Die Fahrt zu Sepps Hof ist abenteuerlich. Über steinige Strassen und Flüsse geht es ins Urner Schächental. Nach gut zwanzig Minuten Fahrt tut sich ein Bild auf, wie es schweizerischer nicht sein könnte: Schneebedeckte Berge, saftige Wiesen und ein Holzhaus aus dessen Kamin dichter Rauch aufsteigt.
Hier wohnt Sepp. Geissenbauer in siebter Generation und Star der von «Bauer, ledig sucht ...». Der Landwirt fand über die Sendung eine neue Liebe. Neun Jahre nach dem Tod seiner Frau, im Alter von 74 Jahren. Claudia hat seine Welt wieder gerade gerückt, erzählt der Bauer in urchigem Schächentaler Dialekt. «Es kann schon sehr einsam sein hier oben», sagt er ernst.
Claudia und Sepp hielten die Trennung nicht aus
«Als Claudia nach der Hofwoche ging, musste ich wirklich aufpassen, dass ich nicht in ein Loch falle.» Sie habe ihn darum jeden Tag angerufen, sagt die fröhliche Baslerin. Und obwohl sich das Paar nach den Dreharbeiten einige Wochen nicht sehen wollte, hielten die beiden die Trennung nicht aus.
«Eine Woche später war ich schon wieder hier. Sepp ging es nicht gut und ich wollte für ihn da sein.» Der rüstige Bauer leidet an Diabetes. «Seit Claudia und ich zusammen sind, geht es mir viel besser.» Die 62-Jährige kocht und backt leidenschaftlich gern. Besonders für ihren Bauern. So sie holt dann auch einen dampfenden Marronikuchen aus dem Ofen. «Ohne Zucker», strahlt sie. Extra für Sepp.
Es sei speziell, sich in diesem Alter noch einmal zu verlieben, sagt das Paar. Beide fühlen sich heute in der Beziehung freier und gelassener. «Früher war ich der Mann im Haus und die Bedürfnisse meiner Frau zählten kaum.»
Das habe ihm nie gefallen. Er will seiner Partnerin nicht vorschreiben, was sie zu tun hat. Auch Claudia kennt das Gefühl, fremdbestimmt zu sein. «Früher war das halt anders. Da hat man gemacht, was der Mann gesagt hat. Hier entscheide ich selber, was ich auf dem Hof machen will und was nicht. Es macht mir wahnsinnig Freude, mich um Sepp und die Tiere zu kümmern.»
Die Tiere, das sind 22 verfressene Geissen und vier Kälber. Seine Rasselbande ist Sepps ganzer Stolz. Im Stall strahlt der ohnehin schon fröhliche Urner noch glücklicher hinter seinem Bart hervor. Kaum sind die Stalltüren offen, wuseln einem Geissen jeder Grösse um die Beine. Doch wenn Sepp auf den Plan tritt, verfolgt ihn seine kleine Herde auf Schritt und Tritt.
Spricht er über die Zukunft seines Hofes, wird der Bauer schnell ernst. Ewig könne er die harte Arbeit nicht mehr machen, sagt er traurig und es sei unklar, wer dann die Landwirtschaft und die Geissen übernehme. Der Gedanke, seine Tiere irgendwann zu verlassen und bei Claudia im Kanton Zürich zu wohnen, sei komisch. «Schliesslich war ich mein Leben lang hier oben. Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen.»
So ist es auch Claudia, die ihren Umzug plant. Sie könne es sich gut vorstellen, in der Abgeschiedenheit des Tales mit Sepp zu leben. Natürlich würde sie den Männerhaushalt dann etwas auf Vordermann bringen. «Mal ordentlich putzen und Sepp eintrichtern, dass er nicht immer seine Stallkleider rumliegen lässt», scherzt die Pflegefachfrau.
Das urige Haus gefällt ihr sonst gut. Die meiste Zeit verbringt das Paar in der grossen Wohnküche, in der sie bei einem gemeinsamen Glas Wein über Gott, die Welt und ihre Zukunft sprechen. «Wir können uns gut vorstellen, noch einmal zu heiraten», sagen die beiden und lachen sich verliebt an. Claudia und Sepp sind verliebt wie Teenager, einfach viel gelassener.