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Sarah van Berkel

Ganz in ihrem Element

Die Karriere als Eiskunstläuferin hat Sarah van Berkel beendet, doch Pirouetten dreht sie im Winter weiterhin. Ihre Leidenschaft fürs Eis hält ewig.

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Sarah Meier bei der Eisbahn des Hotel Sonne Küsnacht (ZH)

Romantisch : «Prinzessli» nennt Sarah van Berkel, 34, die Figur, die sie hier auf der «Live on Ice»-Eisbahn in Küsnacht ZH zeigt.

Joseph Khakshouri

Sarah van Berkel, am 7. Februar feiert «Art on Ice» Premiere. Auf dem Eis sind Sie nicht mehr dabei, trifft man Sie trotzdem im Zürcher Hallenstadion an?
Ja, ich schaue mir die Show mit zwei Gästen an, die bei einem Charity Event der Laureus Foundation einen Abend mit mir ersteigert haben. Unter anderem werde ich sie auch im Backstage-Bereich herumführen.

Vor zwei Jahren liefen Sie noch selbst mit. Wird Sie das Treffen mit Ihren Eislaufkollegen nicht wehmütig stimmen?
Nein, ich denke nicht. Es war meine Entscheidung, die Show nicht mehr zu laufen, und diese habe ich nicht bereut. Ich wäre körperlich auch nicht in der Form, die es dafür braucht. Ich freue mich aber sehr darauf, meine Kollegen zu sehen und ihre Vorstellung und die Musik zu geniessen. Nur schon beim Zuschauen werde ich immer sehr emotional.

Wenn Sie auf Ihre Auftritte zurückblicken: Was vermissen Sie definitiv nicht?
Mit der Nervosität verband mich eine Hassliebe. Was ich nicht vermisse ist, jeden Morgen beim Aufstehen als Erstes abzuchecken, wie sich der Körper anfühlt. Manchmal war ich müde, spürte Schmerzen, doch man hat keine Wahl. Wenn ich heute müde bin, ist das egal.

Sarah Meier bei der Eisbahn

Spreizsprung

Joseph Khakshouri
Sarah Meier bei der Eisbahn

Pirouette

Joseph Khakshouri

Träumen Sie nachts manchmal von den Auftritten und Wettkämpfen?
Ja, es gibt solche Phasen. Vor allem dann, wenn ich wieder mehr trainiere. Es sind immer irgendwelche Horrorszenarien: Ich bin an einem Wettkampf und habe meine Schlittschuhe nicht dabei. Ich habe nicht trainiert und kann nichts mehr, oder ich bin spät dran und habe keine Zeit mehr, meine Schlittschuhe richtig zu binden.

Wie regelmässig trainieren Sie heute?
Jetzt im Winter gehe ich ein- bis zweimal die Woche aufs Eis. Ich habe eine Showgruppe mit Freundinnen. Wir treten ein paarmal auf. Im Sommer trainiere ich nicht mehr. Dann stehen in der Schweiz nur sehr wenig Eisflächen zur Verfügung, und der Aufwand wäre zu gross.

«Sprünge übe ich nur noch, wenn ich mich richtig gut fühle»

Sarah van Berkel

Was üben Sie auf dem Eis?
Ich mache vor allem Pirouetten und Schritte, improvisiere gern zur Musik. Sprünge übe ich nur noch, wenn ich mich richtig gut fühle. Dreifache mache ich gar nicht mehr. Den Doppelaxel, die zweieinhalbfache Drehung, probiere ich noch. Meist gelingt er, aber wenn er nach drei Anläufen nicht funktioniert, lasse ich es bleiben.

Sarah Meier bei der Eisbahn

Mit Freundinnen tritt Sarah ab und zu in einer Showgruppe auf, die roten Schlittschuhe kommen daher.

Joseph Khakshouri

Ziehen Sie manchmal auch bloss zum Spass Ihre Schlittschuhe an?
Ja, wenn ich mit meinem Göttibuben aufs Eis gehe. Er ist sieben, spielt Hockey und will unbedingt NHL-Profi werden. Mit ihm mache ich Rennen. Zu Beginn liess ich ihn jeweils gewinnen, jetzt muss ich schauen, dass ich ihn noch einholen kann.

Im Herbst haben Sie geheiratet. Wie sicher ist Ihr Mann auf den Schlittschuhen?
Jan macht sich nicht schlecht. Er hat mich am Anfang mal gefragt, wie lange er hätte, um einen Sprung zu lernen. Ich schätzte zwei Jahre. Er fand, er könne das in zwei Monaten. Es funktionierte nicht – obwohl er als Sportler nicht ganz unbegabt ist. Jan könnte wohl fünf Stunden auf dem Eis rumfahren, ohne müde zu werden. Doch die Herausforderung bei Sprüngen ist die Koordination.

Sarah Meier bei der Eisbahn

Neuer Name : Im letzten Jahr hat Sarah Meier den Triathleten Jan van Berkel geheiratet.

Joseph Khakshouri

Sie haben auf dem Säntis geheiratet. Im Winter. Wenn man weiss, dass Sie ein extremer «Gfrörli» sind, dann passt das eigentlich gar nicht …
Das stimmt! Zivil geheiratet haben wir im Sommer, aus Zeitgründen fiel dann das grosse Fest in den Winter. Und wenn schon November, dann irgendwo über dem Nebel, fanden wir. Jan hat in der Ostschweiz gelebt, und in der Zeit, als wir uns kennenlernten, waren wir oft in der Region am Wandern. Darum hat der 
Säntis schon gepasst – ich musste auch nicht lang frieren: Wir waren nur während zehn Minuten für Fotos draussen. 

Sarah Meier bei der Eisbahn

Viel unterwegs: Vom Eisfeld zurück ins Büro: Sarah arbeitet als Sportredaktorin der «Schweizer Illustrierten». Sie fährt einen Ford Fiesta Vignale.

Joseph Khakshouri

Gibt es Eisfelder, die Sie besonders gerne mögen?
Ich bin gern in Bülach. Dort bin ich aufgewachsen, und das Eisfeld ist wie mein zweites Zuhause. Eines meiner schönsten Erlebnisse hatte ich aber auf 
dem Schwarzeis des Lago Bianco beim Berninapass. Die Weite war unglaublich, man kann ohne Beschränkung losfahren, mehrere Kilometer weit. Ich spürte, wie die Natur das Eis geformt hat. Seine verschiedenen Charaktere: hart, spröd, weich. Man steht in der Mitte eines Sees und hat rundherum die Berge – es war zwar mega kalt, aber einzigartig!

Was für Wintersport machen Sie sonst?
Ich habe mit Langlaufen angefangen, Jan hat mich dazu gebracht. Zu Beginn gefiel es mir überhaupt nicht, die Technik ist kein bisschen wie Skaten auf dem Eis. Nach ein paar Lektionen ging es dann aber besser, und inzwischen habe ich sogar schon zweimal den halben Engadiner gemacht. Mal schauen, vielleicht schaffe ich diesen Winter sogar den ganzen. 

Von Barbara Halter am 7. Februar 2019 - 15:01 Uhr