Er ist ein rüstiger 90-jähriger, dieser Parcours im Wallis. Zwar wird schon seit 1906 in Crans-Montana Golf gespielt, doch der 18-Loch-Platz am aktuellen Standort besteht seit 1929, als der Parcours Plan Bramois eröffnet wird. Eine Anlage, die das touristische Angebot auf dem Walliser Hochplateau abrunden und Feriengäste anziehen soll. Einen Golfplatz auf 1500 m ü. M. zu unterhalten, ist indessen keine einfache Aufgabe. Und auch wenn der Platz dank seiner Lage und der attraktiven Gestaltung schon ab 1939 Schauplatz nationaler und internationaler Turniere ist, so fordert nicht zuletzt die Natur stetige Anpassungen. Die markanteste davon Mitte der Neunzigerjahre, als der spanische Golfkünstler Severiano Ballesteros den gesamten Parcours umgestaltet und modernisiert. Eine grundlegende Veränderung, die 1999 abgeschlossen wird. Und sie ist notwendig. Der Platz, der nun den Namen seines Gestalters trägt, ist ab 1983 alljährlicher Schauplatz des European Masters und muss als fixe Grösse in Europas Profi-Golfsport hohe sportliche Anforderungen erfüllen.
Allerdings: Er soll die golfenden Feriengäste weiterhin ebenso glücklich machen wie die anspruchsvollen Profis. «Eine Gratwanderung zwischen den Ansprüchen des Turniers und jenen der Hobbyspielenden» nennt es Turnierdirektor Yves Mittaz, 58. So muss er stetig Widerstand leisten gegen das Ansinnen der europäischen Golftour, den Parcours schon viele Wochen vor dem European Masters für den Klubbetrieb zu schliessen, um den Profis die bestmöglichen Trainings- und Spielbedingungen zu bieten. Doch nicht zuletzt dank der seit Beginn dieses Jahrtausends bestehenden Partnerschaft mit der Uhrenmarke Omega als Titelsponsor hat Mittaz in jüngster Zeit in Etappen einen Grossteil der Spielbahnen teils gravierend verändern lassen. Die Auswirkungen übertreffen wohl sogar jene des Ballesteros-Umbaus. «Und den Golfclub Crans-sur-Sierre haben sie keinen Franken gekostet.»
”Wir können den Platz nicht immer länger machen. also müssen wir die Schwierigkeit erhöhen“
Yves Mittaz, Turnierdirektor
Gegen 20 millionen Franken werden in die Umbauarbeiten der vergangenen zehn Jahre am Parcours Seve Ballesteros investiert. Wenige Spielbahnen bleiben unberührt. Die Löcher 1, 2, 4, 5, 6, 9, 10, 11, 12, 13, 14 und 17 erfahren seit etwa 2012 markante Veränderungen. «Wir müssen den Platz laufend
den steigenden Anforderungen anpassen, die das moderne Profigolf mit sich bringt», sagt Mittaz, «doch wir haben nicht die räumlichen Möglichkeiten, ihn einfach immer länger zu machen. Also müssen wir versuchen, ihn durch die Erhöhung der Schwierigkeiten, etwa beim Anspielen der Greens, attraktiv zu halten für die Profis. Gleichzeitig muss der Platz fair zu bespielen sein für die Amateure.»
Einige der Umbauten sind für den Betrachter leicht erkennbar. Herausragend ist das Inselgreen mit Naturtribüne beim Par-3 von Loch 13 – das neue Signature Hole von Crans-Montana. Auch neue Seen vor Green 12 oder auf dem Fairway 10 sowie diverse Bächlein, die Fairways queren und in kleine Wasserfälle münden, prägen die moderne Optik des Platzes. Andere, ebenso aufwändige Anpassungen, wie neue Entwässerungsanlagen in den Fairways oder Bodenheizungen unter den Greens, sind nicht auf Anhieb erkennbar, tragen aber wesentlich zum inzwischen sehr hohen sportlichen Qualitäts-Standard des Platzes bei. «Natürlich holen wir über die Neuerungen immer wieder die Meinungen der Profis ein. Und sie bestätigen uns, dass sie sehr glücklich sind mit den Umgestaltungen und Verbesserungen», bestätigt Yves Mittaz. Was im Übrigen auch für die PGA European Tour gilt: Als jene Turnierstation, die im vergangenen Jahrzehnt eindeutig am meisten investiert hat in die Qualitätssteigerung der Anlage, so der Turnierdirektor, der bereits seit 32 Jahren die Geschicke des Events in der Hand hat, stehe man weniger unter Druck bei den Tourveranstaltern.
