SI online: Frau Grauwiller, sind Sie abergläubisch?
Regula Grauwiller: (lacht) Nur am Morgen. Dann steige ich zuerst mit dem rechten Fuss aus dem Bett. Wenn es zufällig mal der linke ist, dann gehe ich nochmals zurück und stehe nochmals auf.
Wie steht es um schwarze Katzen?
Die beunruhigen mich ganz und gar nicht. Und auch die Zahl 13 flösst mir keine Angst ein. Im Gegenteil, ich sehe sie als meine Glückszahl. Als gestern der Kaminfeger bei uns zu Hause vorbei gekommen ist, dachte ich: das ist doch mal ein gutes Zeichen.
Aber der Helikopterabsturz während der Dreharbeiten von «Der Teufel von Mailand» hat doch bestimmt für unheimliche Stimmung gesorgt?
Natürlich hat es Stimmen gegeben, die meinten, der Teufel im Titel hätte das Unglück angezogen. Doch es ist nichts Schlimmeres passiert und alle haben überlebt. Als Optimistin bin ich eher so veranlagt, genau das hervorzuheben.
Ihre Figur Sonia flüchtet im Film vor ihrem Ex-Mann und nimmt deshalb im Engadin einen Job in einem Luxushotel an. Können Sie diesen Schritt nachvollziehen?
Als Schauspielerin muss ich mir grundsätzlich alles vorstellen können. Sonia hat einen gewalttätigen Ex-Mann und es hält sie nichts mehr in ihrem alten Leben. Da ist Kofferpacken und Abhauen naheliegend. Doch für mich als Mutter und Ehefrau wäre dieser radikale Schnitt unvorstellbar.
Sie sind ihren drei Kindern zuliebe von Deutschland in ihren Geburtsort Liestal gezogen. Was war der Grund?
Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit auf dem Land. Daher wollte ich, dass meine Kinder ebenso aufwachsen. Berlin ist schon eine sehr coole Stadt, aber nach zehn Jahren hatte ich die Nase voll. Ständig wird man angeschnorrt und es ist dreckig. Ich wusste ganz klar, dass ich dort keine Kinder grossziehen möchte.
Was tun Sie gegen Ihren Landkoller, sofern der mal in Erscheinung treten?
Dann setze ich mich einfach in den nächsten Flieger. Mein Mann und ich lernten uns an der Berlinale kennen. Daher sind für uns die fünf Tage Berlin pro Jahr gesetzt. Ausserdem drehe ich ja an vielen verschiedenen Orten. Somit komme ich immer wieder mal raus.
Ihre ersten Erfolge haben Sie 1992 in Deutschland gefeiert. Damals drehten sie zusammen mit Jürgen Vogel, Benno Fürmann, Moritz Bleibtreu und Owe Ochsenknecht. Da ist ein ziemlich fulminanter Start ins Filmbusiness...
Ach, damals waren alle, bis auf Owe Ochsenknecht, noch gar nicht bekannt. Somit war es umso schöner, zusammen mit ihnen die Karriere gestartet zu haben.
Erst 2006 haben Sie Ihren ersten Film «Handyman» in der Schweiz gedreht. Warum hat es so lange gedauert, bis man Sie hier entdeckt hat?
Das weiss ich nicht. Vielleicht, weil ich immer schon in Berlin war und dort gearbeitet habe? Ich hatte schon damals genügende Kontakte in die Schweiz, aber vielleicht dachte man hier, ich sei zu beschäftigt. Und irgendwie war es auch viel komplizierter, anzureisen. Als ich angefangen habe, gab es noch keine Billigfluglinien und so ein Ticket hat früher locker tausend Franken gekostet.
Worin unterscheidet sich die Schweizer Filmbranche von der deutschen?
Sie ist natürlich viel kleiner, aber mindestens genauso professionell. Wenn man hier mal einen Film gemacht hat, kennt man alle. Vom Beleuchter bis hin zum Maskenteam. Obwohl ich bis jetzt in der Schweiz relativ wenig gemacht habe, kenne ich schon so viele Leute. In Deutschland ist das uferlos. Wenn man einen im Team von sechzig Leuten kennt, ist das schon viel.
Sie haben mit unzählig vielen guten Schauspielerin zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?
Das ist schwer zu sagen, ich könnte jetzt grosse Namen wie Hildegard Knef oder Murray F. Abraham nennen, doch die haben mich schlussendlich nicht mehr beeinflusst als ganz «normale» Kollegen. Obwohl, Jasmin Tabatabai hatte schon grossen Einfluss auf mich. Mit ihr habe ich damals in Berlin zusammengewohnt und ihre rotzige Art hat mich fasziniert. Ich war eher der schüchterne Typ und wollte davon gerne etwas abhaben.
Sie haben mit Jasmin Tabatabai sogar zusammen in der Band «Even Cowgirls get the Blues» gespielt.
Ich habe Jasmin mit Rahel Kindermann zusammengebracht und als das Bandprojekt dann konkret wurde, wollte ich auch mit dabei sein. Rahel, die damals Schlagzeug gespielt hat, wohnt heute übrigens auch in der Schweiz. Zusammen mit ihrem Ehemann Urs Leuthard.
Und, haben Sie danach nochmals Musik gemacht?
Nein. Das war wirklich nur just for fun. Die Schauspielerei kam bei mir immer an erster Stelle.
Dann spielen Sie jetzt an Weihnachten die Blockflöte?
Das muss ich nicht. Meine beiden Töchter spielen sehr gut Klavier und mein Sohn spielt super Schlagzeug. Aber das passt nun wirklich nicht unter den Weihnachtsbaum. (lacht)
«Der Teufel von Mailand» läuft am Sonntag, den 30. September, um 20.05 Uhr auf SF1.