Banker seien keine attraktiven Kundenberater à la Leonardo DiCaprio, 43, in «The Wolf of Wallstreet», sondern vielmehr Bünzlis, die enge Beziehungen zu ihren Kunden pflegen, sagte Regisseurin Bettina Oberli, 45, im Vorfeld über ihren neusten Film, den Zweiteiler «Private Banking», der gestern Sonntag und heute Montag auf SRF 1 lief.
Ausserdem stellte sie eine Frau ins Zentrum der Geschichte. Stephanie Japp, 45, spielt Caroline Pfister, einen Ex-Junkie und Suchttherapeutin. Als uneheliche Tochter des Privatbankiers Leopold Weyer übernimmt sie, nach seinem Herzinfarkt, die Geschäfte ihres Vaters in der Bank Weyer. Sie deckt, gemeinsam mit der jungen Juristin Stefanie Pfenniger, Anna Schinz, 30, die illegalen Geschäfte der Bank auf und mutiert von der idealistischen Autonomen zur geradlinigen Bankdirektorin.
Tolle Schauspieler — tolle Story — nicht so tolle Umsetzung
Stephanie Japp hat mich als Bankdirektorin Caroline Pfister umgehauen. Intensiv, fehlbar, stark, schwach. Die Frau spielt mit einer Million Emotionen pro Sekunde. Und auch über die anderen Schauspieler kann man nicht meckern. Anna Schinz als Stefanie Pfenniger schafft es, nicht in das stocksteife, dümmliche und über ehrgeizige Spiel zu fallen, das ihrer Rolle hätte zu eigen werden können. Und auch der Jungbanker Marco Antonelli (Marc Benjamin, 30), ist, obwohl seine Rolle alle Klischees erfüllt, viel facettenreicher als erwartet.
Warum scheitert das grosse TV-Highlight, wie das SRF die rund drei Fernsehstunden ankündigte, dann doch so sehr? Es scheint, als habe, gut schweizerisch, überall der Mut gefehlt. Als sei man zu oft an einem Tisch gesessen und habe darüber diskutiert, ob denn jetzt auch jeder versteht, wie das mit den Banken in der Schweiz so läuft.
Töchterchen knickt ein... war ja klar!
«Komm, wir basteln lieber noch einen zwielichtigen Reichen und schwarzafrikanische Geldwäscher rein, das verbindet doch jeder mit illegalen Bankgeschäften.» Oder: «Nein, also durchziehen können wir das mit der gradlinigen Frau, die ihre Bank reinwaschen will, nicht. Schliesslich ist sie auch Töchterchen. Bei Papas knickt jedes Mädchen ein.» So etwa stelle ich mir die Gespräche im Sitzungszimmer der Drehbuchautoren vor.
Zugegeben, ich weiss nicht, wie es im Innern von Privatbanken zu- und hergeht. Und natürlich sehe auch ich die schönen alten Häuser in Zürich mit den vergitterten Fenstern, hinter denen wahrscheinlich eine Menge Geld fliesst. Aber das dort eine blutjunge Juristin über 8 Milliarden Franken überwacht, dass eine Privatbank heutzutage ihre Geschäfte noch in Papierordnern und auf Karteikärtchen festhält und dass ein surrender Server im Tresor der Bank das höchste der technischen Gefühle ist, kann ich mir nicht vorstellen.
Romantisches Private Banking
In Zeiten, in denen ich mit meinem Handy zahlen, von überall auf mein Konto zugreifen und zu jeder Zeit Geld hin- und herschieben kann, wird wohl auch eine Privatbank hoch digitalisiert sein. Klar, der Gedanke von vollen Geldkoffern und zwielichtigen Geldwäschern ist romantisch. Realistisch ist er aber wohl nicht.
Das sagt auch Topbanker Walter Berchtold, er leitete bis vor kurzem die Zürcher Falcon Private Bank und führte früher das Private Banking der Grossbank Credit Suisse, der den Film für die «Handelszeitung» analysierte. Er sagt: «Das SRF hat die schwärzesten Schafe von allen aus dem Banken-Stall geholt.» So tue man der seriösen Branche keinen Gefallen.
Warum, warum, warum?
Dann sind da noch die Frauen in «Private Banking». Mich persönlich freut es ja schaurig, dass mit Stephanie Japp als Caroline Pfister und Anna Schinz alias Stefanie Pfenniger gleich zwei Frauen im Zentrum des Zweiteilers stehen. Aber warum, warum, warum kämpfen beide wieder für das Gute? Und warum, warum, warum, scheitern beide an sich selber?!
Frauen sind immer die Guten, die Sanften und Ehrlichen. Ich hätte mich so sehr über eine dreckige, knallharte Bankerin gefreut! Und wer jetzt motzt und sagt: «Das wird sie ja am Ende!» Dem halte ich entgegen: «Aber nur, weil sie aus Liebe zum Papa einknickt. Schade!» Wirklich alles schade!