Was macht man, wenn man als heissester Pop-Newcomer der Schweiz gehandelt wird und der Anzug, den man für den ersten Videodreh bestellt hat, nicht rechtzeitig ankommt? «Ich habe erst mal meine Mama angerufen», gesteht Crimer, 27. Doch dann wusste er sich trotzdem selbst zu helfen und lieh sich für den Dreh einen Blazer seiner Freundin aus.
Nein, das coolste Kid an der Primarschule in Balgach im St. Galler Rheintal sei er nicht gewesen, erzählt Alexander Frei, wie Crimer im echten Leben heisst, bei einem Kaffee in seinem Elternhaus. «Ich war ein grosser Fan der Boyband Backstreet Boys und sang im Chor.» So ging er denn irgendwann auch mit einem Foto von Backstreet Boy Nick Carter zum Coiffeur und liess sich nach dessen Vorbild einen Scheitel verpassen. Damals hätte er kaum zu träumen gewagt, dass dieser einmal zu seinem Markenzeichen werden würde. Genau wie sein Kleiderstil mit den Rollkragenpullovern. «Ich bin eher der Winter-Typ. Aber ich besitze auch T-Shirts mit Kragen.»
Die Geschichte seiner Karriere liest sich wie ein Märchen: Als Sänger einer Schülerband coverte Alexander Songs, bevor er begann, eigene zu schreiben. Als er für sein Publizistik- und Wirtschaftsstudium nach Zürich wechselte und die Band im Rheintal blieb, begann er auch musikalisch eigene Wege zu gehen. Und das so ganz anders als alles, womit junge Schweizer Musiker derzeit durchzustarten versuchen. Synthi-Pop à la Depeche Mode nennen es die Medien. Wave-Pop mit einem modernen Twist nennt es Crimer selbst. Unbestritten sind der Einfluss der Achtziger und ein gehöriger Schuss Melancholie. «Das gefällt mir musikalisch. Aber privat bin ich ein fröhlicher Mensch», betont Alexander.
Fast schon hatte er sich mit der Rolle als «ewiger Support Act» für andere Bands abgefunden, als er als «Lückenbüsser» beim Zürcher Lauter Festival auftreten durfte. Von da an geht alles ganz schnell. Alexander bekommt einen Plattenvertrag und ersetzt seinen Künstlernamen Batman durch Crimer. Der Song «Brotherlove» schlägt ein wie eine Bombe. Er handelt von Alexanders Beziehung zu seinen Brüdern Fabian, 30, und Benjamin, 24. «Sie sind so anders als ich. Aber meine grössten Fans und Stützen. Sie tanzen oft an meinen Konzerten.» Seit ein paar Tagen gibt es mehr von Crimer auf der EP «Preach», bis im Sommer ist er auf Tour.
Wie es dann weitergeht, weiss Alexander, der auch in einer Werbeagentur arbeitet, noch nicht. «Ich nehme alles, wies kommt. Weiter Musik machen werde ich sowieso.» Bleibt noch eine Frage offen: Was heisst eigentlich Crimer? Alexander: «Das ist einer, der immer etwas schräge Dinger dreht und damit durchkommt.» Das passt doch ganz gut.