Es gab sie schon vor Diana - Frauen, die eine unglaubliche Magie ausstrahlten, die einen wegen ihrer Schönheit in den Bann zogen, deren Schicksal ans Herz ging. Wie jenes von Grace Kelly. Die Schauspielerin, die sich in einen spanischen Royal verliebte, zur Prinzessin wurde und dann bei einem Autounfall jäh aus dem Leben gerissen wurde. Oder jenes von Jackie Kennedy, die mit ansehen musste, wie ihr Mann neben ihr während einer Parade erschossen wurde.
Doch bei Diana Spencer ist es anders. Sie war mehr als nur eine schöne junge Frau, die die Welt verzauberte.
Sie war eine von uns - das schüchterne Mädchen von nebenan, das sich nach einer schicksalhaften Begegnung in den künftigen König Grossbritanniens verliebte. Sie war die Verkörperung eines Kindheitstraums, eines Märchens, das Wirklichkeit wird - eine Bürgerliche darf ihrem Traumprinzen das Ja-Wort geben und die ganze Welt schaut zu.
Doch Diana blieb nach der Hochzeit eine von uns, sie war nahbar - sie zeigte Emotionen, ihre verletzliche Seite, was für die britische Monarchie ein Novum war. Für die Royals schien es ein Tabu zu sein, in der Öffentlichkeit auch nur einen Hauch von Menschlichkeit zu zeigen. Dank Diana wurde das Königshaus greifbarer. Auch wegen der englischen Presse, die mehr Interesse an Diana als an den Thronfolger zeigte, die sie auf Schritt und Tritt verfolgte, die jeden Winkel ihres Privatlebens beleuchtete.
So wurde das Volk auch Zeuge des Scheiterns dieses Märchens. Es erlebte mit, wie Prinz Charles' Affäre zu Camilla die Ehe zum Scheitern brachte, wie gedemütigt sie wurde und wie sehr sie darunter litt. Dieses im Detail dokumentierte Liebesleben unterstrich einmal mehr, dass Diana eine von uns war. Auch sie musste Höhen und Tiefen überwinden.
Grosses Herz für die Armen
Dies allein aber trägt noch nicht zu Dianas inoffiziellen Titel Königin der Herzen bei. Diana war ein Mensch, der sich in ganz besonderem, fast schon aufopferndem Masse für die Ärmsten, Benachteiligten und weniger Privilegierten einsetzte. Sie war in über hundert Wohltätigkeitsorganisationen engagiert, stand für ein Verbot von Landminen ein und begegnete HIV-Infizierten ganz ohne Vorurteile - und ohne Handschuhe. Zu einer Zeit, als man Aidskranke in der Regel gar nicht oder nur mit Handschuhen anfasste.
Sie selbst sagte über ihren Drang, anderen zu helfen: «Nichts macht mich mehr glücklich, als den wehrlosesten Menschen dieser Welt zu helfen. Es ist mein Ziel und ein wesentlicher Teil meines Lebens, eine Art Bestimmung. Jeder, der in Not ist, kann mich rufen, und ich eile zu ihm, wo auch immer er sein mag.»
«Wir wollten, dass sie ein glückliches Ende bekommt»
Diana wurde als fürsorglicher und furchtloser Engel bezeichnet, als Engel der Barmherzigkeit. Als Mensch, der erst an die anderen als an sich dachte. Wie Mutter Teresa, mit der sie sich sehr verbunden fühlte und die nur fünf Tage nach Dianas Tod selbst starb. Alison Eastwood, Herausgeberin der kanadischen Ausgabe von «Hello!», nennt Diana eine Heldin mit Fehlern. «Sie war impulsiv, mitunter selbstzerstörerisch. Und dafür liebten wir sie. Wir erwarteten nicht von ihr, perfekt zu sei. Aber wir wollten, dass sie ein glückliches Ende bekommen sollte.»
Das glückliche Ende wurde Diana nicht gewährt. Am 31. August 1997 wurde sie im Alter von 36 Jahren aus dem Leben gerissen. Doch sie bleibt Königin der Herzen - mehr denn je, denn ihre Söhne William und Harry setzen die Arbeit ihrer Mutter fort (mehr dazu in Teil 24).
Teil 22: Dianas Grab