Wochenlang stampfte Hannes Schmid durch den Dschungel von West-Papua. Er wollte das Volk der Dani und der Lani treffen – Kannibalen, munkelte man. «Als mir die Männer mit ihren Steinäxten plötzlich gegenüberstanden, war ich baff und dachte: Hoffentlich essen die mich nicht.»
Wenn Hannes Schmid aus seinem spannenden Fotografenalltag erzählt, sprudelt es nur so aus ihm heraus. «Drei Monate lebte ich 1975 wie in der Steinzeit – und fühlte mich dabei pudelwohl.» Der leidenschaftliche Abenteurer und gelernte Elektromonteur gehört zu den wichtigsten Fotokünstlern der Schweiz. Seine karitativen Aufträge (Pro Infirmis) sorgen ebenso für Aufsehen wie die Hochglanz-Modeshootings für «Vogue» und «Elle» (er bestieg mit seiner Crew das auf 6000 Metern gelegene Basecamp des Mount Everest oder seilte sich samt Models in der Eigernordwand ab).
Unerreicht bleiben seine coolen Cowboys. Hannes Schmid machte sie von 1994 bis 2004 für den Zigaretten-Multi Marlboro zu Alltagshelden. Bis heute gehören diese Bilder zum Mythos der amerikanischen Alltagskultur. Vor drei Jahren wurde der «Marlboro Man» beerdigt – klammheimlich und für immer.
Ein Cowboy schaut nie zurück – ebenso Hannes Schmid. Um die Vermarktung seines Namens hat er sich nie geschert. Ein Fehler? «Nicht meine Person, sondern mein Werk gehört in den Fokus der Öffentlichkeit», sagt er und zeigt uns seinen neusten Coup. In Gockhausen, wo er mit seiner Frau Hillary und den Kindern Anna, 9, und Max, 6, lebt, reproduziert er im Atelier seine eigenen Foto-Originale – als monumentale Ölgemälde. Kaufpreis? «Unverkäuflich. Erst zeige ich sie im Museum.» Vor allem Amerikaner sind begeistert von seinem Fotorealismus.
Jetzt sorgt Hannes Schmid wieder für Furore. In Zürich und New York wurde zeitgleich die Ausstellung «Rockstars» eröffnet. AC/DC, Kiss, Scorpions, Bryan Ferry – der Starfotograf hatte sie in den 70er- und 80er-Jahren alle vor der Linse. Die Jungs fanden es cool, dass da einer im Team war, der «bei den Steinzeitmenschen lebte und Ratten ass».
Schmids intime Einblicke in die Welt der Rocklegenden sind Kult. «Eigentlich verrückt», meint der 63-Jährige lächelnd. «Mich interessierte damals weder die Musik noch Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll. Auch die Groupies waren mir wurscht. Für mich zählte nur das Bild des Augenblicks.»