Mit 22 Jahren fasst Christian von Koenigsegg einen fast grössenwahnsinnigen Beschluss: Er will den ultimativen Supersportwagen bauen. Nicht nur schnell und agil soll er sein, nein: Es soll der schnellste und grossartigste Sportwagen werden, den die Welt je
gesehen hat. Bescheidenheit passt nicht zum gelernten Autodesigner, der mit vollem Namen Christian Erland Harald heisst und dem alten schwäbischen Adelsgeschlecht der Königseggs entstammt.
Im Jahr 1994 fängt er an, seinen Traum zu verwirklichen, und gründet im Örtchen Olofstrom an der südöstlichen Küste Schwedens die Koenigsegg Automotive AB. Bereits 1996 steht mit dem Koenigsegg CC der erste Prototyp bereit. Doch es dauert nochmals zwei Jahre, bis Koenigsegg die Welt-Autobühne entert: Am Pariser Auto-salon 2000 feiert mit dem CC8S das erste in Kleinserie produzierte Modell Weltpremiere.
Mit dem CC8S (für «Competition Coupe V8 Supercharged») folgt der erste Rekord: Das von Ford stammende, aber von den schwedischen Ingenieuren stark modifizierte 4,8-Liter-V8-Aggregat wird mit einer Spitzenleistung von 655 PS im Jahr 2002 offiziell im «Guinnessbuch der Rekorde» als stärkster je eingesetzter Serienmotor aufgeführt. In den Jahren 2004 und 2005 knackt Koenigsegg zwei weitere Bestmarken: Der neue CCR geht mit 806 PS als stärkstes und mit einem Topspeed von 388 km/h als schnellstes Auto in die Geschichtsbücher ein.
Seither purzeln die Rekorde fast im Jahrestakt: Immer stärker (CCXR 2007 mit 1018 PS), immer schneller (Agera R 2011 mit 0 auf 300 auf 0 km/h in 21,19 Sekunden), immer extremer (One:1 2014 mit 1360 kg bei 1360 PS) – Koenigsegg hat sich endgültig zur globalen Hypercar-Traumschmiede emporgeschossen. Die vorläufige Krönung folgt 2017: In der Wüste Nevadas (USA) erreicht Werksfahrer Niklas Lilja im Agera RS eine Spitze von unfassbaren 447,19 km/h! Schneller war noch kein anderes Serienauto auf diesem Planeten.
Doch dann greift Bugatti mit dem Chiron ins wortwörtliche Rennen um den globalen Topspeed ein und setzt am 2. August 2019 auf einer VW-Teststrecke in Niedersachsen (D) die Wahnsinnsmarke von 490 km/h. Und was macht Christian von Koenigsegg? Er präsentiert im März dieses Jahres den 2019 in Genf vorgestellten Jesko – benannt nach seinem Vater – als weiterentwickelten Jesko Absolut. Koenigsegg sagt ganz unbescheiden: «Wir werden niemals mehr ein schnelleres Serien-Auto herstellen – niemals!» Die Leistung des mit Bioethanol betriebenen Fünfliter-V8-Twinturbos steigt zwar nur marginal auf 1622 PS. Doch der Clou ist die perfekte Stromlinienform des Absolut: Damit soll er laut Computersimulation die Grenze von 500 km/h locker knacken und
den Bugatti ergo mit einem Topspeed von 531 km/h in Grund und Boden fahren.
Die Crux: Es gibt schlicht keine Strecke auf dieser Welt, die eben und lang genug wäre, um das galaktische Tempo auszufahren – ausser der Teststrecke in Niedersachsen, die VW den Schweden wohl kaum zur Verfügung stellen dürfte. Trotzdem sagt Koenigsegg, heute 48: «Nächstes Jahr greifen wir an!» Das verrückte Rennen um die Krone der Sportwagen ist lanciert