Die Schwyzer Abfahrerin Corinne Suter, 24, hat erlebt, was man niemandem wünscht - und schon gar nicht einer Sportlerin. Die zweifache Juniorenweltmeisterin musste um ihre Karriere bangen. Wegen einer schweren Blutvergiftung drohte der Schwyzerin eine Amputation des Fusses!
Keine Anzeichen für Gefahr
Im Juni dieses Jahres hat das Schweizer Skiteam auf dem Stilfser Joch trainiert. «Es lief super, ich habe nichts gemerkt», schildert Suter ihre Geschichte gegenüber dem «Tagesanzeiger». Im Hotel aber stellte die 24-Jährige fest, dass ihre Fussnägel mit Blut unterlaufen waren. Dies war allerdings nichts Ungewöhnliches für sie, da Skifahrer wegen der Übertragung auf die Skis oft Skischuhe tragen, die zu klein sind.
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Doch plötzlich kann Suter nicht mehr laufen. Ihre Physiotherapeutin sticht ihr anschliessend mit einer Nadel die Nägel auf, um den Druck zu lösen. Die Schmerzen sind damit verschwunden; am darauffolgenden Tag steigt die Speed-Spezialistin wieder in die Skischuhe.
Eine Frage von Stunden
Doch vorbei war der Albtraum damit noch nicht. Eine Wunde am rechten Fuss entzündet sich. Weil der Chefarzt von Swiss-Ski, Walter O. Frey, in Amerika weilt und zudem noch Wochenende ist, weigert sich Suter, einen Arzt zu konsultieren. Obschon sie zu diesem Zeitpunkt nur noch an Krücken gehen kann und ein roter Strich das Bein bis zum Knie hochläuft.
Suter ringt sich durch und sendet doch noch ein Foto ihres Fusses an Frey. Der schickt sie sofort in den Notfall. «Er war gerade beim Einchecken und wäre danach neun Stunden im Flieger gesessen», erzählt Suter. Dann hätte man ihren Fuss wohl nicht mehr retten können.
Auch im Notfall wird die Dringlichkeit der Behandlung zuerst nicht bemerkt. Erst als sich ein Arzt den Fuss genauer anschaut, erhält Suter eine Infusion nach der anderen mit Antibiotika. Diagnose: Blutvergiftung. Sie bleibt vier Nächte im Spital. Die Ärzte sagen, dass man ihr den rechten Fuss wohl hätte amputieren müssen, hätte Suter das Wochenende abgewartet.
Mit beiden Füssen im Leben
Mittlerweile hat Corinne Suter das Fuss-Fiasko überwunden. Sie weiss, welch grosses Glück sie hatte - sieht aber in der dramatischen Geschichte auch Positives. Die Pause habe ihr gutgetan, und dank des Malheurs habe sie am Skischuh herumpröbeln können. Sie trägt nun eine grössere Nummer. Nach einem harzigen letzten Winter - mit Ausnahme des fulminanten sechsten Platzes in der Olympia-Abfahrt von Pyeongchang - befindet sich Suter in hervorragender Verfassung, sind die Trainer überzeugt.
Bereits heute Abend ab 20.30 Uhr hiesiger Zeit hat Suter die Möglichkeit, die überzeugenden Resultate aus den Trainings auch im Rennen umzusetzen. Die Schwyzerin startet in ihre vierte Weltcupsaison, der Anfang macht die heutige Abfahrt in Lake Louise.