Er ist ein Provinzler – und stolz drauf. «Auf dem Land aufzuwachsen, ist ein Privileg», sagt der Solothurner CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt, 41, und tritt in die Pedale seines Velos. Vor ihm liegt, eingebettet in die Gebirgszüge des Solothurner Juras, das liebliche Dünnerntal. Hinter ihm, mit einem Trailer ans Velo angekoppelt, sitzt Tochter Elina, 7. «Velotouren sind perfekt mit Kindern. Beim Wandern maulen sie viel schneller!»
Die Mutter ins Schwitzen bringen
Müller-Altermatt hat als junger Bursche schon früh seinen Kanton mit dem Velo erkundet. «Als Drittklässler bin ich alleine über den Scheltenpass gefahren – und habe meine Mutter ganz schön ins Schwitzen gebracht», sagt er und lacht. Der Gebirgspass zwischen dem Kanton Solothurn und dem Kanton Jura ist immerhin 15 Kilometer lang und stotzig! «Echt jetzt, Papa? Das ist schon etwas gaga», sagt Sohn Quirin, 12, und braust mit seinem Mountainbike am Vater vorbei.
Der familienfreundlichste Veloweg der Schweiz
In Wolfwil an der Aare aufgewachsen, zieht Müller-Altermatt vor 20 Jahren nach Herbetswil. Ins Elternhaus seiner Frau Sabine, als das erste der vier gemeinsamen Kinder auf die Welt kommt. Seit 2009 ist er Präsident der 550-Seelen-Gemeinde, deren Fläche zu zwei Dritteln von Wald bedeckt ist.
Herbetswil ist auch das Ziel der heutigen Velotour. «Der familienfreundlichste Veloweg der Schweiz», schwärmt Müller-Altermatt. Kein Wunder, ist er voll des Lobes: Als Programmleiter des Naturparks Thal hat er den «Veloweg am Sunnebärg», der vom Freibad Moos in Balsthal acht Kilometer ohne Steigung dem Aarezufluss Dünnern entlang nach Herbetswil führt, mit konzipiert. «Hier sieht man, dass das Mittelland mehr zu bieten hat, als eine Autobahn zum Durchfahren!»
Dissertation über Kräuter
Die Sicht bis weit ins Tal Richtung Moutier ist unverbaut. Pferdefan Elina freut sich über die «Rössli», die vor den Stallungen am Wegrand ihre Runden drehen. Bis auf einen Mähdrescher ist es idyllisch ruhig. Nur die Maisfelder stören Müller-Altermatt. «Ein Sinnbild für die Intensivlandwirtschaft – fotografieren Sie mich lieber neben dem Raps. Das gibt gutes, heimisches Öl!» Altermatt baute als Doktorand in Biologie den Naturpark Thal auf. Seine Dissertation hat er über die Kräuter in den Jurahängen geschrieben.
In Herbetswil angekommen, wird klar, warum Müller-Altermatt nicht nur in Bern den Titel «Mister Energiewende» trägt. Auf dem Dach des Gemeindehauses glitzern Solarzellen in der Sonne, die grossen Rohre am Strassenrand stehen für den Wärmeverbund bereit, der im Winter die ersten Häuser mit Holzschnitzeln aus dem Thal heizen soll. «Herbetswil ist der Energiewende weit voraus», sagt er stolz. Tochter Elina interessiert das weniger. «Papi, gibts jetzt Glace?»
Im Gasthof Reh gibts für Elina eine Kugel Joghurt-Waldbeere. «Komm, wir gehen aufs Boot», sagt Quirin. Die lauschige Gartenwirtschaft hat ein eigenes Seeli. «Man kann Forellen fischen und hier essen», erklärt Müller-Altermatt. Fisch gibts auch an der Nordsee, wo die Familie zwei Wochen Veloferien macht. «Den Rest des Sommers sind wir aber zu Hause. Denn Ferienfeeling gibts auch hier!»
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