Anwar Hussein, bevor Sie 1963 erstmals Prinzessin Annes Flitterwochen fotografierten, porträtierten Sie Rockstars wie die Rolling Stones und Schauspielerinnen wie Sharon Tate. Sie trugen lange Haare und Jeans, normale Royal-Fotografen Anzug und Krawatte. Warum spezialisierten Sie sich auf die Royals?
Ich wollte den Rock ’n’ Roll in die königliche Familie bringen! (Lacht.) Damals waren ihre Fotos sehr steif. Strenger Blick in die Kamera und hineingeblitzt. Ich wollte ihnen einen lockereren Look geben. Sie sollten menschlicher aussehen. Mein Reportagestil kam gut an. Auch bei den Royals selbst, die die steifen Fotos satthatten. Magazine wie «Life» und «Paris Match» druckten meine Fotos, weil sie die royale Familie persönlicher zeigten.
Welche Beziehung haben Sie heute zum Königshaus?
Sie kennen mich seit über 40 Jahren. Charles und Camilla oder Queen Mum benutzten meine Bilder schon für ihre Weihnachtskarten. Zu den Reisen der Queen werden nur ausgewählte Fotografen eingeladen. Oft reservieren sie und Philip ein Zugabteil mit uns, und wir können offen reden. Alles «off the record».
Wie hat sich Ihr Job in den letzten Jahrzehnten verändert?
Früher war ich einer der einzigen Fotografen, die mit auf die langen Reisen kamen. Der Kampf um die Bilder begann erst, als Diana die royale Bühne betrat. Charles und seine Freundin interessierte plötzlich jeden. Später reiste ich dann oft mit ihnen, zum Beispiel nach Australien. Früher entwickelten sich aus den Gesprächen viele Fotoideen, heute halten die Security und Sicherheitsbestimmungen mich auf. Zu viele Paparazzi haben die royale Familie verärgert. Diese Fotografen sind heute immer noch sehr aggressiv, erreichen aber nicht mehr so viel.
Machen Sie Ihren Beruf noch gern?
Ja. Ich fotografierte schon an der Geburt von Harry und William, und in diesem Moment fahre ich nach London, um die Geburt von Williams drittem Kind zu dokumentieren. Schon verrückt. Zwei meiner Söhne sind ebenfalls Royal-Fotografen geworden. Aber wir arbeiten hübsch getrennt.
Wie nahmen Sie Diana wahr?
Als sehr schüchtern. Sie tat alles, was die Royals von ihr verlangten. Wir wurden Freunde. Nach der Scheidung von Charles war sie mit Doktor Hasnat Khan zusammen. Er ist wie ich Moslem. Sie sprach mit mir viel über den Islam und die Rolle der Frau. Das Farmhaus, in dem ich lebe, lag damals unweit ihres Hauses.
Ähneln sich die beiden Frauen?
Meghan ist zwar sehr selbstbewusst, aber oft wandelt sie auch in Dianas Spuren. Meghan beugt sich genauso wie sie zu Kindern herunter, wenn sie sie begrüsst, berührt ebenso gerne Menschen. Diana hat die Royals dazu gebracht, zu den Leuten hinzugehen und freundlicher zu sein. Meghan ist sehr clever und lernt schnell. Als Schauspielerin weiss sie mit der Kamera zu spielen. Sie wird als geschiedene Frau mit anderer Herkunft und Hautfarbe in der royalen Familie einen grossen Unterschied machen. Vielleicht gibt es auch mal Ärger (lacht). Aber Veränderung ist immer gut. Das macht die Royals interessant.
Hat Harry die Richtige gefunden?
Ich bin mir nicht sicher, kann nur sagen, dass sie sehr lieb zueinander sind. Ihre Liebe zu Afrika und für Charity verbindet sie. Seine Ex-Freundinnen interessierte das nie. Meghan will auf der Welt etwas Gutes bewirken. Die Queen soll von ihr erst nicht angetan gewesen sein. Aber Harry hätte sie auch ohne ihre Zustimmung geheiratet. Er ist so, hat seinen eigenen Kopf. Diana hielt ihn dazu an, sich selbst zu sein.