SI online: Ihre aktuelle Tour heisst Music. Was bedeutet Ihnen Musik?
David Garrett: Der Titel ist anlehnend an das letzte Album. Die Geige hat die Möglichkeit in alle Musik-Bereiche einzutauchen. Das haben wir in dieser Tour konkretisiert. Ich spiele elf bis zwölf Stücke vom neuen Album plus extra Werke. Da freue ich mich wie Bolle drauf.
Aber was bedeutet Ihnen die Musik konkret?
Musik ist generationen- und grenzenübergreifend. In jeder Kultur ist sie verankert ohne Politik oder Religion anzufassen. Musik ist einfach Lebensfreude und etwas, das menschlich ist. Sie hält eine Aussage, etwas Schönes fest und verbindet eigentlich alle Menschen.
Sie interpretieren Pop, Techno, Klassik - haben Sie ein Lieblingsgenre?
Jein, es kommt immer darauf an. In dem Moment, in dem ich eine Aufgabe habe und etwas Bestimmtes spiele, ist das auch gerade mein Lieblingswerk. Wenn du im Restaurant sitzt und denkst: Ich ess jetzt ein Steak, dann ist das Steak in dem Moment gerade das Allerbeste, worauf du Lust hast. Mit der Musik ist es bei mir das Gleiche. An einem Tag mag ich ein Stück Beethoven, am anderen muss es AC/DC sein. Es ändert sich von Tag zu Tag.
Heute assen Sie Crevetten. Waren die jetzt Klassik oder doch Rock?
Ich habe keine Ahnung. Aber sie waren gut!
Sie wagen sich an Stücke des King of Pop Michael Jackson heran. Gibt es auch Berührungsängste?
Berührungsangst kenne ich nicht, sonst hätte ich die auch, wenns um Beethoven oder Brahms geht. Die haben ja auch ganz grosse Werke geschrieben, die mit viel Geschmack und Intelligenz angegangen werden müssen. So mache ich es auch mit Werken von Popmusikern.
Kriegen Sie von den lebenden Künstlern, deren Songs Sie covern, auch Feedback?
Teilweise schon. Bei Coldplay war es so, dass sie meine Version von «Viva la vida» auf ihre offizielle Facebook-Seite gestellt haben mit einem sehr netten Kommentar. Das hat mich auch gefreut.
Sie werden gelegentlich wegen Ihren verschiedenen Musikstilen kritisiert...
Kritiker hatte ich schon davor. Jeder soll schreiben, was er will.
Da sind Sie schmerzfrei?
War ich schon immer. Ich möchte mich damit nicht beschäftigen. Ich will mich jetzt nicht vergleichen, doch jeder grosse Künstler der Vergangenheit, den wir heute hochhieven - ob Beethoven oder Brahms - hatte in seiner Zeit auch immer seine Kritiker.
Wie sieht Ihr Alltag während einer Tournee aus?
Meistens ist es so, dass wir bereits nach dem Konzert in die nächste Stadt fahren. Wenn das nicht geht, machen wir uns am nächsten Tag frühzeitig auf. Da ich eigentlich jeden Abend - bis auf ein paar wenige Off-Tage - auf der Bühne stehe, ist der Tag wirklich so: reisen, proben, spielen, schlafen, reisen. Oder dann reisen, schlafen, proben, spielen.
Wo üben Sie denn?
Im Hotel. Die Gäste sind ja meistens nicht tagsüber in ihren Zimmern und haben etwas zu tun.
Bleibt auch mal Zeit für eine Städte-Tour?
Naja, eigentlich nicht. Ich mag es, wenn Flughäfen in der Nähe der Stadt sind, dann kann man durch die Stadt fahren.
Sie üben pro Tag so viel wie ein Spitzensportler. Doch bei denen läuft die Aktivzeit mit dem Alter ab. Wie lange mögen Sie noch?
Keine Ahnung. Ich glaube, irgendwann wird der Geduldsfaden reissen, und dann laufe ich nackig durch die Welt - mit einem Hut auf dem Kopf! (lacht)
Hat Ihr Erfolg eigentlich auch eine Kehrseite?
Du wachst nachts auf in einem Hotel, alleine. Du musst aufs Klo und weisst nicht, wo die Toilette ist. Da tappst du in der Dunkelheit herum, meist mit dem Ende, dass du dein Bein irgendwo anstösst.
Der Wettbewerb ist geschlossen - vielen Dank für Ihre Teilnahme. Die Gewinner bekommen die Tickets per Post zugestellt.