Bis zu ihrem ersten Kennenlernen mit Prinz Charles, 68, ist Lady Diana eine unscheinbare, schüchterne Frau, die als Kindergärtnerin ihr Einkommen verdient. Niemand aus der Öffentlichkeit interessiert sich für sie, was sich mit ihrer Liaison und Ehe zum künftigen Thronfolger schlagartig ändert. Diana (†36) wird zur meistfotografierten Frau der Welt, Paparazzi verfolgen sie auf Schritt und Tritt. Die Tatsache, dass sie und nicht Prinz Charles, künftiger König Englands, für die Fotografen interessanter ist, bezeichnet sie früh als «verstörende Erkenntnis».
Später versteht sie es, dieses Wissen für sich auszunutzen.
Sie lebte von der Presse - und starb durch sie
Der «Spiegel» nennt sie kurz nach ihrem Tod treffend «Die gejagte Jägerin»: Paparazzi jagen sie - bis in den Tod hinein. Sie selbst nutzt die Presse aber auch für ihre Zwecke. Biograph Anthony Holder formuliert es treffend, indem er sagt, dass sie von der Presse lebte und durch sie starb.
Diana ist Opfer der Boulevard-Medien, die in ihre Privatsphäre eindringen und ihr und ihrer Familie auflauern. Diana ist Objekt der Begierde, wird gefeiert und verfolgt wie ein Popstar. Ihr ältester Sohn beschreibt in einer im Juli dieses Jahres ausgestrahlten Dokumentation, wie sehr seine Mama von Paparazzi missbraucht wurde. «Ich glaube, es ist nicht angebracht, wenn man als Prinzessin von Wales und als Mutter von 30 Typen auf Motorrädern verfolgt wird. Von Typen, die einem den Weg versperren, die einen anspucken, nur um eine Reaktion zu erzielen. Um eine Frau in der Öffentlichkeit zum Weinen zu bringen, nur um ein Foto zu bekommen.» Er erinnere sich schweren Herzens daran, wie oft seine Mutter deswegen weinen musste.
Roy Greenslade, ehemaliger Chefredaktor des «Daily Mirror» gesteht in einer ZDF-Dokumentation: «Diana wurde als Kanonenfutter einer Auflagenschlacht benutzt.»
Dianas Waffe
Die Presse dient Diana aber auch zur Selbstdarstellung und zur Verbreitung ihrer Visionen - zum Beispiel einer Welt frei von Landminen. Sie nutzt die Medien auch, um gegen das britische Königshaus zu wettern und um sich als von Anfang an betrogene Ehefrau zu präsentieren. So etwa im TV-Interview für die BBC 1995.
Es ist ein Interview, das um die Welt geht und Millionen von Menschen vor den Bildschirm lockt. Was sie damit bezweckt? Rache wird ihr unterstellt. Doch sie will nur ihren Standpunkt deutlich machen.
Im Sommer 1997, als die Beziehung zum Herzchirurgen Hasnat Khan, 59, in die Brüche geht und sie Dodi Al-Fayed, †42, kennenlernt, soll sie ebenfalls die Macht der Fotografen ausgenutzt haben. Das erste gemeinsame Bild von ihr und dem ägyptischen Milliardärssohn soll sie für Paparazzi inszeniert haben, um ihren Ex eifersüchtig zu machen.
Es ist ein Foto, das für eine Million Pfund verkauft wird und die Jagd auf Diana erst richtig eröffnet. Jeder Fotograf hofft auf das nächste Millionen-Bild des frisch verliebten Paares. Diana und die Paparazzi - es ist eine Hassliebe. Und sie sind es, die die Königin der Herzen zum letzten Mal sehen. Der britische Journalist James Whitaker sagt im ZDF: «Wir waren ihr immer zu dicht auf den Fersen. Wir haben sie nicht zu Tode gehetzt, aber gejagt. Und das muss ich mir ein Leben lang vorwerfen.»