Muskelmänner trinken nur Proteinshakes? Nicht so Daniel Bernhardt, 53, der gebürtige Berner, der sich in Hollywood einen Namen gemacht hat. In einem Fitnessstudio in Schlieren ZH, in dem das Treffen stattfindet, packt ihn das Heimatgefühl: «Ich nehme ein Rivella blau!»
Seit 25 Jahren weg
Bernhardts Wehmütigkeit überrascht nicht. Seit 25 Jahren lebt er nun in den USA, mittlerweile in Los Angeles. Dort ist er erfolgreich als «Action Actor», wie er sich selber bezeichnet, unterwegs. Er ist Schauspieler in Actionfilmen; seine Stunts dreht er alle selber. Wenn er zwischendurch gefragt werde, ob er ein Stuntman sei, verneine Bernhardt jeweils: «Dafür habe ich zu viel Respekt vor den wirklichen Stuntmen», sagt er. Im Gegensatz zu einem Stuntman dreht Bernhardt auch Szenen ohne haarsträubende Kunststücke.
Bernhardt ist sich hartes «Schaffe» gewohnt – aufgegeben hat er nie: «Wenn du etwas willst, kannst du das erreichen.»
Ellin AndereggDass er je so erfolgreich sein würde – Bernhardt hat in weltberühmten Filmen wie «Matrix Reloaded», «Parker» und «Castle» mitgewirkt –, davon hätte der grossgewachsene Berner nicht zu träumen gewagt: «Hätte mir vor 30, 35 Jahren jemand gesagt, wo ich heute stehen würde – ich hätte nur gesagt: ‹No Way, du bist verrückt!›»
Kampfsportler mit Leib und Seele
Vor 53 Jahren erblickt Bernhardt das Licht der Welt, wächst in Worblaufen in Berns Agglomeration auf. Während seiner Lehre als Sanitärzeichner kommt er erstmals mit Kampfsport in Berührung. Von einem Freund wird er in die neue Welt eingeführt, die ihn total fasziniert. Aus dem Schütteler wird nach und nach der Kampfsportler. Ob er damit Mädchen beeindrucken wollte? «Nein. Ich war ein Engel!», sagt er – und lacht verschmitzt.
Sein Vormittag ist fürs Training reserviert: Daniel Bernhardt widmet einen Grossteil seines Lebens dem Sport.
Ellin AndereggHeute trainiert der Schauspieler drei bis fünf Stunden jeden Tag. Er weiss: Sein Körper ist sein Kapital. Darum steht er auf, macht Judo. Kurze Pause, Jiu-Jitsu. Nahtlos weiter geht es mit Kickboxen. Dann ist der Morgen vorbei. Am Nachmittag hat er Zeit für sich und seine Familie.
Die Tochter ist das Wichtigste
Die Familie, das sind Ehefrau Lisa Stothard, 55, und Tochter Bella, 15. Seine Gattin hat der Berner Beau am Set von «Bloodsport IV» kennengelernt – es war Liebe auf den ersten Blick: «Es hat ‹Bäng› gemacht», sagt Bernhardt.
Familienbande: Bei seinem Bruder Cliff, 50, trainiert Daniel Bernhardt, wenn er in der Schweiz ist. Cliff arbeitet im Fitnessstudio «David Gym» in Schlieren.
Ellin AndereggHeute sind die beiden seit 20 Jahren zusammen, seit 15 Jahren verheiratet. Das Geheimrezept? «Du musst ein Team sein», sagt der Schauspieler. Etwas kann der sympathische Star aber nicht abstreiten: «Es hilft, wenn man sich lange Zeit nicht sieht. Dann freut man sich wieder aufeinander.» Denn wegen seines Jobs ist er häufig unterwegs, Knall auf Fall plötzlich für drei Monate weg. «Ich bin enorm dankbar, dass meine Frau die Familie zusammenhält – ohne sie ginge es nicht.»
Bella ist heute 15. Die Tochter sei ihm das Wichtigste, sagt Bernhardt. Deshalb bereue er auch, sie nicht zweisprachig aufgezogen zu haben – Bella kann kein Deutsch. «Da habe ich komplett versagt», reflektiert Bernhardt selbstkritisch.
Seine Tochter geht auf eine reine Mädchenschule. Für Jungs interessiere sie sich deshalb noch nicht. Falls sie doch einen nach Hause bringen sollte, weiss Daniel Bernhardt schon, wie er ihn begrüsst: «Hey. Kennst du Judo?»
Zwischendurch holt ihn das Heimweh ein
Bella wächst in Los Angeles auf. Deshalb sieht ihre Kindheit anders aus als diejenige von Bernhardt, der in der Schweiz gross geworden ist. «Wir haben uns als Kind das Velo geschnappt und waren den ganzen Tag weg – sind an die Aare gegangen, in den Wald, haben Indianer und Cowboy gespielt.» Das fehle in Los Angeles gänzlich; die Tochter habe ihn nicht mal in die Schweiz begleiten können – das Leben in L.A. sei zu stressig, zu durchgetaktet für 15-Jährige. Zwei Wochen das Volleyballtraining zu verpassen, liege nicht drin. «Dann bist du raus», sagt Bernhardt.
Nachdenklich: Bernhardt bereut heute, dass er seine Tochter nicht zweisprachig erzogen hat.
Ellin AndereggGerne denkt Bernhardt an seine Kindheit in der Schweiz zurück. Er kann sich gut vorstellen, den Lebensmittelpunkt seiner Familie wieder hierhin zu verlegen: «Ich liebe die Berge, die Seen, das ist mein Zuhause. Aber ich komme nur wieder, wenn ich hier arbeiten kann.» Ansonsten fühlt er sich aber auch in den USA pudelwohl: «Ich habe echt Schwein. Ich hab ein tolles Leben. Ein wirklich tolles Leben!»