Nadine Carina ist anders. Genau wie ihre Musik. Die Singer-Songwriterin mischt Folk mit elektronischen Elementen. Sie selber definiert ihren Stil ungern und sagt: «Meine Musik ist eigen und experimentell.» Aufgewachsen ist die Schweizerin im Maggiatal, dort spielte sie bereits in mehreren Bands. Irgendwann wurde ihr das Tal aber zu eng - und nach einem Zwischenstopp in Genf landete die 27-Jährige schliesslich im britischen Liverpool. Heute studiert sie dort an der von Paul McCartney gegründeten Popakademie, dem «Institute of Performing Arts in Liverpool», und brachte schon zu Beginn ihres Studiums eigene Songs heraus. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Die Musik der Tessinerin ist gefragt - vor allem in England.
SI online: Nadine Carina, warum haben Sie Ihre Heimat verlassen?
Nadine Carina: Ich habe mir das lange überlegt. Ich liebe die Schweiz, aber ich hatte einfach Lust, in einem anderen Land ganz neu zu beginnen. Quasi ein Teil einer neuen Szene zu sein und alles zurückzulassen. Ich bewarb mich dann am «Institute of Performing Arts in Liverpool». Die Chancen da reinzukommen, sind minimal. Die Herausforderung hat mich gereizt.
Die Aufnahme haben Sie bestanden.
Ja. Und es ist schon sehr cool, dort zu studieren. In zwei Monaten mache ich meinen Abschluss. Danach will ich wieder weiterziehen, ich weiss aber noch nicht wohin.
Noch pendeln Sie zwischen England und der Schweiz.
Ich finde das sehr aufregend und spannend! Ich kann nicht zu lange am selben Ort verweilen. Das würde mich einengen. In Liverpool ist alles anders. Ich mag es aber genauso, wieder zurückzukommen. In der Schweiz bin ich schliesslich aufgewachsen, hier sind meine Wurzeln. Daher versuche ich auch so oft wie möglich meine Eltern zu besuchen. Sie führen ein Restaurant im Tessin. Daheim ist immer alles so ruhig und inspirierend.
Können Sie von der Musik leben?
Noch nicht. Meine Eltern müssen mich noch finanziell unterstützen. Aber eben, sobald ich mit dem Studium fertig bin, will ich so richtig loslegen.
Warum sind Sie in England erfolgreicher als in der Heimat?
Ich glaube, es liegt daran, dass die Menschen in England experimentelle Musik, wie ich sie mache, mögen. Und damit habe ich erst in Liverpool begonnen. Ich konnte damit die Stimmung der Stadt einfangen.
Sie haben dieses Jahr am «M4Music», dem Musikfestival des Migros-Kulturprozent, gespielt. Wie war es, endlich wieder einmal vor Schweizer Pulbikum aufzutreten?
Toll! Ich konnte mich mit anderen Musikern und Bands treffen und mich mit ihnen austauschen. Das Publikum in der Schweiz ist anders als in England. Die Schweizer gehen weniger an Konzerte als in England. Und sind dann irgendwie aufmerksamer. Engländern sich sich halt an viele Konzerte gewöhnt.