Amy, wir treffen Sie am Lago Maggiore. Den Ort kennen Sie gut.
Ja, ich war schon ein paarmal hier, als ich am «Moon&Stars» aufgetreten bin. Leider waren es nie mehr als zwei Tage. Höchste Zeit, dass ich diese herrliche Gegend einmal in den Ferien erkunde.
Ihr aktuelles Album heisst «Under Stars». Hat «Moon&Stars» Sie dazu inspiriert?
Natürlich dachte ich nicht grad an dieses Festival, als ich den Titelsong schrieb. Dieser ist einer meiner besten Freundinnen gewidmet, die in den USA schrecklich Heimweh hatte. Aber ich werde die einzigartige Stimmung am «Moon&Stars» immer in mir tragen. Wenn ich Songs schreibe, kommen diese schönen Gefühle oft spontan in mir auf. Wer weiss, vielleicht entsteht daraus mal ein Lied?
«Under Stars» könnte ein Titel für ein romantisches Lied sein. Der Song ist aber sehr beschwingt. Mögen Sie keine Balladen?
Auf meinem Album hat es zwei bis drei Balladen. Aber grundsätzlich singe ich lieber über positive Dinge. Balladen hingegen sind oft eher traurig. Uptempo-Songs sind eher mein Ding.
Ich fühle mich unwohl, wenn ich als etwas Besonderes behandelt werde
Erinnern Sie sich an das erste Mal, als Sie auf der Piazza Grande aufgetreten sind?
Ja. Das war ziemlich früh in meiner Karriere, und es war das erste Mal, dass ich komplett überwältigt war von der wunderschönen Kulisse mit den bunt beleuchteten Häusern und von der Stimmung der Menschen. Unvergesslich!
Wie beeinflusst die Umgebung Ihre Stimmung am Konzert?
Sehr. Am «Moon&Stars» kommt immer eine Art Ferienstimmung auf. Nicht nur bei mir, sondern auch bei meiner Band. Meine Musiker sind denn auch schon oft in den Lago Maggiore getaucht.
Sie auch?
Nein, noch nicht. Aber vielleicht muss ich es dieses Jahr probieren.
Woran denken Sie, wenn Sie nachts unter freiem Himmel die Sterne betrachten?
Meist kann ich nicht viele Sterne sehen, da in den Grossstädten viel Lichtverschmutzung herrscht. Ich erinnere mich aber, wie ich früher in den Hügeln Schottlands den Himmel betrachtete und nicht glauben konnte, wie viele Sterne da oben leuchten. Das hat in mir ein Gefühl der Bescheidenheit geweckt.
Haben Sie schon einmal die Sterne in den Schweizer Bergen gesehen?
Noch nicht, ich möchte das aber gerne einmal erleben.
Ihre Leidenschaft sind Autos. Würde es Sie reizen, einmal am Steuer einen Schweizer Berg auf der Passstrasse zu bezwingen?
Oh ja, das wäre sicher ein tolles Abenteuer!
Welches Auto würden Sie dafür wählen?
Den Ferrari 458 Speciale. Das stelle ich mir einfach göttlich vor!
Die Leute in der Schweiz sind sehr bodenständig und nicht so besessen vom Starrummel wie anderswo.
Zurück zu den Sternen: Sie sind auch ein Star. Fühlen Sie sich so?
Nein, gar nicht. Ich bin ein ziemlich normaler Mensch und fühle mich unwohl, wenn ich als etwas Besonderes behandelt werde. Ich bin sehr froh, dass mich nicht ständig Fotografen verfolgen. Mir gehts wirklich nur ums Musikmachen, nicht ums Berühmtsein.
Etwas, das Sie mit der Schweizer Mentalität verbindet. Fühlen Sie sich diesem Land verbunden?
Sehr. Die Leute in der Schweiz sind sehr bodenständig und nicht so besessen vom Starrummel wie anderswo. Ich glaube, dies ist auch der Grund, warum so viele berühmte Menschen in der Schweiz leben. Hier können sie ein ruhiges und normales Leben führen.
Am «Moon&Stars» teilen Sie den Abend mit Züri West, einer der bekanntesten Schweizer Bands. Kennen Sie sie zufällig?
Nein, leider noch nicht. Aber das ist das Schöne an Festivals: Man lernt immer wieder neue Künstler kennen. Dazu kommen die grossen Stars – bei «Moon&Stars» zum Beispiel Sting und Jamiroquai. Gerade dieser spezielle Mix macht dieses Festival aus!
Haben Sie die Chance, an Festivals andere Bands zu hören?
Leider kaum. Meistens bin ich dann in Interviews oder mit anderen Dingen beschäftigt.
Welches war das letzte Festival, das Sie privat besucht haben?
Oh, das ist sehr lange her. Ich glaube, es war 2006 das Festival «T in the Park» in der Nähe von Glasgow, wo ich herkomme.
Vermissen Sie das nicht?
Nein. Ich bin inzwischen erwachsen und muss nicht unbedingt mehr im Zelt übernachten und Schlammschlachten austragen. Darum liebe ich «Moon&Stars»: Es ist ein sehr «zivilisiertes» Festival mit einer sehr komfortablen Infrastruktur.
Amy Macdonald tritt am 20. Juli am «Moon&Stars» in Locarno auf. Das Festival dauert vom 14. bis 22. Juli.