Manche lernen es auf die harte Tour: Musiker Gustav hatte mit 21 seine Kreditkarte dermassen überzogen, dass er seiner Schwester, die damals seine Schulden beglich, ein Jahr lang Raten zurückzahlen musste. «Es war hart, aber Schulden hatte ich seitdem nie wieder», sagt der Freiburger heute.
So geht es vielen Jugendlichen in der Schweiz: ein Drittel hat bereits Schulden gemacht. Gerade hat Online-Shopping das Handy als grösste Schuldenfalle überholt.
Für Thomas Russenberger und Karina Berger ist das Problem offenkundig. «Online ist alles immer auf Kredit verfügbar, man muss nicht einmal mehr Bargeld in die Finger nehmen, alles passiert virtuell, das macht es so problematisch. Als wir jung waren, ging man einfach einmal die Woche in die Stadt und kaufte sich nur, was man sich leisten konnte.»
Bei der finanziellen Erziehung seiner zwei Töchter hat das Eventplaner-Paar deswegen klare Regeln aufgestellt: «Schon als unsere ältere Tochter zu Hause war, musste sie einen Teil ihres Lohnes abgeben und nach und nach mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen, etwa die eigene Wäsche waschen», sagt Karina Berger.
Als Noemi vor eineinhalb Jahren schliesslich von zu Hause auszog, verlangten ihre Eltern, dass sie einen Budgetplan vorlegt, um zu beweisen, dass sie sich eine eigene Wohnung leisten kann und die eigenen finanziellen Mittel nicht überschätzt. «Tools, wie man ein einfaches Budget erstellt, gibt es zum Glück mittlerweile massenhaft im Internet.»
Erfahrungen mit Schulden hat auch Ex-Mister-Schweiz Renzo Blumenthal: «Als ich den Betrieb meiner Eltern übernahm, musste ich natürlich Kredite aufnehmen, aber es blieb in einem gesunden Rahmen», sagt der Bündner. Dass sich aber Jugendliche mit Statussymbolen finanziell übernehmen, sei ein Erziehungsproblem, ist er überzeugt: «Da kommen wohl gewisse Eltern ihrer Pflicht nicht nach.»
Dieser Pflicht ist sich Moderatorin Anna Maier bewusst: von einer Freundin wurde ihr das Konzept Jugendlohn von Pro Juventute empfohlen. Das Prinzip des Jugendlohns ist einfach: Jugendliche erhalten früh - empfohlen wird ab dem 12. Geburtstag - einen fixen monatlichen Betrag, von dem sie einen Teil ihrer Lebenskosten selbstverantwortlich finanzieren.
Der erste Versuch, einen Jugendlohn einzuführen, lief im Hause Maier nicht ganz so rund. «Als Lena zwölf Jahre alt war, sind wir kläglich daran gescheitert.» Vier Jahre später klappts nun ganz gut.
Das Konzept Jugendlohn begeistert auch andere Promi-Eltern: Susanne Kunz, Komikerin, Moderatorin und Mutter zweier Kinder hat sich schon fürs Sackgeld nach den Empfehlungen von Pro Juventute gerichtet. «Als mein Sohn 12 Jahre alt war, erhielt er 20 Franken im Monat. Aber später kann ich mir vorstellen, dass wir eine Art Jugendlohn einführen werden.»
Denn in Sachen Finanzkompetenz lasse ihr Sohn - ganz im Gegensatz zu seiner sparsamen kleinen Schwester - noch zu wünschen übrig. «Er gibt so ziemlich alles, was er hat, für Eistee, Chips und kleine Gadgets aus. Es kommt vor, dass er schon Mitte Monat pleite ist und sich halt nichts mehr leisten kann. Aber ich finde, das ist dem Alter absolut angemessen. Er hat noch Zeit zu lernen.»
Als sie selber im Teenager-Alter war, hat sie sich das Portemonnaie mit gelegentlichem Babysitten und Ferienjobs aufgepolstert. «Ich habe jeweils eine einer Fabrik Schrauben abgezählt. Hoffentlich gibt es solche Möglichkeiten heutzutage überhaupt noch. Langsam kommt mein Sohn ins Ferienjob-Alter.»
Auch Moreno, der älteste von Renzo Blumenthal lernt, dass Geld nicht auf Bäumen wächst, sondern verdient werden muss. «Wenn er gut im Stall mithilft, gibts schon mal einen Fünfliber. Aktuell gibt er den aber gleich wieder für Panini-Bilder aus.»
Renzo ist ohne festes Taschengeld aufgewachsen und will das auch bei seinen Kindern so handhaben. «Aber den Jugendlohn finde ich eine gute Idee, werden wir wohl auch so machen. Aber bis dahin ists noch eine ganze Weile.»
«Wenn er gut im Stall mithilft, gibts schon mal einen Fünfliber.»
Renzo Blumenthal
Auch bei Gustav ists noch lange hin, bis Geld bei den Kindern ernsthaft ein Thema wird. Seine Jungs kriegen jeden Freitag einen Einfränkler, um sich nach der Schule im Lädeli was zu kaufen. «Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Süssigkeiten man für einen Franken kaufen kann.» Aus der Sicht eines Erwachsenen sei das ja nur Mist. Aber dreinreden wolle er seinen Jungs deswegen nicht. «Ich kann ihnen ja auch nicht wirklich erklären, warum ich unbedingt ein 23. Gitarrenpedal brauche…»
Wenns bei ihm mal wieder knapp wird mit dem Geld, verdient er sich mit Strassenmusik etwas dazu. Und für seine Kinder will er sich mal etwas genauer informierten über dieses Konzept Jugendlohn.