900 Meter breit ist die Donau hier bei Sturovo, östlich der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Die Mitte des Stroms bildet die Grenze: In Fahrtrichtung Osten liegt backbord (linker Hand) die Slowakei, steuerbord Ungarn. Lautlos gleitet die «Excellence Empress» durchs Wasser, während vieler Kilometer ist die von bäumen gesäumte Uferlandschaft unberührt. «So geht Entschleunigung», sagt Peter Gysi. Für den Aargauer und seine Ehefrau Christel ist es die dritte Flussreise mit dem Reisebüro Mittelthurgau. Nun steht er auf dem Sonnendeck und unterhält sich mit Kapitän Popke Dillingh. «Normalerweise sind auf dieser Strecke zwischen Wien und Budapest 300 Passagierschiffe unterwegs. Wegen Corona sinds nur noch eine Handvoll», gibt der Holländer Auskunft.
Im Juli 2020 legt die «Empress» (Kaiserin) zu ihrer Jungfernfahrt ab – als zehntes und modernstes Flussschiff der Reederei Swiss Excellence River Cruise in Basel. Diese gehört zum Badener Familienunternehmen Twerenbold Reisen. Geführt wird das Geschäft in der vierten Generation von Karim Twerenbold. Mutter Nazly hat das stilvolle Interieur der «Kaiserin» designt. In den 89 Aussenkabinen des schwimmenden Vier-Sterne-Superior-Hotels gehört SRF auch fern der Heimat zum TV-Programm, die Junior Suiten bieten eine Auswahl aus vier Kissensorten. Nicht umsonst nennt sich die Excellence-Flotte «die kleinen Schweizer Grandhotels».
Bei unserem Besuch ist die «Empress» in ihrem Stammgebiet unterwegs – auf der Donau. Komfortable Twerenbold-Busse bringen die hundert Gäste aus der Schweiz nach Passau in Niederbayern, wo es heisst: Leinen los! Sieben Tage dauert die Reise nach Melk in Niederösterreich, durch die Wachau (Unesco-Welterbe) bis nach Sturovo in der Slowakei und zurück. Bei der Begrüssung in der Lobby weisen Hotelmanagerin Irène Künzler und Reiseleiter Maik Schenk auf die Desinfektionsspender hin. Sie wiederholen die Sicherheitsregeln: immer wieder die Hände desinfizieren, vor allem nach den Landausflügen. Beim Einsteigen mit der Wärmebildkamera die Körpertemperatur messen. Ist man unterwegs auf dem Schiff, heissts in den öffentlichen Bereichen: Maske tragen – auch für die 44-köpfige Crew. Die zulässige Passagierzahl ist um zwanzig Prozent reduziert worden, Abstand halten ist so problemlos möglich.
Die Stimmung auf dem Luxusliner: locker, ungezwungen. Krawattenpflicht? Gibts nicht. Das Essen ist vorzüglich. Dafür verantwortlich ist Stefan Sköries: «Chichi ist mir fremd.» Stattdessen zaubert der Deutsche köstliches Rindstatar im Sushi-Bistro oder knackfrische Salatbowlen in der Showküche des À-la-carte-Restaurants. «Wir geniessen nicht nur Ruhe und Aussicht auf dem Sonnendeck», sagt Stammgast Gysi. Tagsüber beteiligen sich der pensionierte Maschinenbauer und seine Frau etwa an einer Weinprobe eines regionalen Produzenten. Überhaupt stehen den Excellence-Gästen ein reichhaltiges Ausflugsprogramm und spezielle Events zur Auswahl: ein Schleusenkonzert mit unvergleichlicher Akustik, kundig begleitete Stadtrundfahrten, geführte Wanderungen und Velotouren am Donau-Ufer. In Wien hat Kulturführer Heimo, der exklusiv Mittelthurgau-Gäste betreut, auch schon ein Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz organisiert – das allerdings noch vor dem Lockdown.
«Normalerweise sind 300 Schiffe unterwegs. Wegen Corona sinds nur noch eine Handvoll»
KAPITÄN POPKE DILLINGH
«Darf ich nachschenken?», fragt Hotelmanagerin Künzler beim Apéro vor dem Kapitänsdinner. Die «Empress» ist das zweite Zuhause der Thurgauerin. Immer wieder trifft sie unter den Passagieren jemanden, zu dem es eine Verbindung gibt. Vor Kurzem etwa eine Frau, die als Kind mit Künzlers Grossvater gespielt hatte. An diesem Tag haben drei Gäste Geburtstag. Beim Abendessen singt Künzler mit der Crew «Happy Birthday». Für die Gysis ist die Hotelmanagerin «die gute Fee». Auch Reiseleiter Maik, charmant und witzig, ist bei den Schweizer Gästen beliebt. Bei seinen abendlichen Bord-Talks verrät er zum Beispiel: Auf einer einwöchigen «Empress»-Reise werden 390 Kilo Fleisch verspeist, 390 Baguettes, 1300 Eier. Eindrücklich auch: Die mit dem renommierten Green Award ausgezeichnete Clean Air Technology macht die «Kaiserin» zum saubersten Passagier-Flussschiff der Welt. Dafür zeichnet die Schweizer Stiftung Myclimate das Reisebüro Mittelthurgau als Vorreiter ganzheitlich nachhaltiger Flusskreuzfahrten aus.
«Ein wunderbares Gesamterlebnis», zieht Peter Gysi auf der Bus-Heimreise auch diesmal Bilanz. Das Ehepaar freut sich bereits: Im Sommer gehts mit der «Excellence Coral» von Berlin zur deutschen Ostseeinsel Rügen. Die «Excellence Empress» legt bereits im April wieder ab. Voller Optimismus: «An Bord unserer Schiffe gabs keinen einzigen Corona-Fall. Schutzkonzept und Technik sind in der Winterpause auf den neusten Stand gebracht worden», sagt Mittelthurgau-Geschäftsleiter Stephan Frei. Die neue Saison kann kommen.
Anreise Per Komfort-Car ab diversen Schweizer Einsteige-Orten bis Passau und zurück.
Themen Zum Reiseangebot gehören Gourmet-reisen, Musikreisen, Fluss- und Veloreisen.
Aktiv Im September gibts eine Golf-Flussreise, dann folgt der Comedy-Herbst auf dem Rhein.
Corona-Regelung Bis 1 Monat vor Abreise gratis verschieben, bis 2 Monate vorher annullieren.
Bonus für Einzelreisende Singles können Kabinen ohne Einzelzuschlag buchen.