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Gitarrist Tommy Henriksen lebt in Nänikon ZH

Daheim bei Johnny Depps Göttibub

Es rockt in Nänikon! Mit seiner Schweizer Frau Sandra lebt US-Gitarrist Tommy Henriksen im Zürcher Oberland. Hier telefoniert Sohn Finn regelmässig mit seinem Götti: dem berühmtesten Piraten der Welt.

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Tommy Henriksen mit Ehefrau Sandra und Sohn Finn

Hardrocker mit Herz: Familie Henriksen in ihrer Stube in Nänikon ZH: Tommy, 54, Sohn Finn, 5, und Ehefrau Sandra, 41, mit Hauskaninchen Sapo, 17.

Kurt Reichenbach

Der Dorfbrunnen plätschert, ein Traktor rattert vorbei. Doch dafür hat der 5-jährige Finn keine Augen. Immer wieder greift er in die Packung Chips, die sein Vater Tommy im Volg gekauft hat. «I love living in Nänikon!», sagt Tommy Henriksen, 54, in amerikanischem Englisch. Es sei total anders hier als in Los Angeles – dort wohnte der US-Amerikaner bis vor fünf Jahren.

«Die Leute grüssen sich, auf den Wiesen grasen Kühe.» Finn zerrt an Dads Lederjacke: Die Chips-Tüte ist leer. Tommy schüttelt den Kopf. «Heute Abend skypst du ja wieder mit Onkel Johnny. Dann frag ihn, ob er dich zu einer Portion Chips einlädt, wenn er das nächste Mal wieder hier ist.»

Tommy Henriksen mit Sohn Finn

Im Dorfzentrum von Nänikon. Der Vater: «Weisst du, wer Chips auch noch liebt? Onkel Johnny.» Mit Onkel Johnny ist Johnny Depp gemeint, Finns Götti.

Kurt Reichenbach

Tommy lacht. Der benachbarte Bauer habe ihm am Anfang noch nachgeschaut, erzählt er auf dem Heimweg. «Wahrscheinlich wegen meiner vielen Tattoos. Ich bin halt ein Rockmusiker. Aber ein ganz normaler.»

Von Los Angeles nach Nänikon

Seit knapp vier Jahren wohnt Henriksen mit seiner Schweizer Ehefrau Sandra und Finn im unscheinbaren Mehrfamilienhaus in Nänikon, einem Ortsteil von Uster ZH. 1800 Einwohner, stattliche Bauernhäuser, gepflegte Gärten. Wahrzeichen ist das Türmlischulhaus. Dessen Glocke verkündet jeweils die Geburt und den Tod von Einheimischen.

«Welcome at home!» Tommy zieht die Westernstiefel aus, umarmt seine Sandra. «Sie ist die Beste der Welt!» Die 41-jährige Bankerin aus Dietlikon ZH winkt ab. Bei den Henriksens wird Englisch gesprochen. Am langen Stubentisch sass auch schon Schockrocker Alice Cooper, Tommy spielt in dessen Band. «Das war ganz relaxed», erzählt Henriksen. «Sandra ist eine exzellente Köchin und eine wunderbare Gastgeberin.» Es gab grillierte Pouletbrust mit Risotto.

Tommy Henriksen mit Ehefrau Sandra

Grosse Liebe: U2-Fan Sandra und Tommy am Stubentisch. «Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Rockmusiker heirate.»

Kurt Reichenbach

Aus dem CD-Player perlt Tom Pettys «Free Fallin’». Finn stellt sich neben die Lautsprecher, singt mit. Sandra: «Finn hat Musik im Blut, Tommys Gene.» Sapo, ein Kaninchen der Rasse Zwergwidder, hoppelt ins Kinderzimmer, Finn rennt hinterher. An der Wand hängt ein Foto, es zeigt Finn mit Johnny Depp. Die Augen des Fünfjährigen beginnen zu leuchten. «Onkel Johnny!» – so nennt Finn seinen berühmten Götti.

Tommy Henriksen Finn Johnny Depp

Verstehen sich: Finn mit seinem Götti («Godfather») Johnny Depp, 55, im Juli 2018 in Dübendorf ZH nach dem Konzert der Hollywood Vampires.

HO

Vater Tommy und der 55-jährige Hollywoodstar sind dicke Freunde, besuchen sich regelmässig. Einmal etwa, als die Henriksens in Los Angeles in den Ferien waren. Seither schwärmt Finn: «Onkel Johnny hat einen megacoolen Pool!»

Ferien bei Johnny Depp

Im Sommer 2016 lud Depp die Familie samt Tommys Schwiegereltern zu sich nach Südfrankreich in seine Villa bei Saint-Tropez – um Sandras Geburtstag zu feiern. Und als Depp Anfang Oktober zur Premiere seines Films «Richard Says Goodbye» in Zürich weilte, besuchten Sandra und Finn ihn in seiner Hotelsuite. «Wir kennen Johnny als liebenswürdigen Menschen. Er ist scheu und bescheiden, liebenswert und lustig.» 

25 Minuten sind es vom Bahnhof Nänikon-Greifensee zum Flughafen Zürich. Das kommt Tommy zupass: Acht Monate im Jahr ist er weg von zu Hause, irgendwo auf der Welt unterwegs: meist auf Tour mit Alice Cooper. «Der Kerl ist siebzig, doch fit wie ein Turnschuh, er spielt Golf, trinkt den ganzen Tag Diet Coke. Und er liebt es zu touren! Im Jahr spielen wir über hundert Konzerte. He’s a fucking crazy animal!»

Tommy Henriksen

«Tommy hat einen weichen Kern. Er ist lustig, charmant, etwas scheu», sagt Gattin Sandra Henriksen.

