Erfolgsdoppel. Acht WM-Titel in elf Jahren, sieben Gesamt-Weltcupsiege: Nino Schurter, 33, brettert seit einem Jahrzehnt auf der Erfolgslinie. «Es war ein gewaltiges Rennen, von Anfang an ging alles auf», sagt er zur neusten Eroberung seiner Titelsammlung – WM-Gold in Kanada. Jolanda Neff, 26, holt dort Silber, obwohl sie nicht den besten Tag hatte, und freut sich riesig. Auch über die konstante Saison: Viermal steht die Weltmeisterin von 2017 auf dem Weltcup-Podest, wird Gesamtweltcup-Zweite.
Die Saison geht demnächst zu Ende. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Neff: Auf die Olma (lacht). Wir kommen gerade rechtzeitig vom Olympia-Testevent in Japan heim. Dann werde ich zu Hause sein und in der Schweiz Ferien machen.
Schurter: Ich geniesse die Ferien mit der Familie immer sehr. Sie sind auch wichtig, um abzuschalten. Wir gehen auf die Male-diven – und ich zwei Wochen nicht aufs Velo.
Sie hatten beide eine sehr erfolgreiche Saison. War es nicht schwierig, sich in einem Jahr zwischen Heim-WM und Olympia zu motivieren?
Schurter: Für mich ist es etwas anderes. Olympia oder eine Heim-WM sind Events, bei denen du dich nochmals extra motivieren kannst. Gerade für mich, der schon sehr lange dabei ist. Es war wie ein Zwischenjahr. Klar, ich habe immer Motivation. Aber bei einem solchen Ziel vor Augen ist der Unterschied dieser letzte Kick, den man etwa in einer harten Einheit haben muss.
Neff: Ich habe dieses Jahr viele Investitionen getätigt, die ich dann nächstes Jahr nicht mehr machen muss. Zum Beispiel in der Materialabstimmung. Ich habe viel getestet, eine gute Basis gelegt, ohne den Zeitdruck, dass gleich ein wichtiges Rennen ist. Ich bin es diese Saison bewusst etwas langsamer angegangen. Mit dem Wissen, dass es 2020 Schlag auf Schlag geht und zählt. Diesen Schwung kann ich nun mitnehmen.
"Ich habe dieses Jahr viel getestet. 2020 geht es Schlag auf Schlag."
Jolanda Neff
Sie kamen bereits zum vierten Mal für einen Weltcup auf die Lenzerheide. Nino Schurter, welche Gedanken kamen noch auf an Ihren WM-Titel von 2018?
Schurter: Sehr gute. Es war gewaltig für mich, hier vor dieser Kulisse gewinnen zu können. Diese Atmosphäre habe ich vorher so noch nie erlebt. Für mich hat der Mountainbikesport mit der WM hier ein neues Level erreicht. Davor hatte ich nie das Gefühl, dass der Sport als das behandelt wird, was er eigentlich ist.
Was ist bei einem Heim-Weltcup anders?
Schurter: Dass viele Leute hier sind, die man kennt, die einem wichtig sind. Wir sind ein Team, das viele Schweizer Partner hat, es ist eine super Plattform, uns zu präsentieren. Und wenn man zu Hause gewinnen kann, ist das immer schöner, als wenn es weit weg ist.
Neff: Es ist cool, so viele Freunde und Familie als Fans hast du sonst nirgends. Es ist sicher auch für den Schweizer Mountainbikesport ganz wichtig, dass dieser Lauf weiterhin im Kalender ist. Die Leute können sich damit identifizieren, sie erleben, wie es vor Ort ist. Ich finde, es ist ein riesiger Unterschied zum TV, die Strecke und die Stimmung.
"Mit der WM in Lenzerheide hat unser Sport ein neues Level erreicht."
Nino Schurter
Man sagt, in einer Olympiasaison dreht man an einem Rädchen mehr, achtet auf ein Detail mehr. Wann kommen Sie in diesen Olympia-Groove?
Neff: Grundsätzlich kann man es immer ge-nies-sen und drauf aufbauen, wenn man sich gut fühlt. Aber je näher Olympia kommt, desto mehr willst du wissen, was du machst, willst deine Sache gut machen. Mehr Leute verfolgen es, der Spannungsbogen baut sich auf.
Schurter: Die Vorbereitung auf Tokio läuft schon länger, da probiert man permanent, alles zu optimieren und zu verbessern. Aber der Startschuss fällt dann nach der Herbstpause.
Können Sie ein Beispiel nennen einer solchen Vorbereitungs-Massnahme?
Schurter: Etwas vom Schwierigsten werden die Hitze und die Luftfeuchtigkeit sein. Da gibt es verschiedene Massnahmen vor und während des Einsatzes, die wir ausprobiert haben. Auch die ganze Planung, wie wir uns in den letzten Wochen davor vorbereiten, uns an die Hitze akklimatisieren. Das sind alles Dinge, die wir dieses Jahr getestet haben, denn nächstes Jahr ist es zu spät dafür.
Jolanda Neff, werden Sie wie in Rio 2016 auch das Strassenrennen bestreiten?
Nein. Ich fahre noch die Radquer-WM im Februar, weil sie in der Schweiz ist. Aber nächstes Jahr ist der Fokus bei mir ganz klar auf dem Mountainbike.