”Loch 16 war das unbeliebteste. Sergio Garcia hat die Umbaupläne gesehen und war begeistert“
Yves Mittaz, Turnierdirektor
Die Pläne für die jüngsten Platz-Renovationen hat sich vor Baubeginn auch Sergio Garcia angeschaut. Er, der in Crans-Montana einen Wohnsitz hat und Klubmitglied ist, kennt den Parcours Ballesteros wohl so gut wie kaum einer der vielen Weltstars, die hier oben schon gespielt haben. «Und er war begeistert von unserem Vorhaben», sagt Yves Mittaz stolz. Die vorerst letzte Umbau-Etappe, gestartet am Saisonende 2018 und vollendet in diesen Wochen, hat es in sich. Auf deren Programm steht bei Loch 12 ein neues Fairway mit leichter Korrektur des Verlaufs und ein völlig neues Green sowie ein neues Fairway beim Par-5 von Loch 14 mit einer Verlängerung – für die Amateure hilfreich – bis seitlich des Sees vor dem ebenfalls neu gestalteten Green. Eher «revolutionären als evolutionären» Charakter haben die Veränderungen an den Spielbahnen 15 und 16. Sie haben einen ganz neuen Verlauf. Wenn man Fairway 15 hinaufkommt, liegt das Green des Par-5 neu weit links seiner bisherigen Position auf dem ehemaligen Fairway von Loch 16. Die Teebox 16 dagegen wechselt über das ehemalige Green 15 in Spielrichtung nach rechts. Das etwas kürzere Par-3 – die 15 ist dafür leicht länger – führt nun durch eine enge Schneise im Wald, das Green ist an der alten Position neu aufgebaut und durch neue Bunkerpositionen geschützt. «Die 16 war bei den Profis das unbeliebteste Loch mit einem schlechten Green», sagt Mittaz. «Da mussten wir radikal handeln.»
Am 8. Oktober vergangenen Jahres starten die Arbeiten an den Holes 12, 14, 15 und 16. Die Klubmembers und Greenfee-Gäste kommen dennoch auf ihre Rechnung. In den restlichen Herbsttagen und diesen Frühling können sie den gleich nebenan liegenden 9-Loch-Platz Jack Nicklaus temporär als Back-Nine-Anlage nutzen.
”Wir verkaufen 14 000 Greenfee-Runden im Jahr. Auch deshalb muss der Platz in einem perfekten Zustand sein“
Pascal Schmalen, Klub-Manager
Das Resultat des Umbaus lässt staunen – und macht auch Pascal Schmalen stolz. Der Klubmanager des GC Crans-sur-Sierre begleitet die Arbeiten. «Rund 30 Arbeiter sind zeitgleich auf dem Platz am Werk, und etwa ein halbes Dutzend Spezialisten aus Irland kümmern sich ausschliesslich um die Greens», zählt er auf. Dass für den Verantwortlichen für den Klubbetrieb der Platz ebenso in robustem und perfektem Zustand sein muss wie für Mittaz als Turnierchef, liegt auf der Hand: «Wir verkaufen pro Saison rund 14 000 Greenfee-Runden. Diese Einnahmen sind für unseren Klub mit rund 1700 Members existenziell.»
Nun steht eigentlich nur noch die «Krönung» des Umbaus am Parcours Severiano Ballesteros von Crans-Montana aus. Ein Traum seit Jahren schon von Yves Mittaz: Die Verlegung des Greens 18 an den Ort des jetzigen Schwimmbads direkt beim Seelein, wo heute während des Turniers VIP- und Medienzelte aufgebaut sind. Dort, wo das Green heute ist, wäre eine grosse Zuschauer-Arena angedacht, dahinter die VIP-Einrichtungen. Das Fairway soll ebenfalls in Spielrichtung etwas nach rechts, näher zum See, verlegt werden. «Es ist eine Frage des Gesetzes, es verlangt 15 Meter Abstand zum Wasser. Ich hoffe aber, dass wir uns bald finden und etwa 2022 ein neues, überragendes Ziel des modernen Parcours in Betrieb nehmen können», sagt Mittaz.
Keine Frage: Crans-Montana ist für die Zukunft des Omega European Masters besser gerüstet denn je. Und die Klubmembers und Greenfee-Gäste spielen auf einem Platz, so attraktiv wie wenige andere.
Dem Winter getrotzt Auf 1500 m ü. M. werden an einen Golfplatzbau besondere Anforderungen gestellt. Schnee und Kälte sind schwer kalkulierbar für den Zeitplan. Zum Glück für Crans-Montana ist der Winter 2018/19 nicht besonders schneereich. Ab März wird er auf der Baustelle geräumt.
Am 8. Oktober schliesst der Golfplatz, die Einrichtung der Baustelle beginnt. Dann starten die Baumfäll- und die groben Baggerarbeiten.
Der Rasen der alten Greens wird abgeschält, aufgerollt und damit eine 2000 m2 grosse Reserve-Greenfläche neben Green 15 angelegt.
Noch vor der Winterpause werden die Bewässerungssysteme vorbereitet, Hauptdrainagen gezogen und die Greens definitiv geformt.
Das Greenkeeping-Team des Golfclubs Crans-sur-Sierre räumt den Schnee von Fairways und Greens, damit die Arbeit weitergehen kann.
Die letzten Erdarbeiten an den Fairways geben ihnen ihre endgültige Form. Dies geschieht mit Architekt Jeremy Slessor aus England.
Ab Mitte April wird der Rasen auf den Greens verlegt, anschliessend jener auf den Fairways. Am 13. Mai ist aller Rasen der neuen Holes verlegt.
Nachdem die Bauspuren im Mai beseitigt sind, wird bereits gemäht, aerifiziert und gesandet. Am 1. Juni sind alle erneuerten Löcher bespielbar.