Die Nachricht des Suizids von Benoît Violier, †44, trifft die Gourmetwelt wie ein Schlag - und verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Selbst die «New York Times», das Wirtschaftsmagazin «Forbes» oder der britische «The Guardian» berichten über die Tragödie des Sterne-Kochs, der sich am Sonntagnachmittag mit einer Schusswaffe das Leben nahm.
Zu viel Druck für Benoît Violier?
Warum? Violier hatte alles - 2013 wurde er von GaultMillau zum «Koch des Jahres» gekrönt, sein Restaurant in Crissier VD zählte zu den besten der Welt. Vielleicht war genau das der Grund für das abrupte Ende eines erfolgreichen Lebens. Kollege Ivo Adam, 38, sagt gegenüber «20 Minuten»: «Jeden Tag eine perfekte Leistung abliefern zu wollen, kann belastend sein.» Der Suizid gebe einem sehr zu denken.
Spitzengastronom André Jaeger war ein enger Freund Violiers und hatte ihn erst wenige Tage zuvor in seinem Restaurant getroffen. Der 68-Jährige erinnert sich: «Er war voller Enthusiasmus. Er hat gesprüht vor Ideen. Da muss etwas sein, von dem wir alle nichts wissen.» Er hofft jedoch zu erfahren, warum Violier diesen drastischen Schritt gewählt hat. «Nur so kann man mit der Situation Frieden schliessen.»
Forderung: Tabu brechen
Auch Anton Mosimann, der in London unter anderem für die Royals kocht, ist schockiert. «Es gab keinen einzigen Moment, bei dem Benoît durchblicken liess, dass es ihm schlecht ging», so der 68-Jährige zum «Blick». Und Jacky Donatz, 64, vom Zürcher Restaurant Sonnenberg ergänzt: «Benoît hat den Druck nicht mehr ausgehalten. Er war ein sehr sensibler Mensch, aber auch ehrgeizig. Für ihn gab es nur sein Restaurant.» Vom zu hohen Druck spricht auch Gastronom Beat Caduff. Doch das Thema sei in der Küche tabu. «Traurig zu sein über den Töpfen - das gibt es nicht.» Der 54-Jährige fordert ein Umdenken in der Branche. Köche sollten vermehrt über Überforderung im Job sprechen können.