Garten-Koryphäe Sabine Reber, 39, kauert auf dem Trampelpfad zwischen zwei Gemüsebeeten in ihrem Garten. Sie schneidet einen frischen Kopfsalat fürs Zmittag. Ihr Töchterchen Jeanne Rose, 2, hilft mit und packt Unkraut auf die rot-gelbe Kinder-Schubkarre. «Nicht für die Poubelle (Abfall)», erklärt die Kleine, «das bringe ich dem Lapin (Kaninchen).» Jeanne Rose wächst im französischsprachigen Berner Jura auf. Mit Mami Sabine spricht sie aber Schweizerdeutsch.
Die Villa mit Holzanbau, in der Sabine Reber mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter lebt, liegt halb verborgen zwischen Apfel- und Kirschbäumen hoch über dem Bielersee. Sie ist umgeben von einem duftenden Kräutergarten und üppig bepflanzten Gemüsebeeten. Ein Stall voller Kaninchen und eine riesige Voliere gehören dazu. Dort hausen weisse Tauben, Fasane, Wachteln und Hühner. Rund zwei Dutzend Eier legen die Vögel pro Tag.
«Ich arbeite viel mit blossen Händen. Saubere Fingernägel habe ich eigentlich nie.
«Wir sind Selbstversorger - soweit irgend möglich», erklärt die gebürtige Bielerin, während sie, die Tochter an der einen Hand, den Kopfsalat in der anderen, zurück in die Küche geht. Gemeinsam richten sie Gemüsereis und Mischsalat mit Rosenblättern an. Einzig der Kohlrabi ist gekauft, weil der eigene noch nicht reif ist. Aber ansonsten gilt bei Sabine Reber: «Auf den Tisch kommt, was in meinem Garten wächst.» Das sei ihr persönlicher Beitrag an den Umweltschutz. «Die Leute reden von Hybridautos - fahren dann aber bei jeder Gelegenheit zu McDonald’s. Und ihre Kinder wissen nicht einmal mehr, wo Erdbeeren wachsen.» Die kleine Jeanne Rose weiss es. Sie zeigt auf eine Zeichnung, die sie selbst gemalt hat, auf der gelbe Punkte zu sehen sind. «Erdbeeren», sagt sie. Gelbe? «Sie sind noch nicht reif», erklärt die Kleine überzeugt.
Sabine Reber ist die erfolgreichste Gartenbuch-Autorin der Schweiz. Auf dem Tisch liegt ihr Bestseller «Endlich gärtnern!», Sabine Rebers drittes Buch für Hobbygärtner und alle, die es werden wollen. «Meine Liebe zu Pflanzen entdeckte ich in Irland», erzählt sie. Dort wohnte Sabine während acht Jahren mit ihrem Ex-Ehemann, dem Schriftsteller Hansjörg Schertenleib. Vor fünf Jahren liess sie sich scheiden, kam zurück in die Schweiz und traf ihre Jugendliebe Cédric Miche wieder. Der selbstständige Informatiker ist heute ihr Ehemann.
Jeanne Rose kam als Wunschkind, aber nicht geplant. «Ich ging davon aus, dass ich keine Kinder bekommen kann», sagt Sabine Reber. «Verhütung war deshalb kein Thema.» Als ihr dann morgens ständig übel wurde, ging sie erst nicht zum Arzt. «Aus Angst, es sei etwas Schlimmes. Dabei war es das Schönste, was mir passieren konnte!» Sabine Reber drückt Jeanne Rose fest an sich, hebt sie hoch und setzt sie auf den Kinderstuhl am Kopfende des Esstisches. Gemeinsam sprechen sie ein kurzes Tischgebet.
Das Zweitschönste im Leben sind für Sabine Reber ihre Blumen, vor allem die Rosen. Zartrosé «Jacques Cartier» und lachsfarbene «Charles Austin» blühen draussen im Garten. Gelbe «Graham Thomas» und weisse «Schneewittchen» - die Namen feinsäuberlich mit wasserfestem Filzstift auf umgekehrte Tontöpfe geschrieben.
Aber Sabines Blütenliebe geht noch weiter: Im Buch «Endlich gärtnern!» widmet sie der Königin der Blumen volle vier Kapitel. Für ihre Sommerkleider sammelt sie edle Stoffe mit Blumen-Print, und «eine Designerin aus Biel näht sie für mich». Dass auch ihre Tochter den Zweitnamen Rose trägt, hat allerdings nichts mit der Blume zu tun: «Schon die Urgrossmutter hiess Rose.»
Mittlerweile hat Jeanne Rose fast aufgegessen. Nur die Rosenblätter liegen fein säuberlich aussortiert auf dem Tellerrand. «Die mag ich nicht», sagt sie und verzieht das Gesicht. Mama Sabine lacht, hebt ihr Töchterchen vom Stuhl und lässt es in den Garten laufen. «Mama, guck mal!», ruft Jeanne Rose von draussen. Stolz zeigt sie auf ihr Dessert: eine frische, rote Erdbeere.
Tipps und Tricks für alle Hobbygärtner finden Sie in der aktuellen Schweizer Illustrierten. Sabine Reber erklärt beispielsweise was man gegen Blattläuse tun kann oder welches Schuhwerk in der Garten passt.