Wie der Sommer wird, fragen wir jetzt nicht. Das wär ja plump bei einem Wetterfrosch. Und die Frage, wie eitel er denn sei, ist bei einem Herrn Eitel wie mit der Tür ins Haus fallen. Zuerst mal klingeln. Jan Eitel, 35, öffnet in himmelblauen Jeans und Karo-Hemd. In breitestem Basler Dialekt bittet er ins Haus. «Wir haben uns vieles angeschaut», sagt er, «dieses hat uns von der Lage sofort überzeugt. Und den Weitblick finde ich als Meteorologe natürlich lässig.» Zuletzt hat er mit Frau Natasa, 34, in Basel direkt am Rhein gewohnt. Mit der Geburt von Luc, 1, suchten sie sich ein Häuschen im Grünen. Und sind hier in Oberwil BL fündig geworden. Das Haus stammt aus den 70er-Jahren. «Die roten Plättli in der Küche habe ich sofort rausgespitzt», sagt Jan. Streichen, Parkett verlegen: Zusammen mit dem Schwiegervater habe er so viel wie möglich selbst renoviert.
Luc sitzt draussen im Gras. Vorsichtig zieht er sich an der Hängematte hoch. Diese Woche wird er einjährig. Sehr bald macht er hier selbstständig seine ersten Schritte. Die Wendeltreppe drinnen haben Natasa und Jan schon eingezäunt, sobald Luc schnell unterwegs ist, werden sie auch den Pool sichern müssen. Die Terrasse ist ziemlich schief. Aber das Schwimmbecken ist zu ihrer Verwunderung dicht. Deshalb liessen sie es auch stehen. «Wäre auch schade gewesen drum, nicht?», fragt Natasa. Wasser ist schliesslich das Element des Paars. Windsurfen ist ihre Leidenschaft, in der Garage stehen so viele Bretter, dass der VW-Bus davor stehen muss. Während seines Geografie-Studiums surfte Jan Eitel noch wettkampfmässig. Eines Tages musste er sich dann entscheiden: Sport oder Karriere? Er entschied sich für Letzteres, spezialisierte sich auf Wetter und Klima und landete auf dem «Meteo»-Dach von SRF.
Seit zwei Wochen moderiert er «Meteo» nach der «Tagesschau»-Hauptausgabe um 19.50 Uhr. Rund eine Million Schweizerinnen und Schweizer schauen da zu. Für Eitel, der bisher nur mittags zu sehen war, ein neues Gefühl. «Ich bin nicht die Rampensau, die unbedingt in die Primetime wollte. Aber nach sechs Jahren ist es eine gute Abwechslung», sagt er. Eine, die vor allem auch seinen Tagesrhythmus familientauglicher macht. Sein neuer Arbeitstag beginnt um 9 Uhr - in aller Regel.
Bisher hatte er rund 15-mal im Monat Frühschicht. «Ich habe Übung darin, aufzustehen, ohne Natasa zu wecken», sagt er. Morgens um zwei Uhr auf dem Weg von Oberwil ins Fernsehstudio in Zürich Oerlikon - «da höre ich jeweils fremd», gesteht Jan Eitel. Der deutsche Sender SWR 3 mache um diese Zeit bereits Liveradio. «Da spielen Bäcker gegen Bäcker - und andere Berufsleute, die um diese Zeit schon oder noch wach sind.»
Natasa ist Zahnärztin. Sie hat in Basel ihre eigene Praxis. Zurzeit arbeitet sie 60, er 90 Prozent. Lucs Grosseltern sind fest eingespannt. «Vor allem die Grossväter, sie sind schon pensioniert. Mein Vater schaut einen Tag, Natasas Vater zwei Tage die Woche», erzählt Jan Eitel.
Luc hat schon acht Zähne. «Und eine Zahnlücke wie ich einst», sagt Jan Eitel. Und witzelt dann, das erste Bleaching werde der Sohnemann mit zwei verpasst bekommen. «Nein, im Ernst: Wegen Natasa gehe ich nicht häufiger zum Zahnarzt als zuvor.» Sie wirft ihm einen gespielten bösen Blick zu. Das Paar ist herrlich locker, gelöst. Jetzt könnte man ja fragen: Wie eitel sind die Eitels? «Mir reicht Nivea blau also voll und ganz», sagt er. Und beginnt zu erklären, dass Eitel in der Schweiz ein seltener Name sei. Grund: «Das ist ein deutsches Rittergeschlecht.» Natasa kichert und ruft: «Ja klar!» Eitel will fest dran glauben und erzählt grinsend weiter: «Mein Vater sagt, es gebe in Stuttgart ein Familien-Ritterwappen.»
Wenn Natasa von ihren Patienten gefragt wird, ob der Eitel auf dem «Meteo»-Dach ihr Mann sei, hat sie in Zukunft eine fast schon romantische Antwort parat: «Ja, er ist mein Ritter Eitel.»