Kurt Reichenbach

Oft arbeitet Tommy auch in Los Angeles in seinem Musikstudio, wo er schon für Lou Reed und Lady Gaga produzierte. Das Studio befindet sich in einem von Johnnys Häusern. «Wir verstehen uns prächtig! Die Liebe zu Musik und Kunst, wir haben so viel gemeinsam. Johnny nennt uns die Brüder Grimm oder Gipsy Punks – er der Zigeuner, ich der Punk.»

Als Depp der SI im Juli ein ausführliches Interview gewährt, sagt er über Henriksen: «Tommy ist keiner der fucking Arschkriecher, die um mich rumschwirren. Er ist offen und ehrlich zu mir. Deshalb ist er mein Freund.» Damals treten die beiden als Gitarristen am Montreux Jazz Festival auf, in der Rock-Supergroup Hollywood Vampires.

Tommy Henriksen und Jonny Depp

Kumpels: Die Hollywood Vampires vor ihrem Konzert in Montreux: Alice Cooper, Tommy Henriksen, Johnny Depp, Joe Perry (v. l.).

Kurt Reichenbach

Tommy sitzt am Stubentisch.  «Finn hat keine Ahnung, dass Johnny ein Star ist. Für ihn ist er einfach die Person, die er in ihm sieht.» Treffen sich die beiden, nimmt Johnny seinen Göttibub in die Arme, spielt mit ihm, nimmt sich Zeit. «Das liebt Finn.»

Götti-Fernbeziehung dank Facetime

Vor zwei Tagen unterhielten sich die zwei per Facetime. Finn erzählte dem Götti, dass er an Halloween sein Lieblingsoutfit anhatte: das Piratenkostüm! Einen Film von Depp, der mit «Pirates of the Caribbean» weltberühmt wurde, hat Finn noch nie gesehen.

Tommy Henriksen mit Ehefrau Sandra und Sohn Finn

Sohn Finn, 5: «Ich habe einen coolen Dad. Er schrieb mir einen Song: ‹Mr Finn›».

Kurt Reichenbach

Der Familie wegen sei er hierhergezogen, sagt Tommy. Die Lovestory begann am Sonisphere Festival 2011 in Basel. Sandra ist Troubleshooterin hinter der Bühne, Tommy rockt mit Alice das Joggeli. Backstage kreuzen sich ihre Wege. «Für mich wars Liebe auf den ersten Blick», sagt Tommy.

Trauung auf Hawaii, Hochzeit in Dübendorf

Doch Cooper holt ihn aus den Träumen: «Diese Frau ist nicht deine Liga!» Trotzdem kommts Wochen später in Zürich zum Date. Tommy und Sandra essen im «Hiltl», er mit schwarzem Ledermantel, schwarzen Fingernägeln und Totenkopfschal. «Zum Abschied gab er mir ein zartes Küsschen.»

Noch im selben Jahr lädt er sie zum Konzert in Paris ein, Cooper sagt zu Tommy: «Du wärst ein Idiot, wenn du sie nicht heiratest!» Regelmässig reist Sandra fortan nach Los Angeles, um Tommy zu besuchen. Ihren Eltern stellt er sich folgendermassen vor: «Es stimmt alles, was ihr über Rockmusiker wisst. Doch ich bin die Ausnahme.»

Sandra nickt. Einen Monat später kniet er in einem Restaurant vor Sandra nieder: «Willst du meine Frau werden?» Sie sagt Ja. Die zivile Trauung findet auf Hawaii statt, mit Alice und dessen Frau Sheryl als Trauzeugen, die Hochzeit in einer Kirche in Dübendorf ZH.

Tommy Henriksen

Forever: «Finn» und «Sandra loves Tommy» ist eintätowiert – in der Schrift von Finn und Sandra.

Kurt Reichenbach

Im Juni 2013 kommt Finn zur Welt, Tommy zügelt in die Schweiz, er will, dass Finn hier aufwächst. «Hier hat Sandra ihren Job, die Lebensqualität ist hoch, die Schulwege sind kurz. Und alles wird einem genau erklärt.» Auch Sandra lacht, sagt: «Wir führen ein fast ganz normales Leben.»

Tommy Henriksen

Heimstudio: Hier produzierte Tommy die neue Hollywood-Vampires-DVD. Auf dem Bildschirm: Johnny Depp.

Kurt Reichenbach

Ist Tommy nicht on the road, bringt er Finn in den Kindergarten, produziert in seinem Heimstudio Musik. Momentan arbeitet er an einer CD der Hollywood Vampires. «Vorgestern rief mich Johnny an, um ein paar Songtexte zu ändern.»

Die neue Live-DVD der Vampires hat Tommy vor Kurzem in Los Angeles fertig produziert, mit Johnny. Harte Tage. «Johnny beginnt nicht vor 22 Uhr mit der Studioarbeit.»

Tommy Henriksen mit Sohn Finn

Action: Vater und Sohn im Kinderzimmer. «Wir spielen viel zusammen, schauen Cartoons an.» Finn will Polizist werden.

Kurt Reichenbach

Finn stürmt in die Stube, schnappt sich das iPad. Skypen! Hier Nänikon, dort Los Angeles. «Hello Mr. Finn, here’s uncle Johnny. How are you?»– «Fine.» Dann erzählt Finn, was er im Kindergarten gebastelt hat, eine halbe Stunde plaudern die zwei. Dann fragt Finn: «Onkel Johnny, essen wir eine Tüte Chips, wenn du wieder hier bist?» – «Oh yeahh, good idea!», grummelts aus L.A. 

Thomas Kutschera
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Von Thomas Kutschera am 30. Dezember 2018 - 06:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 11:46 Uhr