noch mit den zwei Superfrauen Hazel und Sandra arbeiten kann, ist das umso schöner, denn es lastet nicht alles auf einer Person.
Hazel Brugger: Ich habe am meisten Angst davor, dass ich die einfachsten Dinge während der Sendung vergesse. Beispielsweise, was die Zahl Fünf auf Englisch heisst.
Sandra Studer: Es ist eigentlich egal, ob es der ESC oder eine kleinere Sendung ist: Kurz vor der Sendung ist man total nervös und fragt sich, wieso man diese Show nicht einfach vor dem Fernseher auf dem Sofa mit Nüssli und Chips geniesst. Diese Momente kenne ich gut. Ich freue mich vor allem, Michelle und Hazel neben mir zu haben. Wir sind es gewohnt, alleine durch Sendungen zu führen. Jetzt sind wir im Verbund, das finde ich sehr schön.
Hazel Brugger: Vor der Sendung wirds wohl wie beim Bungee-Jumping. Der Moment, in dem man springen muss, ist Horror. Aber danach ist es nur Party. Das wird beim ESC genau so sein.
Haben Sie einen Glücksbringer oder ein Ritual für die Sendung?
Hunziker: Bei mir ist es Schweizer Schnaps (lacht). Nein, im Ernst: Ich lebe ein sehr gesundes Leben, aber vielleicht hilft ein Schlückchen vor der Sendung gegen die Nervosität.
Studer: Ich habe mich schon oft gefragt, ob das hilft, aber mich noch nie getraut, es auszuprobieren. Meine Angst ist zu gross, dass meine Hirnzellen danach zu langsam arbeiten. Vielleicht kommt jetzt der Moment, das zu testen, mit Michelle. Vielleicht einmal vor einer Probe.
Hunziker: Wir werden so voller Adrenalin sein, deine Hirnzellen können gar nicht langsam werden.
Studer: Jedenfalls suche ich bis heute nach einem Rezept gegen Nervosität. Früher, bei grossen SRF-Shows im Hallenstadion, habe ich hinter den Kulissen immer die Leute vollgequatscht. Ihr könnt euch also vor der Sendung auf einen Redeschwall gefasst machen.
Brugger: Ich bin gespannt! Ich werde immer sehr müde vor Shows und kann mir zwei Minuten vor der Sendung gar nicht vorstellen, dass ich aktiv werden kann. Aber dann macht es Klick und es geht los. Was mir hilft, ist an die grosse Erde mit der ganzen Bevölkerung zu denken. Dann sind es zwar 170 Millionen Zuschauer, verglichen mit der unendlichen Grösse des Alls ist das aber nicht viel.
Angekündigt wurde auch, dass die Hosts nicht nur moderieren, sondern auch andere Talente unter Beweis stellen. Was können wir da erwarten?
Brugger: Ich werde auf jeden Fall Talente zeigen, die nicht nur die Leute zum ersten Mal sehen, sondern auch ich nicht von mir kannte. Nur so viel. Eine überraschende Sensation ist besser als eine, die man schon weiss.
Hunziker: Wir wollen die Erwartungen nicht zu hoch heben.
Hunziker, Studer und Brugger wohnen in drei verschiedenen Ländern. Darum wird per Whatsapp kommuniziert.
Stefan BohrerWie halten Sie Kontakt untereinander?
Brugger: Wir haben eine Whatsapp-Gruppe. Das ist richtig unangenehm, weil ich da oft richtig grenzüberschreitende Sachen schreibe und alle mit meinen GIFs nerve. Aber so ist es halt: Das muss man wissen, wenn man mit mir arbeitet.
Wie heisst der Chat?
Brugger: ESC-Muttitasking!
Studer: Das Muttersein war das erste Thema, das wir gemeinsam hatten. Als wir uns zum ersten Mal sahen, ging es etwa dreissig Sekunden, bis wir über unsere Kinder gesprochen haben. Darum lag «Muttitasking» auf der Hand.
Brugger: Und das Profilbild ist die Escape-Taste einer Tastatur. ESC!
Was ist bezüglich Ihrer Kleidung in Basel geplant? Wie oft werden Sie sich umziehen?
Hunziker: Wir werden uns nicht ständig umziehen, dafür bleibt keine Zeit. Die Outfits werden vom Walliser Designer Kevin Germanier entworfen. Wie das am Ende aussehen wird, gibts dann im TV zu sehen.
