Bruno Spoerri traute seinen Ohren nicht, als er das Lied «Versus» von US-Rapper Jay-Z, 44, zum ersten Mal hörte. Vor drei Monaten erhielt der 78-Jährige einen Anruf von «Finders Keepers Records»-Chef Andy Votel, der ihn auf den Song auf dem Album «Magna Carta Holy Grail» aufmerksam machte. Jay-Z und Timbaland hätten Spoerris Tonabfolge ohne Erlaubnis für ihren eigenen Track verwendet. Und Bruno Spoerri kam «Versus» tatsächlich verdächtig bekannt vor.
«Zuerst habe ich gestaunt», sagt Bruno Spoerri zu Tagesanzeiger.ch. Er sei es nicht gewohnt, dass ihm ein viel Jüngerer etwas stehle, so der Basler Jazzmusiker weiter. Im Kommentarfeld von Srf3.ch macht er seinem Ärger denn auch Luft, nachdem er lesen musste, dass Jay-Z mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. «Glauben Sie wirklich, dass der Rapper Jay-Z einen Grammy verdient? Er hat nachgewiesenermassen illegal ein Sample meiner Musik verwendet», schreibt er.
Dass sich die beiden Lieder mehr als ähneln, ist leicht zu erkennen. «On The Way» komponierte Bruno Spoerri ursprünglich für den Film «Lilith», der 1978 Uraufführung hatte. Das Album «Magna Carta Holy Grail» wurde im vergangenen Jahr veröffentlicht. «Die beiden haben nichts verändert, einfach die Tonabfolge um einen halben Ton verschoben und ganz wenig perkussiver gemacht», erklärt der Jazzmusiker dem Onlineportal Watson.
Mit einem amerikanischen Anwalt versuchen Spoerri und Votel nun, mit den Superstars zu verhandeln. Doch das Ganze laufe sehr harzig, so der Basler weiter. Jay-Z und Timbaland versuchten das Prozedere in die Länge zu ziehen. Es gehe ihm nicht ums Geld, aber er wolle die Anerkennung, die er verdient habe. «Ich ärgere mich, dass man andere Musiker einfach als Selbstbedienungsladen betrachtet.»
Auch wenn die Verhandlungen nur schleichend vorangehen, lässt sich Bruno Spoerri nicht unterkriegen. «Soviel ich weiss, hat Timbaland gegenüber meinem Produzenten Votel eingeräumt, dass er das Sample von mir übernommen hat», sagt er dem Schweizer Onlineportal. Und obwohl der Komponist vor Wut schäumt, fände er es dennoch spannend, dass seine Musik von einer anderen Generation aufgegriffen werde, wie er Tagesanzeiger.ch erzählt. «Sie hätten es ja haben können, wenn sie gefragt hätten.»