Roland Salzmann, 35, Ehemann der ehemaligen Mittel- und Langstreckenläuferin Anita Weyermann, 40, wollte am Montag nur einen schönen Tag mit seinen vier Kindern Lara, 6, Anja, 4, Simona, 4, und Roman, 4, am Fluss Sense bei Alterswil im Kanton Freiburg verbringen. Nachdem die fünf eine Stunde flussabwärts spaziert waren, im knöcheltiefen Wasser spielten und badeten, kommen sie gegen 16 Uhr unverhofft in ein Hagelgewitter.
«Ich studierte am Morgen noch die Wetterkarte. Darauf war nur schwacher Regen angezeigt», erzählt der Familienvater dem «Blick». Salzmann sucht mit den Kindern unter einem grossen Stein Schutz vor dem Hagel. «Nach etwa einer halben Stunde zog das Gewitter weiter. Das Wasser reichte mir jetzt bis zum Bauch.»
Der Vater muss seine Kinder zurücklassen
Der 35-Jährige sucht im braunen Wasser nach flachen Stellen, um seine Kleinen über den Fluss in Sicherheit zu bringen. «Ich realisierte aber, dass es zu riskant war, die Kinder auf dem Arm über die Sense zu tragen.» Die Lage spitzt sich zu, denn der Pegel steigt weiter an. Das Handy des Vaters ist nass und funktioniert nicht mehr. Die Kinder sind durchnässt und frieren.
Um 19.30 muss er die schwerste Entscheidung seines Lebens fällen. Er lässt seine drei Töchter und den Sohn zurück, um Hilfe zu holen. «Ich sagte meinen Kindern, sie sollen eng zusammenbleiben. Ich zeigte ihnen den Rucksack mit dem Essen und sagte, sie müssten fair teilen und einander helfen», so die dramatischen Schilderungen Salzmanns gegenüber «Blick».
«Sie waren sehr tapfer»
Er läuft flussaufwärts, klettert an Steinwänden hoch und gelangt endlich zu einem Bauernhof. Von dort aus alarmiert er die Polizei, die bald eintrifft und mit ihm zurück zur Stelle geht, an der seine Kinder immer noch brav sitzen. «Sie waren sehr tapfer und hatten keine Angst», sagt der Vater.
Er will seine Frau nicht beunruhigen und ruft Anita Weyermann deshalb nicht an. Die hört auf der Arbeit von den Unwetterwarnungen im Sensegebiet. «Bei mir klingelten sofort die Alarmglocken», sagt die Mutter der vier Kinder der Zeitung. Sie verlässt vorzeitig die Arbeit und geht nach Hause. «Ich konnte meinen Mann nicht erreichen und meine Familie war nicht da. Ich zitterte am ganzen Körper.»
«Ich habe einen Riesenfehler gemacht»
Weyermann ruft die Polizei, die sofort ein grosses Rettungsdispositiv in Gang setzt. Nach bangen Stunden kommt die erlösende Nachricht. «Ein Polizist sagte mir, sie hätten meine Familie gefunden.» Die Kleinen und ihr Vater werden mit einem Rega-Helikopter gerettet und später von der Polizei nach Hause gebracht.
Roland Salzmann ist untröstlich. «Ich bin mir bewusst, dass ich einen Riesenfehler gemacht habe.» Er habe die Situation falsch eingeschätzt, sei aber wahnsinnig stolz auf seine Kinder. Anita Weyermann hat auch zwei Tage nach dem Drama noch mit der Situation zu kämpfen. Sie habe nicht geschlafen, erzählt die WM-Bronzegewinnerin. «Es war der absolute Horror. Ich weiss jetzt einmal mehr, dass meine Familie das Wichtigste in meinem Leben ist.»