Bloss kein Stress. «Du dir keine Kopfschmerzen machen», sagt Mohammed freundlich. Er ist Inhaber eines Souvenir-Shops am Jachthafen von Hurghada. Hier, an der neuen Marina, flanieren die Touristen, die einen Abend ausserhalb ihrer Hotelanlage verbringen möchten. Mohammed selber hat auch keinen Stress. Dafür sind es in diesem Jahr zu wenig Touristen. Vor allem die ausländischen Gäste aus Europa bleiben aus. Und so möchte Mohammed für einmal keine goldigen Pyramiden an den Mann bringen, sondern lieber eine Botschaft mitgeben: «Sag den Leuten in der Schweiz, dass Ägypten auf sie wartet! Es braucht sich niemand zu sorgen, und es war hier noch nie so schön wie jetzt.»
Wenig später stehe ich in der Soma Bay knietief im Meer und versuche, den Kiteschirm zwanzig Meter über meinem Kopf auf Anweisung von Kitelehrer Ashraf (7 Bft Kitehouse) in weitem Bogen nach links und rechts zu bewegen. Was sollte ich mir merken? Genau: langsame Bewegungen, nicht zu stark an den Leinen ziehen. Geduldig sein. Denn es dauert ein paar Sekunden, bis der Kite reagiert. War da noch was? Genau, die Powerzone! Zu spät! Eine Böe erfasst meinen Schirm, und ich mache einen gewaltigen Satz ins Meer. Der Kite hat die Kontrolle übernommen und zieht ungebremst übers Wasser. Zum Glück hatte mir Ashraf erklärt, wie man das Quick Leash löst – und so den Kite zähmt. Zurück am Strand, empfängt mich Ashraf lachend. Noch einmal gehen wir die Basics durch. Es folgt ein aufmunternder Klaps auf die Schulter – weiter gehts. Und siehe da: Nicht einmal Fliegen ist schöner als Kiten.
Deutlich entspannter gestaltet sich der ganztägige Ausflug auf die Insel Mahmya. Per Boot liegt der naturgeschützte Meerespark mit türkisfarbenem Wasser knapp eine Stunde vom Festland entfernt. Für die Besucherinnen und Besucher bietet sich hier die perfekte Infrastruktur für einen chilligen Tag: kleine Hütten mit Palmendächern, Strandbars aus Holz und ein Restaurant mit karibischem Flair. Da kommt Robinson-Feeling auf. Für den Upload der Selfies gibts gar WLAN. Während die jungen Ägypter meist gemütlich ihre Drinks schlürfen und mit ihren mobilen Lautsprechern dem DJ Konkurrenz machen, jagen die Kinder im flach abfallenden Strand den Fischen hinterher. Wem so viel Strandidylle mit der Zeit langweilig wird, geht schnorcheln oder tauchen. In der Nähe der Insel Mahmya finden sich zahlreiche Riffs mit einer faszinierenden Unterwasserwelt. Unser Guide Farid, der sich für die Touristen der Einfachheit halber Freddie nennt, scheint hier jeden Fisch persönlich zu kennen: vom König-Salomon-Zwergbarsch bis zur Indischen Langnase. «Ich konnte hier kürzlich sogar mit einem riesigen Walhai tauchen», erzählt er. Wenn man Farid im Wasser sieht, versteht man, wie er das geschafft hat: Scheinbar mühelos taucht er – ohne Sauerstoffflasche – zehn Meter und noch tiefer, verweilt am Grund, bestaunt das Riff und taucht seelenruhig wieder auf, ohne an der Wasseroberfläche merklich ausser Atem zu sein.
Die Riffs rund um die Mahmya-Insel sind ein Tauch- und Schnorchelparadies von unvergesslicher Schönheit. Das Wasser ist kristallklar, und entlang des Riffs gibts eine berauschende Unterwasserwelt mit unzähligen Korallen und Meereslebewesen zu entdecken. Stets zur Seite die mutigen Zebrafische, die so etwas wie die Wächter der Riffs zu sein scheinen. Ein letzter Höhepunkt eines paradiesisch anmutenden Tages ist die Schifffahrt zurück nach Hurghada – mitten im spektakulären Sonnenuntergang.
Action auf dem Trockenen gibts auch. Ein Erlebnis für die grossen Jungs, aber auch für Familien lohnenswert sind Ausflüge mit dem Quadbike in die Wüste rund um Hurghada. Die Quads sind mit 250 Kubikzentimetern nicht übermotorisiert und auch für Anfänger einfach zu fahren. Weniger PS, aber nicht minder Sand um die Nase bietet ein Kamelritt. Kombinieren lassen sich diese Schaukel-Touren mit einem Barbecue oder einem Besuch eines Beduinendorfs. Orientalische Show inklusive. Die Stadt Hurghada selbst mag keine Schönheitskönigin sein, gewisse Quartiere sind aber trotzdem sehenswert. El Dahar beispielsweise. Die Altstadt Hurghadas eignet sich gut für eine Souvenir-Jagd. Das sportliche Feilschen um den besten Preis gehört dazu. Und wer ungefiltert in die lokale Welt eintauchen möchte, besucht den Markt am El-Dahar-Platz. Als Tourist gibt es hier die unglaubliche Vielfalt dessen zu bestaunen, was an Gemüse und Früchten entlang des Nils wächst. Das Bestaunen ist dabei gegenseitig. Die lokalen Händler freuen sich über die seltenen Besuche von Touristen.
«Sagt den Leuten in der Schweiz, dass Ägypten auf sie wartet»
Mohammed, Souvenir-Verkäufer
Atempausen im Hotel lohnt es sich übrigens auch einzuplanen. Denn in den meisten Ferienanlagen in Hurghada verweilt es sich sehr angenehm. Ein ausgezeichnet geführtes Haus, das Cleopatra Luxury Resort Makadi Bay, hat seinen Betrieb trotz tiefer Belegung bereits vollständig hochgefahren. Statt die Corona-Krise zu beklagen, bemüht sich das Personal doppelt und dreifach. Die Konsequenz: Jeder Gast fühlt sich wie ein Pharao. Das geht sogar so weit, dass der Küchenchef Sonderwünsche entgegennimmt. Wer statt des reichhaltigen Buffets lieber eine riesige Mezze-Platte möchte, wird diese vom Küchenchef Fathy persönlich serviert und erklärt bekommen!
In einem Ambiente wie diesem, mit einem solch abwechslungsreichen Programm und derart aufmerksamen Gastgebern lassen sich Ferien in Ägypten kaum toppen. Corona-müde Europäer dürften hier definitiv auf andere Gedanken kommen. Und um es nochmals mit den Worten des Souvenir-Verkäufers Mohammed zu sagen: «Hier war es noch nie so schön wie jetzt.»
- Anreise Mit Edelweiss nonstop von Zürich nach Hurghada. www.flyedelweiss.com
- Cleopatra Luxury Resort Makadi Bay XXL-Poollandschaft. www.tui.ch/cleopatra
- «Chuchichäschtli» Fondue für Heimwehschweizer. www.facebook.com/swisshouse.elgouna
- Senzo Mall Shoppen, Klimaanlage geniessen und Kids indoor austoben lassen. www.senzomall.com
- Aldahaar-Moschee Unbedingt in den Abendstunden besuchen! Ausflug im Hotel buchen.