Komplizierte Familienverhältnisse, ein minderjähriges Mordopfer und mittendrin ein Luzerner Jungschauspieler, der 2011 den Schweizer Filmpreis gewonnen hat. Scherwin Amini ist stolz, Teil der Besetzung zu sein. Im fünften Schweizer «Tatort» spielt er am kommenden Sonntag den 20-jährigen Fabian Gross, der in einen Mordfall verwickelt ist. «Ich hatte einige Actionszenen und die ersten kleinen Stunts. Das war total cool», schwärmt der Sohn eines Persers und einer Schweizerin, die ihre Wurzeln in Deutschland und Südtirol hat, im Gespräch mit SI online. «Es ist für mich eine grosse Ehre, dass ich dort mitspielen darf.»
Deutschland - und der deutsche «Tatort» - wären auch eine Option. Deswegen feilt der 21-Jährige derzeit an seiner Karriere. «Ich lebe seit zwei Monaten in Berlin und will dort unbedingt meine berufliche Zukunft pushen.» Von Delia und Beat Marti gemanagt, trägt seine Agentur dazu bei, dass er sich in der deutschen Hauptstadt heimisch fühlt. «Wir sind gute Freunde geworden, und es ist schön, wenn das Zwischenmenschliche stimmt.» Das ist vor allem in einer Stadt wie Berlin wichtig. «Die Konkurrenz ist riesig. Hier bin ich einer von tausend.» Ups und Downs würden dazugehören, doch Scherwin weiss, dass man dann erst recht an seinen Träumen und Talenten festhalten sollte: «Man darf sich nie aufgeben und muss positiv bleiben.» Berlin habe aber, abgesehen von der hohen Dichte an Schauspielern, auch viele guten Seiten: «Hier kann man sich verlieren. Hier kann man atmen.» Die berühmt-berüchtigte Berliner Schnauze hat auf ihn keinerlei negativen Effekt. Ganz im Gegenteil. «Ich mag die Direktheit der Menschen.»
Scherwin Amini hat schon krassere Rollen als die in «Tatort» gespielt. Vor zwei Jahren gewinnt er als bester Hauptdarsteller in dem Spielfilm «Stationspiraten» den Schweizer Filmpreis «Quartz». Dass er sich für die Rolle des krebskranken Kevin eine Glatze rasieren musste, war für ihn selbstverständlich und gehörte zum Job. «Ich habe diesbezüglich keine Hemmungen. Wenn es passt, sind solche Anforderungen kein Grund für mich, eine Rolle nicht anzunehmen.» Um seinem Traum von einer Kampfszene hoch zu Ross näher zu kommen, will er demnächst Reitunterricht nehmen. «Ich liebe Monumentalfilme wie ‹Herr der Ringe› oder ‹Gladiator›.» Letzterer zählt zu seinen Lieblingsfilmen. Mit acht Jahren schaut er ihn zum ersten Mal. Heimlich. «Ich mag den Held des Filmes, er gibt niemals auf. Das hat Maximus Decimus Meridius, gespielt von Russel Crowe, schon früh zu meinem Vorbild gemacht.»
Da Hollywood vorerst (noch) nicht ruft, will sich Scherwin im nächsten Jahr wieder seiner Regieausbildung in Zürich widmen. Die hat er für Berlin ein Jahr auf Eis gelegt. «Ich komme also definitiv wieder zurück in die Heimat», verrät er. Auf einer Theaterbühne will er aber nicht mehr stehen, soviel kann er mit Sicherheit sagen. «Beim Film ist man dort, wo es passiert. Es gibt viel mehr Details, und man muss nicht so laut sein. Während beim Theater die grossen Bewegungen zählen, kann man beim Spiel mit der Kamera viel feiner agieren.» Im Herbst wird er in der Schweiz für ein Filmprojekt von Karim Patwa vor der Kamera stehen. «Ich spiele eine Nebenrolle in einem Drama.» Es ginge um Autos. Mehr könne und wolle er zum heutigen Zeitpunkt aber nicht verraten.
Und auch, wo sich Scherwin Amini in zehn Jahren sieht, kann er nicht sagen. Der 21-Jährige lebt im Hier und Jetzt, weiss nur, dass es ihn einmal in Richtung Frankreich ziehen könnte. Die Menschen dort seien sehr aufgeschlossen. Das würde ihm und seinem Naturell sehr entsprechen. «Vielleicht aber», so Scherwin, «bin ich dann schon Familienvater.» Denn Kinder möchte er eines Tages unbedingt. Und in 20 Jahren? «Erweiterter Vater», sagt er lachend. Und klingt schon etwas bestimmter. Er ist sich sicher, Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können. Und dann gibt es da ja auch noch seine Genfer Freundin, die bei all dem hoffentlich eine nicht unwesentliche Rolle spielen wird.
«Geburtstagskind» wird am Sonntag, 18. August 2013, um 20.05 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.