«Du bist ein Phänomen!», lässt Helene Fischer, 33, am Dienstagabend ihre Fans im ausverkauften Zürcher Hallenstadion singen. Ja, in der Tat diese Frau ist ein Phänomen für die Massen. Jedem im Saal ist unverständlich, wie man die sympathische Deutsche mit russischen Wurzeln nicht mögen kann.
Gleich zu Beginn inszeniert sie sich als ikonische Glitzergöttin und schwebt an Strapaten herab. Die Sängerin gibt wirklich alles: Sie verrenkt sich, singt engelsgleich, lässt die Hüften kreisen. Und das drei Stunden lang.
Nach drei Songs begrüsst sie ihr Publikum, das noch nicht so richtig in Schwung gekommen ist: «Grüezi mittenand!» Gleich schwärmt sie, wie gut es ihr in der Schweiz gefällt. «Eine Woche dürfen wir uns bei euch einnisten.» Die gibt sich lustig und wischt sich nach Akrobatikeinlagen und Getrommel den Schweiss von der Stirn: «Bei mir läufts!»
Fischer schaut ihren Fans in die Augen
Die Bühne, mit diversen Hebeelementen, Falltüren und Toren ausgestattet, ist ein Videomeisterwerk in HD. In ihren Liedern bindet Fischer immer wieder die Fans ein: «Zürich, ich brauche dich!» Textsicher sind hier alle bis zur letzten Zeile. Jubeln, mitsingen, bewundern. Das Publikum ist selig.
Von kleinen Kindern bis zum 90-Jährigen sind alle Altersstufen vertreten. Während der Balladen beobachtet man einige, die völlig versunken mit leuchtenden Augen auf ihren Plätzen der Musik lauschen. Das Ziel ihrer Show hat Helene auch gleich zu Beginn erklärt: «Wir wollen einen schönen Abend miteinander haben.»
Trotz des riesigen Stadions soll sich jeder angesprochen fühlen, seiner Helene Fischer nah sein können. So fährt sie mit einer Hebebühne über den halben Saal und geniesst es, den Fans «mal in die Augen sehen zu können.» Und die sind fasziniert von der Frau, die scheinbar alles kann, und der man es ganz ohne Neid gönnt.
Kein Wunder, hats viele Männer im Publikum
In einem etwa acht Meter hohen Würfel legt sie mit ihren Tänzerinnen eine sexy Show mit Varietécharakter hin. Verrucht kann sie auch. Die Kostüme werden im Laufe des Konzerts immer tiefer im Dekolletee, am Ende tauscht sie den Glitzerbody gegen hautenge Lederhosen. Da ist es nicht verwunderlich, dass besonders viele Männer im Publikum sitzen.
Country, Stangentanz, Salsa, Elektro-Pop, Headbangen: In drei Stunden hat Helene Fischer jeden Stil durchgeturnt. Die Menschen lieben sie. Bei Krachern wie «Morgen küss ich dich wach» sind alle ganz gebannt und klatschen.
«Atemlos» als Zugabe
Am Ende zeigt die Sängerin nochmals, dass sie sportlich inzwischen mit ihren Akrobaten des Cirque de Soleil mithalten kann. Nach «Herzbeben» legt sie mit einem Artisten eine Nummer an einer schwebenden Stange hin, balanciert an einer Hand hoch über der Bühne. Noch ein Song (und «Atemlos» als Zugabe, darauf warteten alle), «merci vielmal», ein Loch tut sich in der Bühne auf. Weg ist sie. Aber wer die Fans aus der Halle kommen sieht, von glücklich still bis grölend ausgelassen («Helene, ohoho») weiss: Helene Fischers Zauber hält an.
Insgesamt werden rund 55'000 Fans Helene Fischer gesehen haben, wenn sie am Sonntag im Hallenstadion ihren letzten Ton der diesjährigen Tournee singt. Sie weiss, was sie an ihnen hat: «Danke, dass ihr mich liebt.» Am 26. Juni 2018 kommt sie dann zurück in die Schweiz. Dann nach Basel.