Stellt man sich eine typische Hofdame vor, würde man sie wohl in Gummistiefeln, einem praktischen T-Shirt und mit einem zweckdienlichen Overall erwarten. Nie im Leben käme man darauf, dass ebendiese Hofdame in High Heels, Etuikleid und mit stets in Wellen gelegten Haaren auftauchen würde. Doch dann kam Marlies.
Grosses Kino mit der Grande Dame
Die diplomierte Kommunikationsfachfrau versprüht Glanz und Glamour bei «Bauer, ledig, sucht...» wie noch kaum eine Hofdame vor ihr. Schon beim Kennenlernen mit Bauer Martin, 50, der sie vom Bahnhof abholte, zeigte die Zürcherin, wo outfittechnisch der Hammer hängt: aufgrund ihrer hohen Schuhe relativ weit oben. Im schicken Blusenkleid wurde sie von Martin in Empfang genommen. Die High Heels streifte sie aber gleich ab, weil «ich selber nicht grad die Kleinste bin», so Marlies.
Doch wer dachte, dass die toughe Geschäftsfrau fortan auf ihre Hacken verzichten würde, irrt. Die Assistentin der Geschäftsleitung stöckelt fleissig weiter. Und gelangt – womöglich wegen des Schuhwerks – auch liebestechnisch in himmlische Höhen. Zwischen Martin und Marlies sprühen die Funken. Kaum auf dem Hof angekommen, wird geschmust und geküsst, was das Zeug hält. «Bauer, ledig, hat gefunden», sagt Martin später.
Hofhacken im Spiel
Dass sie optisch so gar nicht auf einen Hof passt, ist Marlies durchaus bewusst. «Ich kann mir gut vorstellen, dass der erste Eindruck für viele Leute, die mich nicht kennen, ist: ‹Die sieht schick aus, und das wars dann.›» Der Schein trüge aber. «Ich habe immer gearbeitet, ich habe mich persönlich und beruflich immer weiterentwickelt», erzählt die Hobby-Fotografin stolz. Und die Ü50erin, die ihr genaues Alter nicht verraten will, hat sogar schon Zeit zwischen Heu und Huhn verbracht: Als Kind war sie gemäss eigenen Aussagen oft bei ihren Grosseltern zu Besuch, die einen Bauernhof hatten.
Doch ob sie auch auf dem Bierschwein-Hof ihres neuen Herzbuben bestehen würde? Denn sogar beim Bauern ist es Marlies wichtig, dass sie eine gute Falle macht. Als Martin sie für die Stallarbeit in einen Overall steckte, wollte der legere Schnitt der Zürcherin so gar nicht passen. Kurzerhand holte sie sich einen Gürtel zu Hilfe. Offiziell, um den zu grossen Overall ein wenig zu bändigen. Inoffiziell wohl aber eher, um ihre Wespentaille zu betonen.
Ein Bauernleben kommt für sie nicht infrage
Doch dass sich Marlies von ihrem schicken Äusseren verabschieden muss, wird allerdings gar nicht nötig sein. Mit Chopard-Sonnenbrille auf der Nase, Perlenkette am Hals und dazu passenden Ohrringen offenbart sie Martin, dass ihr sehr wichtig sei, selber zu arbeiten. «Ich sehe mich nicht als Heimchen am Herd oder nur in der schönen Villa sitzend und Nägeli streichend», erzählt sie. «Für mich ist es wichtig, mein Potenzial, das ich habe, weiterzupflegen, und das kann ich nur, wenn ich mich weiter einbringe.»
Martin ist von dieser Idee begeistert. «Wir sind ein unglaublich gutes Team, besser kann es nicht sein! Ich finde super, dass du mir anbietest, dass du dich einbringen willst.» Und das macht sie noch an demselben Tag. Zur Grossmetzgerei im Bernischen, welcher Martin sein Bierschweinefleisch anbieten will, begleitet Marlies ihn nicht nur als Freundin, sondern auch als Fachberaterin fürs Marketing. Und legt einen filmreifen Auftritt hin: Im enganliegenden Etuikleid, ihren geliebten Perlen am Hals und im Ohr, hohen Hacken und mit hübscher Maniküre betritt sie das Büro. Und kann Martin eine neue Partnerschaft vermitteln; er beliefert ab sofort eine Grossmetzgerei.
Eine rosige Zukunft?
Für Marlies und Martin geht die Hofwoche kommenden Donnerstag noch weiter. Doch Amor scheint es mit den beiden schon jetzt gut zu meinen. Die Funken sind noch immer da – und wurden nicht nur durch den erfolgreichen Vertragsabschluss noch befeuert. «Wir sind ein Dream-Team», schwärmt Martin bei einem Glas Wein und einem gemeinsamen Glacé. «Du passt genau zu mir!»
Besiegelt wird die unterschwellige Liebeserklärung nicht nur durch einen Kuss, sondern auch durch eine besondere Überraschung, die Martin organisiert hat. Ein junger Mann spielt Marlies zu Ehren die Liebes-Hymne «La vie en rose» auf einem Fagott. Marlies ist begeistert: «Das berührt mich sehr», sagt sie mit Tränen in den Augen. Denn mit dem Ständchen hat die stylische Dame nicht nur «La vie en vogue», sondern auch «La vie en rose» – welch rosige Zukunftsaussichten.