Die Geschichte ist hollywoodreif. Es geht um alte Männer, junge Frauen, Sex und Macht. Doch die Schicksale dahinter sind verstörend. Der Skandal war perfekt, als der bestens vernetzte Investmentbanker Jeffrey Epstein im Juli 2019 festgenommen wurde.
Er soll minderjährige Mädchen und junge Frauen missbraucht und zum Sex mit reichen Freunden gezwungen haben. Im August 2020 wurde Epstein tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan gefunden. Man geht von Suizid aus.
Die Details, die zum Vorschein kamen, werden einigen Herren den Schlaf geraubt haben. So war Prinz Andrew ebenso Mitglied des exklusiven Sex-Zirkels, wie Bill Clinton. Der Name Donald Trump fällt auch – in seinem Luxusressort Mar-a-Lago haben die Treffen stattgefunden.
Ghislaine Maxwells Name steht ganz oben auf der Liste. Epsteins Ex hätte eigentlich gute Karten, die schmutzigen Geheimnisse des US-Multimillionärs aufzudecken und Licht ins Dunkel zu bringen. Doch das Schicksal meint es gerade nicht sehr gut mit der Society-Lady, die in ihren besten Zeiten eng mit Politikern und dem Hochadel verkehrte.
Die Anklageschrift gegen die Strippenzieherin ist happig. Mindestens drei junge Frauen im Teenageralter soll sie rekrutiert haben und selbst an den Sexorgien beteiligt gewesen sein. Das jüngste Opfer war gerade mal 14 Jahre alt! Seit August 2020 sitzt Ghislaine Maxwell nun in New York im Gefängnis. Sie plädiert auf nicht schuldig. Jetzt hat sie selbst Anklage erhoben: Eine Gefängnisaufsicht habe ihr körperlich Schaden zugefügt.
Der Missbrauch hat sich im Metropolitan Detention Center in New York ereignet, teilte Ghislaine Maxwells Anwältin Bobbi Sternheim am Dienstag in einem Brief mit. Sie ist in ihrer Einzelzelle abgetastet worden. Ihr Anliegen, bei der Untersuchung eine Kamera einzusetzen, wurde kurz zuvor angelehnt.
«Als Frau Maxwell in Schmerzen zurückwich und sagte, dass sie die Misshandlung melden werde, wurde ihr mit disziplinarischen Massnahmen gedroht», schrieb Sternheim. Einige Tage später sei gegen sie eine Vergeltungsaktion unternommen worden, weil sie die körperliche Misshandlung angezeigt habe. Maxwell habe in einer Dusche die Wände mit einem Besen schrubben müssen.
Wer ist die «Madame», die in den 90er-Jahren mit dem pädophilen Multimillionär liiert war? Fotos zeigen, wie die beiden sich an Partys in den Armen liegen. Ghislaine gilt als charismatische Persönlichkeit. Die bildhübsche und taff wirkende Tochter des verstorbenen britischen Medienmoguls Robert Maxwell und der französischstämmigen Holocaustforscherin Elisabeth Meynard hatte aber keine einfache Kindheit.
Sie ist Opfer der Tyrannei des Familienoberhauptes. Der Tycoon wurde als Egomane beschrieben, der sein Unternehmen und seine zehnköpfige Familie wie ein Despot regiert habe. Seine vier Söhne und vier Töchter hatten zu funktionieren, wie er es wünschte.
Der Angeklagten wird im Juli der Prozess gemacht. Ghislaine Maxwell drohen bis zu 35 Jahre Haft. Ein Antrag auf Kaution in der Höhe von 28,5 Millionen US-Dollar wurde abgelehnt – wegen akuter Fluchtgefahr. 2016 heiratete die Britin und Kosmopolitin Scott Borgerson, 44. Der Tech-Unternehmer wäre bereit gewesen, 25 Millionen Dollar für seine Frau hinzublättern.
Dabei, so interne Quellen, habe Maxwell damals bereits die Scheidung beschlossen. Was für ein Verwirrspiel! Richterin Alison J. Nathan kam zum Schluss, «dass eine Freilassung die Anwesenheit der Beschuldigten bei künftigen Verfahren nicht sicherstellen könne».