Manche Kinder haben einen schweren Start ins Leben. So auch Marc A. Trauffers Sohn Lars. Sein Erstgeborener kommt am 24. November 2002 zur Welt - elf Wochen zu früh. Für den Alpentainer und seine damalige Partnerin Barbara ein Schock.
«Sein Kopf war klein wie ein Mandarinli»
In seiner Biografie «Dä mit de Chüeh» schreibt der Mundart-Musiker über den bangen Moment: «Sein Kopf klein wie ein Mandarinli. Sein Gewicht 1240 Gramm. Diese Bilder werde ich nie vergessen.» Zwei Monate lang muss Lars im Kinderspital in Bern bleiben. Für die Eltern ist jeder Besuch auf der Frühgeburten-Abteilung eine Zerreissprobe: «Die Herztöne waren am Anfang das Schlimmste. Bei Sauerstoffmangel blieben diese jeweils länger aus und wir hatten jedes einzelne Mal Panik.»
Damals 23-jährig fährt Trauffer jeden Tag von Hofstetten bei Brienz BE nach Bern. Das Paar durfte nur desinfiziert und in Sicherheitskleidung in die Neonatologie. Wenn er sich an sein Baby in der Isolette erinnert, ist die Angst wieder da: «Da sitzt man dann. Neben einer Plastikkiste, in der das eigene Baby liegt – und wartet. Es ist unvorstellbar. Die Hölle.»
Als angehender Papi hatte sich der Mundart-Star während Barbaras Schwangerschaft nie solche Gedanken gemacht. «Wir liebten uns, wir haben geheiratet, wir haben ein Haus gebaut, wir wollten es mit Leben füllen», schreibt Trauffer. Mit der Ankunft seines Sohnes sei dieses Leben da gewesen - nur habe es eben vollkommen anders gestartet als erwartet.
Trauffer wurde in die Vaterrolle «hineingeschleudert»
Nach Trauffers Auffassung wurde ihnen die Chance genommen, langsam in die Elternrolle hineinzuwachsen. «Wir wurden zwei Monate früher als erwartet von null auf hundert hineingeschleudert - auf eine leider etwas unsanfte Art.» Die bangen Momente veränderten Trauffer: «Rückblickend glaube ich, dass dies die Zeit war, in der ich erwachsen wurde.»
«Meine kleine Familie war plötzlich alles, was zählte»
Zum ersten Mal sei er sich selber nicht mehr wichtig gewesen, so Trauffer. «Meine kleine Familie war plötzlich alles, was zählte.» Nach einer Leistenbruch-Operation unter Vollnarkose kämpft sich Lars langsam Stück für Stück mehr ins Leben. Nach zwei Monaten kommt die erlösende Nachricht der Ärzte: Der Kleine darf nach Hause! «Endlich! Keine Schläuche mehr im kleinen Körper. Keine fremden Menschen mehr, die ihn betreuen.»
Ganz gelöst sein können Trauffer und seine Barbara aber nicht. Wie es bei Frühgeburten üblich ist, muss Lars regelmässig ins Spital zur Routinekontrolle. Besonders Lars' Mama litt unter den Arztterminen: «Oft kam sie traurig zurück, besorgt und verunsichert.»
Trauffer will nach vorne schauen. Für den Alpentainer ist nicht relevant, ob sein Sohn alle kognitiven Tests im Untersuchungszimmer besteht: «Wer nächtelang um das Leben seines Babys bangt, dem sind Drei- und Vierecke oder Dioptrien später egal. Sie zählen nicht.» Daher entschliesst sich der Sänger, die weiteren Nachkontrollen abzusagen.
Am 7. Juni 2003 heiraten Barbara und Marc, zwei Jahre nach der Ziviltrauung auch noch kirchlich. Sohn Lars gesund und munter mit dabei. Ein Jahr später erblickt Tochter Lani das Licht der Welt. Auch sie ist eine Frühgeburt. Das Mädchen kommt im achten Monat zur Welt. Obwohl medizinisch alles unbedenklich war, ist Trauffer bei der Geburt angespannt: «Es ist Horror, wenn du siehst wie deine Frau leidet, aber einfach nichts machen kannst.»
Von diesem Moment an sind sie zu viert. Trauffer schafft den Spagat zwischen Familie und Beruf nicht wirklich. Zumeist ist er mit seiner damaligen Band Airbäg unterwegs, während Barbara zu Hause zu den gemeinsamen Kindern schaut. «Damals wollte ich einfach auf keinen Fall etwas verpassen. Heute bin ich manchmal ganz froh, wenn ich einen Event oder eine Party ‹verpassen› kann.»
Nach fünf Jahren Ehe und elf Jahren Beziehung folgt der Bruch: Weder neue Partner noch ein Streit sind der Grund für die Trennung: «Die Luft war raus. Die Beziehung einfach fertig.» Auch nach der Scheidung haben Marc und seine Jugendliebe Barbara ein sehr gutes Verhältnis. Sie wohnen Dorf an Dorf, und die Kinder pendeln zwischen Vater und Mutter. Heute ist er mit der 39-jährigen Brigitte Schöb zusammen, die für ihn die Biografie verfasst hat.