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  4. Letzte Folge von «Wilder» mit Sarah Spale und Marcus Signer - die Kritik
Zivadinovic zappt

«Wilder»-Finale: Das! Gibts! Gar! Nicht!

Dass der Verdächtige nie der Mörder ist, weiss jedes Kind. Dass aber ausgerechnet ER Armon Todt umgebracht hat, während die Bundesanwältin Suizid begeht, lässt SI-online-Redaktorin und TV-Kritikerin Maja Zivadinovic mit offener Kinnlade und einem Monster zurück. 

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Sarah Spale und Marcus Signer als Rosa Wilder und Manfred Kägi im Finale von «Wilder»

Sarah Spale als Rosa Wilder und Marcus Signer in der Rolle von Manfred Kägi sichtlich schockiert: Im grossen «Wilder»-Finale kommt die ganze schreckliche Wahrheit ans Licht.

SRF/Pascal Mora

Da ist es wieder. Das riesige Monster, das neben mir auf der Couch Platz nimmt, rüberguckt und grinst. Wir kennen uns, das Monster und ich. Es besucht mich immer, wenn ich eine Serie fertig geguckt habe, die mein Herz erobert hat. Da, wo dieses wegen des «Wilder»-Finales gerade noch viel zu schnell pochte, ist jetzt Leere.

Sechs Wochen lang tauchte ich dienstags zur besten Primetime auf SRF1 ins düstere Oberwies-Universum ab. Nun ist das grosse Rätselraten zu Ende: Rosa Wilders (Sarah Spale, 37) Vater Paul Wilder (Andreas Matti, 57) ist der Mörder von Armon Todt (Christian Kohlund, 67).  HOLLY SHIT! Hätten Sie damit gerechnet? Ich nie nie nie nie! Mein krimierprobtes Umfeld auch nicht.

Andreas Matti (Paul Wilder)

Rosas Vater Paul Wilder, gespielt von Andreas Matti, ist der Mörder von Armon Todt (Christian Kohlund).

SRF/Pascal Mora

Rasch zum Plot: Im verschneiten Oberwies wird der Künstler Armon Todt (Christian Kohlund, 67) umgebracht. Zeitgleich verschwindet Amina Al-Baroudi (Amira El Sayed, 26), die Tochter des reichen ägyptischen Investors Karim Al-Baroudi (Ercan Durmaz, 52), der in Oberwies ein Hotel bauen will - was vielen Dorfbewohnern missfällt. 

12 tote Kinder, 1 toter Künstler, 1 Mörder, 1 Suizid und 0 Bösewichte

Ab sofort macht das sehr ungleiche Duo Rosa Wilder und Manfred Kägi (Marcus Signer, 52) Jagd auf den Mörder und deckt im Lauf der Ermittlungen immer mehr dunkle und schlimme Geheimnisse im Dorf auf. 

Rosa Wilder und Manfred Kägi in Wilder

Rosa Wilder und Manfred Kägi ermitteln im Mordfall Todt. 

SRF/Pascal Mora

Während fünf Folgen gab es ausserehelichen Sex, ein Kuckuckskind, Ehebruch, Fahrerflucht, den Beweis, dass alte Liebe wirklich nicht rostet. Und die Bundesanwältin und Gotte von Rosa Wilder,  Barbara Rossi (Sabina Schneebeli, 54), von der man nie erwartet hätte, dass sie Dreck am Stecken hat. Den hat sie aber. Als linke Umweltaktivistin war Rossi in den Lawinenabgang involviert, der am 19. November 1987 zwölf Schulkinder aus Oberwies das Leben kostete.

Mit ihr damals auf dem Berg: Armon Todt, der nun nicht mehr schweigen wollte und der einäugige Pirat, dessen Schuh Rosa in der ersten Folge vor die Füsse fällt. Rosas Vater war insofern mit von der Partie, dass er dem Trio den Sprengsatz besorgte. In der Nacht, in der das Töchterli des reichen ägyptischen Investors verschwand, wollten Rossi und Rosas Vater Armon dazu bringen, weiter zu schweigen. Es kam zum Eklat - und damit zum Totschlag.

Wie soll man so viel Drama aushalten!?

Nachdem Rosa und Kägi also schnallen, dass Rossi kein Unschuldslamm ist, beichtet sie den Mord an Armon, obwohl sie ihn nicht begangen hat. Dann stürzt sie sich von einem Hausdach in den Tod! DAS! GIBTS! GAR! NICHT! 

Amira El Sayed als Amina Al-Baroudi in «Wilder»

Zumindest für die reichte Tochter Amina des ägyptischen Geschäftsmannes Al-Baroudi gibt es ein Happy End.

SRF/Pascal Mora

Die schuchzende Tochter in den Armen ihrer weinenden Mutter

In der Schlussszene liegt Rosa schluchzend in den Armen ihrer heulenden Mutter Christine Wilder (Ruth Schwegler, 55). Auch sie wusste nicht, dass ihr Mann mitschuldig am Tod ihres Sohnes und Rosas Bruder ist, der beim Lawinenunglück 1987 umkam. 

Das Bild ist doppelt und dreifach traurig: Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist schwer belastet. Als Teenagerin war Rosa schwanger von Armon. Obwohl es sich um ein Kind der Liebe handelte, zwang die Mutter Rosa zur Abtreibung.

Paul und Christine Wilder

Zu ihren Eltern Paul und Christine hat Rosa Wilder ein schwieriges Verhältnis.

SRF/Pascal Mora

Hättest du gerne mehr Blut und Brutalität?

Zurück in mein Wohnzimmer: Es ist etwas nach 21 Uhr. Ich heule. Mehr als bei «Love Actually» oder bei «Beauty and the Beast». Das hier sind echtere Tränen. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass «Wilder» quasi vor meiner Haustüre spielt, die Protagonisten Dialekt sprechen oder daran, dass ich in Rosa eine Freundin und Verbündete sehe. 

Der Mann zu meiner rechten Seite fragt mich, ob ich mir zum Schluss nicht etwas mehr Blut und Brutalität gewünscht hätte. Ich überlege. Nein, null. Für Brillanz brauchts kein Gemetzel! Im Gegenteil, müsste ich jetzt zum Fakt, dass «Wilder» nun vorbei ist auch noch krasse Bilder verarbeiten, wäre ich ein Wrack.

Dafür sind sich der Mann neben mir, meine Freunde, meine Familie und meine Arbeitsgspänli in einer anderen Frage einig: Liebes SRF, wir wollen mehr! Jetzt, da wir uns so wunderbar eingelebt haben, sind wir bereit für die nächste Runde - also bitte gebt uns unser wöchentlich Oberwies bald wieder.

MfG und allerherzlichsten Dank,
Ihre Maja + Kompanie

Maja Zivadinovic
Maja ZivadinovicMehr erfahren
Von Maja Zivadinovic am 12. Dezember 2017 - 21:22 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:56 Uhr