Auf Trübsee in Engelberg steht eines, an der Zürcher Langstrasse ebenfalls. Vor dem Bundeshaus konnte man schon sein Geschäft erledigen – aber auch in Sichtweite zur Festung Aarburg.
Die Rede ist von den mobilen Toiletten-Häuschen der Firma Kompotoi. Sie sind aus Fichtenbrettern gezimmert, WC-Sitz und -Deckel bestehen aus Holz, und «gespült» wird mit Hobelspänen. «Die Späne neutralisieren Gerüche, binden Flüssigkeit, helfen beim Kompostieren und bieten einen Sichtschutz für die Benützer», erklärt Jojo Linder. Der 34-Jährige hat Kompotoi zusammen mit dem Umweltingenieur Marcos Garcia Tomé gegründet. Den ersten Proto-typ bauten die beiden 2012. Inzwischen vermieten und unterhalten sie von Zürich Altstetten aus 250 Toiletten. Jojo Linder lernte das System der Komposttoilette in einer Permakultur-Ausbildung kennen und begegnete ihm in der Entwicklungshilfe wieder. «An einem Anlass in der Schweiz stand ich vor einer dieser Chemie-Toiletten aus Plastik und fand, so was könnte man doch schöner und ökologischer lösen», erzählt er. «Ausserdem gibt es viele Leute, die diese nur ungern benützen.»
Die Toiletten von Kompotoi separieren Feststoffe und Urin. Dies ist der Unterschied zu einem Plumpsklo, und gerade wegen dieser Trennung stinkt die Komposttoilette nicht.
Aus dem Urin wird Phosphor für ökologische Düngemittel rückgewonnen
Die Feststoffe landen später in einer Kompostieranlage und können, mit Humus angereichert, im Garten oder in der Landwirtschaft verwendet werden. Aus dem Urin entsteht Flüssigstickstoff-Dünger.
Hier sieht Jojo Linder den grössten positiven ökologischen Einfluss seiner Toiletten. Für die Produktion von Düngemitteln importiert die Schweiz ihren gesamten Bedarf an Phosphor. Dieser wird in Ländern wie Marokko oder China unter teils schlechten ökologischen und sozialen Bedingungen aus Gestein abgebaut. Er enthält oft Schwermetalle, ausserdem sind die Vorkommen phosphorhaltiger Gesteine endlich. Der lebenswichtige Rohstoff könnte aber ebenso gut in der Schweiz hergestellt werden, rückgewonnen aus Abwasser, Klärschlamm – oder eben Urin. Das Bundesamt für Umwelt ist zurzeit daran, geeignete Technologien zu finden und Recycling-Dünger zu fördern.
Kompotoi liefert den Urin an Vuna, ein ETH Spin-off, das daraus Flüssigdünger produziert. «Zurzeit gibt es aber mehr Urin als Abnehmer», sagt Jojo Lin-der. «Noch ist Recyling-Dünger teuer und die Nachfrage klein.» Ein grosser Teil des Urins entsorgen die Jungunternehmer darum über die Kläranlage.
Das Interesse an den Häuschen mit dem klassischen Herzen an der Holztür wächst jedoch. Im nächsten Jahr wollen Jojo Linder und sein Geschäftspartner die Anzahl Toiletten verdoppeln. Ihre Hauptkunden sind Gemeinden und Private, die ein Quartierfest oder andere kleinere Anlässe organisieren. Drei- bis fünfmal im Jahr installieren sie auch Kompost-WCs in Einfamilienhäusern.
Jojo Linder scheint glücklich in seinem Job. Klar, es gebe Schöneres, als sich am Sonntagmorgen um die Wechselbehälter zu kümmern, sagt er. Die Toiletten selbst würden meist sauber zurückgelassen. «Wenn man sich dort wohlfühlt, verhält man sich automatisch achtsamer.»