Als Peter Hornung vor zwei Jahren das erste Mal ein Badkleid zeichnete, fühlte sich das komisch an. Wie viel Haut darf oder soll man sehen? Welche Schnitte sind überhaupt gefragt? «Die ersten Entwürfe waren eine Katastrophe. Als Architekt zeichnete ich bis anhin nur Bauten», sagt er rückblickend und lacht. Trotzdem war ihm relativ schnell klar, wohin der Weg geht. Seine Bademode sollte schlicht, reduziert und langlebig sein. Der Gedanke der Nachhaltigkeit legte den Grundstein für die Idee seines Labels Round Rivers. Heute produziert das Zürcher Start-up in einem Radius von unter 140 Kilometern – vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt.
«Es tönt jetzt kitschig, aber es war tatsächlich so, dass ich vor zwei Jahren an einem Sommertag in der Zürcher Limmat schwamm und immer wieder leere PET-Flaschen neben mir im Wasser auftauchten», erinnert er sich. «Ich fragte mich: Kann man aus diesem Müll nicht etwas Sinnvolles machen?» Der Gedanke liess ihn nicht mehr los. Mehrmals wöchentlich spazier-te er zum Kraftwerk am Letten und notierte, wie viele Flaschen angeschwemmt wurden.
Peter Hornung nahm Kontakt mit den zuständigen Betreibern auf und fragte, was man mit den Flaschen mache und ob er sie verwerten dürfe. Die Idee fand sofort Anklang. Denn bisher wurde der Abfall aus der Limmat, welcher sich beim Kraftwerk ansammelt, in einer Kehrichtverwertungsanlage verbrannt – das Trennen der Flaschen vom übrigen Flussgeschwemmsel wäre schlichtweg zu aufwendig. Seither fischt Peter Hornung einmal wöchentlich PET-Flaschen aus dem Rechen des Wasserkraftwerks. Jeder Besuch ergibt ungefähr zwei 110-Liter-Sammelsäcke, gefüllt mit reinem Rohmaterial zur Wiederverwertung. Aus vier Flaschen entsteht ein Badkleid. Insgesamt fischte er bisher über einen Zeitraum von sechs Monaten 6000 Flaschen aus dem Wasser – das entspricht 1500 Outfits.
«Das Allerbeste an meinem Konzept: Meine Badkleider sparen sogar CO2 ein», sagt Peter Hornung. Wie das geht? «Bis anhin wurden die Flaschen verbrannt. Für jedes Kilogramm Kunststoff, das nicht vernichtet wird, werden drei Kilogramm CO2-Emissionen vermieden.» Hinzu kommt, dass die Produktionswege bei Round Rivers so kurz wie möglich gehalten werden. «Zu einer konsequenten Nachhaltigkeit gehört meines Erachtens auch der Anspruch zu wissen, woher das Rohmaterial kommt, die Produktionswege so kurz wie möglich zu halten, die einzelnen Arbeitsschritte zu kennen und wenn möglich mit umweltschonenden Färbungsprozessen und Energien zu arbeiten.»
Die gesammelten und nach Farben sortierten PET-Flaschen werden in der Schweiz zu kleinen Plastikflakes und Garn verarbeitet. «Leider gab es in der Schweiz keine Möglichkeit, daraus Gewebe produzieren zu lassen», sagt Peter Hornung. Schliesslich wurde er in Norditalien fündig. Ein kleiner Familienbetrieb verarbeitet nun das Garn. Im benachbarten Dorf wird der Stoff konfektioniert. Beide Hersteller arbeiten mit Solarstrom.
«Ich bin ziemlich naiv an die Sache rangegangen», sagt Peter Hornung. «Aber noch immer bin ich erstaunt und manchmal auch frustriert, dass Nachhaltigkeit in der Modebranche nicht konsequent durchdacht wird. Das alleinige Verwenden eines recycelten Gewebes ist ein guter Anfang. Das Produkt kann aber erst als nachhaltig bezeichnet werden, wenn auch die Herstellung es ist.»
Accessoires «Beim Label Fin mag ich neben dem Design deren Anspruch an Transparenz und Rückverfolgbarkeit.»
Mode «Julian Zigerlis Kollektionen sind stets überraschend, mutig und kreativ.»
Keramik «Die Geschichten hinter den Objekten von Linck erfreuen mich immer wieder.»