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Monique Schnyder

Die Traumtänzerin

Ohne Worte, nur mit Gesten, Mimik, Tanz und Akrobatik spielt sich Monique Schnyder in die Herzen des Publikums. Auch mit ihrem neuen berührenden Solostück «Damioscha»

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Schweizer Innovationspreisträgerin 2009: Monique Schnyder als Damioscha.

Fast scheint sie in den Himmel zu entschwinden: die Ballerina in ihrem weissen Spitzenkleid. Doch dann verfängt sich ihr Fuss in einer Schachtel. Damioschas beschwingtes Abheben wird grotesk gebremst. Schluss mit Abtanzen, Aufräumen ist angesagt. Neugierig kramt Damioscha in alten Kleidern, Fotos und Erinnerungen. Befreit weggeschlossene Gefühle, holt Fetzen aus der Vergangenheit hervor, verliert sich in Träumereien.

Monique Schnyder verkörpert in ihrem dritten Solostück eine Frau,
die sich vor den Überbleibseln eines vergangenen Lebens wiederfindet. Früher oder später muss jeder mal eine Wohnung oder ein Haus räumen, den Keller oder Estrich entrümpeln. «Ich will den Menschen den Spiegel vorhalten», sagt die Tanzartistin. Ihr Körper wird dabei Mittel zum Zweck. Die Bühne zum Spielplatz.

Der Aargauer Schriftsteller Christian Haller («Im Park») ist verantwortlich für die Dramaturgie von «Damioscha»: «Monique Schnyder löst alltägliche Gegenstände aus ihrer gewohnten Wahrnehmung, verwandelt sie zu etwas noch Ungesehenem, Überraschendem. Ein poetisches Verfahren.» So legt sie mit dem architektonisch an einen Sarg erinnernden Kontrabasskasten einen Tango aufs Parkett. Totentanz oder Hommage an jenen Musiker, dem der Instrumentenkoffer einmal gehört hatte?

Monique Schnyder ist zierlich - und zäh. Ihr Visual Theatre ist ein Einfrau-Unternehmen, sie managt sich selbst. Seit 16 Jahren. Mit den Solostücken «Pagliacca» und «Mamalou» (Choreografie: Christian Mattis) fuhr sie über den Nordkreis hinauf und an den Äquator hinunter. Sie stand in islamischen und ehemals sozialistischen Ländern auf der Bühne.

«Ich will die Menschen primär im Herzen erreichen», betont Monique Schnyder. Erstmals ist sie nun hierzulande für ihre Arbeit gewürdigt worden. Die Künstler-Theater-Veranstalter (ktv) verliehen ihr den Schweizer Innovationspreis 2009. «Mein Leben ist mein Beruf, mein Beruf mein Leben.» Regisseur Philipp Boë, Christian Haller und die Techniker seien ihre Patchworkfamilie.

Auf ihrer Probebühne in Aarau trainiert sie regelmässig und unterrichtet Akrobatik. «Ich hatte stets diesen Drang, mich zu bewegen.» Als Mädchen war sie Kunstturnerin und besuchte den Ballettunterricht. Aufgewachsen in Luzern, wohnt die Künstlerin heute in Zürich. Über ihr Alter schweigt sich Monique Schnyder aus. Will ihre Figuren nicht entzaubern: «Kunst ist zeitlos.»

 

Von Thomas Zeller am 23. September 2009 - 16:11 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:05 Uhr