Dieses Mikrofon ist anders als die, die Beatrice Egli, 28, sonst in der Hand hält. Mit ihrem Charme hat sie es dem griechischen Kapitän Ioannis Anastasiou, 56, abgeschwatzt. Jetzt hat sie einen direkten Draht in die 1253 Kabinen des Kreuzfahrtschiffes mit 2500 Passagieren. «Hier ist eure Beatrice Egli! Wir begeben uns auf eine unvergessliche Reise durch den Orient», verspricht sie. Es ist der erste Schlagerabend in Dubai und im Arabischen Golf!
Im schwimmenden All-inclusive-Hotel zeichnet die Schwyzer Schlagersängerin ihre TV-Show «Schlager & Meer» (Samstag, 20.10 auf SRF1) auf. «Ich habe immer Sehnsucht», so Egli. «Nach Meer und danach, die Welt zu bereisen. Das war seit je mein grösster Traum.» Von Dubai nach Khor Fakkan über den Oman nach Abu Dhabi und wieder zurück - eine Woche wird geschaukelt und geschunkelt. Dafür hat sie prominente musikalische Gäste mit an Bord geholt. Etwa aus Bern und St. Gallen.
Francine Jordi, 39, hat noch in fast jedem ihrer 18 Karrierejahre eine Kreuz- oder Flussfahrt gemacht. Dabei hat sie einen kleinen Tick, der sich nicht gut mit einem schwankenden Boden vereinbaren lässt: «In einem Hotelzimmer muss ich zuerst alle schrägen Bilderrahmen geraderücken.» In Kabine 8015 sind der «Leuchtturm», das «Schiff» und der «Vogel» zum Glück fest verschraubt. Obwohl Francine Jordi gerade mal drei Tage mitschippert, hat sie ihr zweites Ritual vollzogen. Alles wird ausgepackt! Mit dabei: CDs, Autogrammkarten, ein E-Reader (aktuelles Buch: «Ein ganz neues Leben» von Jojo Moyes). Nie fehlen darf auch ihr Hirsekissen: «Für Künstler ist es das A und O, überall gut schlafen zu können. Und ich schlafe gerne aus.» An der Kabinentür baumelt stets das «Bitte nicht stören!»-Schild. Darauf aber nimmt die vorgeschriebene Notfallübung der Besatzung um 10.10 Uhr keine Rücksicht.
Die Bernerin geniesst es, auf dieser Schlager-Schiffsreise von Beatrice Egli mitzuwirken. Keine Spur von Zickenkrieg. «Früher hat es viel mehr solche Schlagershows gegeben», sagt sie. «Jede, die Erfolg mit ihrer Musik hat, hilft dem Schlager. Und so helfen wir uns alle gegenseitig.»
Linda Fäh, 29, residiert zwei Decks tiefer. Bereits 2013 trat die St. Gallerin an der Lollipop Party im Vorprogramm von Beatrice Egli auf. Kein Wunder, sagte sie freudig zu, als Egli sie in ihre Schiffsshow einlud. Zumal auch ihre Mutter schon immer eine Kreuzfahrt machen wollte. Auf Deck 12 geniesst Linda Fäh nun mit Mami Brigitte an der «Eisbar» ein Glace - «wenn die Wahl schwerfällt, einfach eines passend zur Farbe des Outfits wählen», so der Tipp der Frauen.
Am späteren Nachmittag gehts an Land - in die orientalische Basarstadt Muscat. «Wenn ich schon hier bin, möchte ich auch etwas sehen», sagt die Miss Schweiz von 2009. Ein Must ist für sie deshalb zwei Tage später auch der Besuch der Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi - was für ein Kontrastprogramm zu ihrem sexy Bühnenauftritt auf dem Dampfer.
So schön Ferien auch sind, ein Pflichttermin steht für Linda an. «Wir wollen die Generalversammlung meines Fanclubs hier abhalten», so die Sängerin. Ihre Mutter ist Präsidentin, Linda und ihr Manager im Vorstand, einzig ihr Bruder Fabio fehlt. Und sie schaffen ihr Vorhaben - wenn auch erst am letzten Reisetag.
Von Land und Leuten bekommt Gastgeberin Beatrice Egli wenig mit. «Einmal Zimt, bitte!», schnell greift sie sich ein Eis und läuft in den weissen Turnschuhen Richtung Heck. Mit Francine und Linda tritt sie gegen die deutschen Künstler im Shuffleboard an. «Gahts eui guet sowiit?», erkundigt sie sich. Viel Zeit, sich auszutauschen, bleibt aber nicht. Der Drehplan für die geplante TV-Sendung ist intensiv. Meist an ihrer Seite sind ihr Manager und ihre Visagistin. «Wir sind wie eine Familie, auch wenn sie mich aus Spass Chefin nennen», sagt sie. Täglich läuft sie mehrmals auf dem 293,3 Meter langen und 36 Meter breiten «Mein Schiff 3» hin und her - oft in High Heels. Tatsächlich: Schuhe machen den grössten Teil ihres Gepäcks aus - drei Koffer zu je 23 Kilo. «Ich habe lieber mehr Schuhe als weniger Gepäck dabei. Manchen Männern muss ich ja in den Hintern treten.»
In den knapp vier Jahren seit ihrem Sieg bei «Deutschland sucht den Superstar» ist bei Beatrice viel passiert: «Auf der Bühne habe ich gerade einen neuen Frühling erlebt. Jetzt bin ich zu 1000 Prozent ich selbst, das sagt sogar meine Familie.» Selbstbewusst, frech und professionell. Jede Aufnahme sitzt. Nur einmal hat sie Schwierigkeiten, spricht Hochdeutsch statt Dialekt. «Heute denke ich sogar oft in Deutsch, weil ich die Sprache 24 Stunden am Tag höre und spreche», sagt sie. Englisch habe sie zudem auch verlernt. «Vielleicht treffe ich mal einen Italiener. Mit der Liebe lernt man jede Sprache.»
Wo sind all die Romeos? Diese Frage stellt sich Single Beatrice in einem ihrer Lieder. Ein Ohrwurm. An Männern mangelt es auf dem Schiff nicht. Mit Mitch Keller singt sie ein Duett. Mit Bernhard Brink mixt sie Cocktails. Ein Fan erzählt stolz von seiner lebensgrossen Beatrice-Holzfigur. Weiter gehts zu Chefkoch Karsten Stumpf in die grösste der zwölf Kombüsen. «Ich kannte dich ehrlich gesagt nicht und habe mir dann ein Foto angeschaut», gesteht der grosse Mann aus Bregenz. «Und da dachtest du, was kommt denn da für ein Sahneschnittchen!», sagt die Metzgertochter aus Pfäffikon SZ und lacht. «Du bist ja mein absoluter Lieblingsmann auf dem Schiff, denn ich esse soo gerne!» Und schon frisst ihr auch der Chef von 210 Angestellten aus der Hand.