Welche Erziehung erfährt ein Mädchen, das später einmal Grossbritanniens nächste Königin wird? Keine einfache. Das geht aus der neuen Biografie «The Queen's Speech» hervor, welche die Royal-Expertin Ingrid Seward im Sommer veröffentlicht hat und aus der die «Daily Mail» zitiert.
Darin heisst es: Elizabeth bekam früh zu verstehen, dass sie zwei Leben führen müsse: eines als das kleine Mädchen und eines als Prinzessin - und zukünftige Königin.
Elizabeth, 1926 geboren, hatte schnell einen strikten Tagesablauf. Frühstück gabs um 7.30 Uhr, ins Bett musste sie um 19.15 Uhr. Ihre Nanny, Clara Knight, erachtete es als falsch, ein Kind zu sehr zu verwöhnen. Das schade ihm nur später im Erwachsenenleben, war sie sich sicher. Die Befehle bekam das Kindermädchen nicht etwa von Elizabeths Mutter, sondern von ihrem Grosi, Queen Mary. Sie bestand darauf, dass ihre Enkelin schon als kleines Kind lernen sollte, wie sie zu lächeln und zu winken habe. Ihr war es zudem wichtig, dass Elizabeth nicht zu zappelig sei und nicht zu häufig auf die Toilette müsse. Konnte sie ihren Blasendrang mehrere Stunden lang unterdrücken, gabs dafür ein Guetsli. Vielleicht verwundert es deshalb kaum, dass Elizabeth als schüchtern und ängstlich wahrgenommen wurde.
Nanny Clara Knight war für den royalen Drill zuständig. Doch Elizabeths Mutter war es wichtig, dass ihr auch Liebe und Zuneigung zuteil werde und engagierte daher ein weiteres Kindermädchen - Margaret MacDonald. «Bobo» - so nannte sie Elizabeth - wurde schnell zur engsten Vertrauten der kleinen Prinzessin. Sie blieben einander verbündet bis «Bobos» Tod im Jahr 1993.
Elizabeth wuchs zur Zeit des Zweiten Weltkriegs auf. Trotzdem achtete ihre Mutter darauf, dass sie und ihre jüngere Schwester Margaret eine möglichst normale Kindheit erleben. Normal bedeutet in diesen Kreisen und zu jener Zeit vor allem privilegiert. Die beiden Schwestern hatten Velos, viele Haustiere wie Wellensittiche, zwei graue Ponys namens Comet und Greylight und mehrere Hunde. Dass es ihnen an nichts fehlte, war Elizabeth durchaus bewusst.
Auf dem Weg von der Prinzessin zur Königin zeigte sich Elizabeth früh dem Volk verbunden. Dass es anderen Kindern während des Krieges weniger gut erging wie ihr, traf sie sehr. Einem Mädchen kaufte sie neue Schuhe, weil es kein Geld dafür hatte. Sie strickte Kleidungsstücke für die Armee und trat - sehr zur Missgunst ihres Vaters - dem Auxiliary Territorial Service, der Frauenabteilung der britischen Armee, bei. Dort lernte sie, Motoren zu reinigen, Reifen zu wechseln und einen drei Tonnen schweren Sanitäterwagen zu lenken. Die Eigenständigkeit hat sie sich bis heute bewahrt. Noch immer fährt sie - wenn auch keine Drei-Tönner mehr und natürlich nicht an offiziellen Anlässen - selbst durch die Gegend.