Erinnern Sie sich? Im letzten Auto ZERO stellten wir drei junge Schweizer Abenteurer vor, die Südamerikas zweithöchsten Gipfel, den 6893 Meter hohen Vulkan Ojos del Salado, mit einem selbst umgebauten Elektrofahrzeug bezwingen wollen, um den im Guinness-Buch eingetragenen Höhenweltrekord für Landfahrzeuge (6688 m) zu übertreffen. Hintergrund des ehrgeizigen Projekts: Die Brüder Patrik, 25, und David Koller, 27, mit ihrem Kumpel David Pröschel, 28, wollen mit ihrem Start-up und den aus der geplanten Expedition gewonnenen Erkenntnissen einen serienreifen elektrischen Mehrzwecktransporter entwickeln. «Dieser soll dazu beitragen», so Pröschel, «dass unsere Landwirtschaft – besonders Bergbauern – künftig verstärkt auf autarke Energieproduktion und elektrische Mobilität setzen kann.»
Bei unserem ersten Werkstatt-Besuch im Frühling in Sevelen SG war das Trio noch euphorisch am Planen. Sie wollten den Dieselmotor eines von Aebi zur Verfügung gestellten VT450 Vario durch einen 80-kW-E-Motor ersetzen, der seinen Strom aus Akkus bezieht, die sich durch eine mobile Solaranlage unabhängig vom Stromnetz laden lassen. Klingt einfach, ist in der Praxis aber weitaus komplexer. Der VT450 hat ein leistungsverzweigtes Getriebe mit hydrostatischer Einheit und mehreren Kupplungen, die computergesteuert zusammenarbeiten. «Mit dem Ersetzen des Dieselmotors ist es nicht getan», erklärt Patrik Koller. «Um unsere Ziele im Bereich Effizienz und Lärmemissionen zu erreichen, haben wir ein neues Antriebssystem mit eigener Steuerungssoftware und zwei E-Motoren entwickelt. Dies hat aber grundlegende Änderungen am Antriebsstrang zur Folge – und wirft uns im Zeitplan zurück.» Dies treibt auch die Entwicklungskosten in die Höhe. Deshalb ging das von Aebi für erste Umbauversuche zur Verfügung gestellte Testfahrzeug inzwischen auch wieder an den Hersteller zurück.
Aller Anfang ist schwer – die drei Gipfelstürmer lassen sich aber nicht entmutigen. Es gibt auch erste Erfolge. David Koller: «Wir testeten das Fahrzeug eine Woche unter realen Bedingungen im Skigebiet Diavolezza/Lagalp und gewannen wertvolle Erkenntnisse zur Anpassung des Fahrwerks für unsere Expedition.» Und Bruder Patrik ergänzt: «Wir verhandeln mit Aebi neu, prüfen aber auch andere Varianten. Parallel dazu entwickeln wir unser Antriebskonzept weiter und suchen zusätzliche Geldgeber und Partner.» Stets das Ziel vor Augen, in einem Jahr den Ojos del Salado erfolgreich zu bezwingen.