Warum habe ich eigentlich so wenig Geld?», fragt Chantal Salzgeber, 47, und schaut auf die paar Monopoly-Scheine, die vor ihr liegen. «Falsche Strategie», meint ihr Sohn Jascha, 15, achselzuckend und schnappt sich den Würfel. Chantal lacht. Eine Strategie hatte sie tatsächlich nicht – weder fürs Spiel noch fürs Leben. 14 Jahre lang arbeitete die Walliserin bei einer Bank. Für ihren Mann, Sportmoderator Rainer Maria Salzgeber, 49, zog sie nach Zürich.
Als Tochter Cloé, 17, und später Jascha zur Welt kamen, entschied Chantal, sich ganz der Familie zu widmen. Nicht weil das schon immer ihr Wunsch gewesen wäre. «Mein Mann hat einen unregelmässigen Job, und wir hatten in Zürich kein Netzwerk an Grosseltern, das wir hätten einspannen können. Wären wir im Wallis geblieben, wäre das anders gewesen», sagt sie. Der Entscheid, zu Hause bei den Kindern zu bleiben, habe sich einfach richtig angefühlt. «Und das tut er heute noch.»
Dabei ist Chantal Salzgeber eines wichtig: «Ich spreche hier von mir und meiner Familie. Was für uns stimmt, passt für andere vielleicht nicht. Ich nehme mir nicht das Recht heraus, über diese zu urteilen!» Sie finde es schade, wenn Frauen einander gegenseitig «bekämpfen», weil die Frage, ob man als Mutter arbeiten soll oder nicht, hierzulande immer wieder in eine Art Glaubenskrieg ausartet.
«In unserem Leben hat sich diese Arbeitsteilung einfach so ergeben. Zumal ich auch nicht der Typ bin, der unbedingt Karriere machen muss», sagt Chantal. Das Wichtigste in der Kindererziehung finde sie Präsenz. «Das meine ich nicht unbedingt nur physisch. Man kann sich auch für die Kinder interessieren und sie unterstützen, wenn man berufstätig ist.»
«Was für uns stimmt, passt für andere vielleicht nicht.»
Chantal Salzgeber
So haben Cloé und Jascha auch eine enge Bindung zu Papa Rainer. «Wir telefonieren ständig», erzählt Cloé lachend. Dass ihre Mutter so viel Zeit in die Familie investiert hat – und das immer noch tut –, schätzen die beiden Teenager. So probierte Chantal jede erdenkliche Sportart aus mit ihren Kids und ist auch heute immer dabei, wenn jemand Lust auf Fussball, Badminton oder Tennis hat.
Das Familienleben findet bei Salzgebers am Mittagstisch statt. «Rainer arbeitet oft abends. Wäre ich tagsüber unterwegs und käme irgendwann am Nachmittag nach Hause, würden wir total aneinander vorbeileben», erklärt Chantal. Cloé und Jascha geniessen die Gespräche beim Zmittag. Und das Essen. «Mami ist die beste Köchin der Welt», schwärmt Cloé. «Ich wünsche mir von ihr ein Kochbuch, in dem sie all ihre Rezepte niederschreibt!» Dabei punktet die Mama nicht nur am Herd. «Wir haben ein sehr enges Verhältnis», sagt Cloé. Und: «Ich finde, sie hat alles richtig gemacht.»
Wie sieht die bald 18-Jährige eigentlich ihre eigene Zukunft? Cloé macht derzeit die Fachmittelschule im Bereich Kommunikation und Information, kann sich vorstellen, zum Fernsehen oder zum Radio zu gehen. «Aber vielleicht ergibt sich ja auch etwas total anderes.» Zum Beispiel eine Familie, für die sie die Karriere hinten anstellt? «Klar, warum nicht? Ich kann mir aber auch vorstellen, mit Kindern weiterzuarbeiten. Wir werden sehen, was sich ergibt.»
«Wir haben uns entschieden, eine Familie zu gründen, und jeder von uns hat seinen Beitrag zu dieser geleistet.»
Chantal Salzgeber
Zurück zum Monopoly. Und zum bescheidenen Häufchen Spielgeld, das vor Chantal Salzgeber auf dem Tisch liegt. Hat sie es nie vermisst, einen eigenen Lohn zu haben? «Nein», sagt Chantal. Genauso wenig wie sie sich je als «Anhängsel» ihres bekannten Mannes vorgekommen sei oder das Gefühl hatte, «nur» Mutter und Hausfrau zu sein. «Wir haben uns entschieden, eine Familie zu gründen, und jeder von uns hat seinen Beitrag zu dieser geleistet. Ich glaube nicht, dass ich jemandem etwas schulde.»
In welcher Art und Weise ihre Kinder dereinst ihr Leben gestalten, sei nicht so wichtig. «Ich unterstütze sie so oder so.» Und das ist doch alles, was zählt.