1. Home
  2. People
  3. Ghislaine Maxwells tiefer Fall
Ghislaine Maxwells tiefer Fall

Wurde Epsteins Ex im Gefängnis misshandelt?

Ghislaine Maxwell, 59, wird der Beihilfe des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger bezichtigt. Seit einem halben Jahr schmort sie hinter Gittern. Nun hat die Ex-Freundin von Jeffrey Epstein selber Anklage erhoben: Sie sei im Gefängnis körperlich misshandelt worden.

Artikel teilen

NEW YORK CITY, NY - MARCH 15: Jeffrey Epstein and Ghislaine Maxwell attend de Grisogono Sponsors The 2005 Wall Street Concert Series Benefitting Wall Street Rising, with a Performance by Rod Stewart at Cipriani Wall Street on March 15, 2005 in New York City. (Photo by Joe Schildhorn/Patrick McMullan via Getty Images)

Die Ex-Freundin von Jeffrey Epstein sitzt seit August 2020 im Gefängnis. Der pädophile Multimillionär begann 2019 Selbstmord.

Patrick McMullan via Getty Image

Die Geschichte ist hollywoodreif. Es geht um alte Männer, junge Frauen, Sex und Macht. Doch die Schicksale dahinter sind verstörend. Der Skandal war perfekt, als der bestens vernetzte Investmentbanker Jeffrey Epstein im Juli 2019 festgenommen wurde.

Er soll minderjährige Mädchen und junge Frauen missbraucht und zum Sex mit reichen Freunden gezwungen haben. Im August 2020 wurde Epstein tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan gefunden. Man geht von Suizid aus.

From left, American real estate developer Donald Trump and his girlfriend (and future wife), former model Melania Knauss, financier (and future convicted sex offender) Jeffrey Epstein, and British socialite Ghislaine Maxwell pose together at the Mar-a-Lago club, Palm Beach, Florida, February 12, 2000. (Photo by Davidoff Studios/Getty Images)

Mächtige Männer: Jeffrey Epstein mit seiner damaligen Freundin Ghislaine Maxwell und dem Ehepaar Trump.

Getty Images

Die Details, die zum Vorschein kamen, werden einigen Herren den Schlaf geraubt haben. So war Prinz Andrew ebenso Mitglied des exklusiven Sex-Zirkels, wie Bill Clinton. Der Name Donald Trump fällt auch – in seinem Luxusressort Mar-a-Lago haben die Treffen stattgefunden.

Ghislaine Maxwells Name steht ganz oben auf der Liste. Epsteins Ex hätte eigentlich gute Karten, die schmutzigen Geheimnisse des US-Multimillionärs aufzudecken und Licht ins Dunkel zu bringen. Doch das Schicksal meint es gerade nicht sehr gut mit der Society-Lady, die in ihren besten Zeiten eng mit Politikern und dem Hochadel verkehrte.

ASCOT, UNITED KINGDOM - JUNE 22:  Royal Ascot Race Meeting Thursday - Ladies Day. Prince Andrew, Duke Of York and Ghislaine Maxwell At Ascot. With them are Edward (far left) and Caroline Stanley (far right), the Earl and Countess of Derby. (Photo by Tim Graham Photo Library via Getty Images)

Gute Beziehungen bis ins Königshaus: Ghislaine Maxwell und Prinz Andrew Arm in Arm an einer Hochzeit. 

Tim Graham Photo Library via Get

Die Anklageschrift gegen die Strippenzieherin ist happig. Mindestens drei junge Frauen im Teenageralter soll sie rekrutiert haben und selbst an den Sexorgien beteiligt gewesen sein. Das jüngste Opfer war gerade mal 14 Jahre alt! Seit August 2020 sitzt Ghislaine Maxwell nun in New York im Gefängnis. Sie plädiert auf nicht schuldig. Jetzt hat sie selbst Anklage erhoben: Eine Gefängnisaufsicht habe ihr körperlich Schaden zugefügt.

Der Missbrauch hat sich im Metropolitan Detention Center in New York ereignet, teilte Ghislaine Maxwells Anwältin Bobbi Sternheim am Dienstag in einem Brief mit. Sie ist in ihrer Einzelzelle abgetastet worden. Ihr Anliegen, bei der Untersuchung eine Kamera einzusetzen, wurde kurz zuvor angelehnt. 

Ghislaine Maxwell, Gerichtsskizze, 2020

Der tiefe Fall einer einst strahlenden Society-Lady: Ghislaine Maxwell behauptet (Gerichtszeichnung vom Anklagetag), man hätte sie im Gefängnis misshandelt. 

 

Dukas

«Als Frau Maxwell in Schmerzen zurückwich und sagte, dass sie die Misshandlung melden werde, wurde ihr mit disziplinarischen Massnahmen gedroht», schrieb Sternheim. Einige Tage später sei gegen sie eine Vergeltungsaktion unternommen worden, weil sie die körperliche Misshandlung angezeigt habe. Maxwell habe in einer Dusche die Wände mit einem Besen schrubben müssen.

NEW YORK, NY - SEPTEMBER 18: Donald Trump and Ghislaine Maxwell attend Anand Jon Fashion Show on September 18, 2000 in New York City. (Photo by Patrick McMullan/Patrick McMullan via Getty Images)

Mächtige Freunde wie Donald Trump wenden sich von Ghislaine Maxwell ab. «Ich wünsche ihr alles gute», liess der Ex-Präsident verlauten.

Patrick McMullan via Getty Image

Wer ist die «Madame», die in den 90er-Jahren mit dem pädophilen Multimillionär liiert war? Fotos zeigen, wie die beiden sich an Partys in den Armen liegen. Ghislaine gilt als charismatische Persönlichkeit. Die bildhübsche und taff wirkende Tochter des verstorbenen britischen Medienmoguls Robert Maxwell und der französischstämmigen Holocaustforscherin Elisabeth Meynard hatte aber keine einfache Kindheit.

Sie ist Opfer der Tyrannei des Familienoberhauptes. Der Tycoon wurde als Egomane beschrieben, der sein Unternehmen und seine zehnköpfige Familie wie ein Despot regiert habe. Seine vier Söhne und vier Töchter hatten zu funktionieren, wie er es wünschte.

Robert Maxwell and his daughter Ghislaine watch the Oxford v Brighton football match, 13th October 1984. (Photo by Staff/Mirrorpix/Getty Images)

Maxwell neben ihrem Vater. Er wird als Egomane beschrieben, der über seine zehnköpfige Familie wie ein Despot regiert hat. 

Getty Images

Der Angeklagten wird im Juli der Prozess gemacht. Ghislaine Maxwell drohen bis zu 35 Jahre Haft. Ein Antrag auf Kaution in der Höhe von 28,5 Millionen US-Dollar wurde abgelehnt – wegen akuter Fluchtgefahr. 2016 heiratete die Britin und Kosmopolitin Scott Borgerson, 44. Der Tech-Unternehmer wäre bereit gewesen, 25 Millionen Dollar für seine Frau hinzublättern.

Dabei, so interne Quellen, habe Maxwell damals bereits die Scheidung beschlossen. Was für ein Verwirrspiel! Richterin Alison J. Nathan kam zum Schluss, «dass eine Freilassung die Anwesenheit der Beschuldigten bei künftigen Verfahren nicht sicherstellen könne».

Text: Caroline Micaela Hauger am 17. Februar 2021 - 12:08 Uhr