Vor seinem Hof stapeln sich Geräte, Müll und allerlei Kram. Im Bauernhaus sieht es aus, als habe seit einigen Jahren niemand mehr den Staubwedel geschwungen. Bauer Franz, 53, hat Besseres zu tun als Hausarbeit. Seine Hofdame Carmen, 54, ist geschockt, als sie sieht, wie ihr Hofherr lebt. Franz' Ausrede: «Das ist halt ein Männerhaushalt hier. Hier ist halt keine Frau, die sich um den Haushalt kümmern kann.»
Eine Frau für Haus und Hof
Franz ist nicht der Einzige, der besser ein Job-Inserat für eine Raumpflegerin geschaltet hätte, als sich bei «Bauer, ledig, sucht...» anzumelden. «Sie soll mir den Haushalt machen, backen und auf dem Hof helfen. Es wäre auch schön, wenn sie schlank wäre und man sich mit ihr zeigen könnte», träumt der 62-jährige Bauer Bruno aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden.
Diese Einstellung ist keinesfalls eine Altersfrage. Auch der erst 26-jährige Sven, der bereits einen grossen Betrieb leitet, gibt seiner Hofdame Stefanie einen Korb mit der Begründung: «Sie ist noch zu jung und weiss nicht, was es heisst, auf so einem Hof zu arbeiten.» Dass die 24-Jährige Konditorin ist, und eventuell ihren Beruf weiter ausüben will, daran denkt der St. Galler überhaupt nicht.
Beziehungsprobleme sind sehr häufig bei Bauern
Den Bauern Franz und Bruno liefen ihre Ex-Frauen davon und Sven findet nicht einmal im TV die Richtige. Scheitern bäuerliche Beziehungen an veralteten Rollenbildern? Lukas Schwyn, 64, ist Präsident des Bäuerlichen Sorgentelefons. Er sagt, Landwirtinnen und Landwirte kontaktierten ihn häufig wegen Beziehungsprobleme. Und oft sei das traditionelle Beziehungsbild der Bauern schuld daran.
«Die Emanzipation, die in den Städten schon vor Jahren stattgefunden hat, kommt nun auf den Höfen an. Vor allem die jungen Bäuerinnen wollen mehr, als nur für das Haus, ihren Mann und den Hof da sein». Viele von ihnen hätten heute einen eigenen Beruf, den sie ausüben wollen, so Schwyn.
«Ein Hof kostet Kraft»
Aber auch ältere Landwirtinnen begehren auf. «Sie wollen nicht mehr an letzter Stelle kommen und erwarten eine wirkliche Partnerschaft.» Die Bauern, die sich beim Sorgentelefon melden, seien damit oft überfordert. «Die Arbeit auf dem Hof kostet die Landwirte viel Kraft. Besonders, wenn sie allein sind. Dann brauchen Sie einen Partner, der wirklich mitarbeitet.» Für die Bedürfnisse ihrer Partnerinnen bliebe da häufig kein Platz. «Und natürlich haben viele Bauern einfach keine Lust auf Hausarbeit», so Schwyn weiter.