Brugger: Es wird für mich wohl mehr wie bei Adele als bei Taylor Swift. Adele hat bei ihrer Show irgendwann die Schuhe ausgezogen und wer mich kennt, weiss, dass unbequeme Dinge für mich keine Option sind. Darum bewundere ich Sandra und Michelle, die in hohen Schuhen nicht nur nicht schmerzverzerrt aussehen, sondern sich auch grazil und speditiv bewegen können. Ich arbeite so hart wie möglich daran, nicht mit meiner Gangart zu irritieren.
Vor allem 2024 musste das Moderations-Duo des ESC unangenehme Situationen wie Buh-Rufe wegen der Teilnahme Israels meistern. Wie bereiten Sie sich auf solche Momente vor?
Studer: Man hat in diesem Jahr schon viel aus den Ereignissen im letzten Jahr gelernt und muss sich auf vieles vorbereiten. In der Show selbst kann man solche Dinge nicht umgehen, das kann wieder passieren. Aber ich glaube nicht, dass wir als Moderatorinnen darauf reagieren müssen. Der ESC ist für uns ein unpolitischer Event, an dem verschiedene Kulturen, Menschen und Sprachen zusammenkommen und mit Musik eins werden. Diese positive Stimmung, diese Party, wollen wir als Moderatorinnen vermitteln.
Hunziker: In schwierigen Momenten muss man empathisch reagieren. Die Moderationen sind sekundengenau getaktet. Aber am Ende kann man das Publikum nicht stummschalten. Da müssen wir spontan schauen, welche Reaktion angebracht ist.
Brugger: Für mich ist der ESC eine unpolitische Oase in einer politisch extrem aktivierten Welt und auch in einem teilweise sehr angespannten Europa. Diese Oase wollen wir beibehalten.
Wie viele der Songs des diesjährigen Wettbewerbs haben Sie schon angehört?
Hunziker: Ich habe alle schon etwa 100 Mal angehört und kann es kaum erwarten, diese Titel auf der Bühne zu sehen. Für mich ist es wahnsinnig schwierig, meine Favoriten nicht mit anderen zu teilen und neutral zu bleiben. Das wird die grösste Herausforderung!
Studer: Das Durchhören der Titel gehört für mich einerseits zur Vorbereitung auf die Sendung, andererseits bin ich in dieser Hinsicht ein grosser ESC-Fan und höre mir die Lieder ohnehin jedes Jahr an. Der Effekt ist jedes Jahr gleich: Man hat diese Ohrwürmer im Kopf, die nicht mal in der Nacht weggehen. Das wird jetzt immer schlimmer werden.
Brugger: Ich habe eine Playlist mit allen aktuellen Songs, die ich immer beim Joggen höre. Und mittlerweile gehe ich beim Hören auch immer weiter in der ESC-Geschichte zurück. Jetzt hören meine Kinder sogar Abba. Das ist für mich prima: Wir sind jetzt endlich weg von dieser nervtötenden Kindermusik, jetzt hören wir zu Hause «Waterloo».
Immer wieder gibts Gerüchte, dass Céline Dion die Schweiz am diesjährigen ESC beehren könnte. Gibts da Neuigkeiten?
Hunziker: Das ist wohl das grösste Geheimnis des ganzen ESC 2025. Wir dürfen sagen, dass es ein grosser Traum ist.
Studer: Es wäre ein ikonischer Moment, sie bei uns zu haben. Ich erinnere mich noch gut an ihren Sieg und es wäre ein schöner Kreis, der sich schliesst. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir sie in Basel in irgendeiner Form dabei haben.
Michelle Hunziker, Sie stossen durch ihre Verpflichtung im italienischen Fernsehen erst beim Finale zum Moderationsteam des ESC. Vorteil oder Nachteil?
Hunziker: Ein Nachteil, weil ich natürlich gerne die Halbfinals mit Hazel und Sandra moderiert hätte. Ich habe einen Exklusivvertrag mit Mediaset und bin froh, wenigstens beim Finale dabei sein zu dürfen. Aber es kann auch ein Vorteil für mich sein, weil die anderen beiden schon viel gearbeitet haben und ich dann mit neuer Energie dazustosse.
Brugger: Bei «Star Wars» können Han Solo und Chewbacca im Raumschiff Millenium Falcon nur mit Hilfe des «Hyperdrive» schnell flüchten. Dieses Tempo bringt uns dann Michelle. Und ich bin Chewbacca.
Studer: Wer bin dann ich?
Brugger: Du kannst sein, wer du willst. Aber wahrscheinlich bist du dann Han Solo. Oder Prinzessin Leia.